Okay. Es wird alles gut. Ich würde nur keine voreiligen Schlüsse ziehen. Versuche mit anderen Leuten darüber zu reden. Ich hatte damals leider nicht so ein Orientierungscamp, aber dort sind sicherlich noch andere Austauschschüler, auch Deutsche oder Betreuer, mit denen du darüber reden kannst oder die vielleicht in ähnlichen Situationen stecken. Rede mit ihnen darüber wie wenig du dich hier gerade wohlfühlst. Sei kontaktfreudig. Anfangs ist es nie ganz leicht so ins kalte Wasser geworfen zu werden und eine ganz unbekannte Welt um sich herum zu haben.
Vielleicht hilft es, wenn du dir vorstellst, dass du eben nicht 1 Jahr weg bist. Denke immer daran, dass du jeder Zeit abbrechen kannst und zu jeden Zeitpunkt nach Hause fliegen kannst. Es steht immer in deiner Verfügung und wenn du nach 2 Monaten nach Hause willst, dann flieg nach Hause.
Manchmal hilft es auch einfach mal alles aufzuschreiben, vielleicht in einem Tagebuch. Versuche auf jeden Fall deine Familie zu Hause zu kontaktieren oder mit engen Freunden zu reden.
Außerdem: Ablenkung! Ich war das vergangene Jahr nochmal 8 Monate im Ausland und hatte auch ein wenig mein Heimweh zu kämpfen, weil längst nicht alles glatt lief. Was mir wirklich geholfen hat, ist, mich auf das Land einzulassen. Unternehme was Schönes, schaue dir schöne Orte an, bei denen du dich wohlfühlst. Das ist jetzt auf dem Orientierungscamp natürlich schwer, aber sobald du in der Gastfamilie bist, würde ich es versuchen. Finde Lieblingsorte und Aktivitäten, bei denen du dich wohlfühlst, vielleicht auch irgendwas, was dich an deine Heimat erinnert. Zum Beispiel hab ich mich immer Orte am Meer gesucht, weil ich mich dort immer am wohlsten fühle.
Ansonsten ist es völlig normal, dass man an besonders schlechten Tagen Heimweh hat, gerade, wenn es noch richtig stressig wird. Wie oft war ich total verzweifelt während meines Austausches. Einmal ist mein Handy kaputt gegangen und ich war mit einem Mal komplett von meiner Heimat abgeschnitten, das war richtig schwer für mich so länger zu leben, bis ich ein neues hatte. Aber weißt du was? Es gibt sich gute Tage und sogar richtig gute Tage! Ich habe auf meinem Austausch Freunde fürs Leben kennengelernt und die sind es letztendlich auch gewesen, die mit mir was gemacht haben und mich abgelenkt haben, als es mir nicht so gut ging. Versuche die schlechten Momente in gute umzukehren. Ich bin mir sicher auch du lernst richtig nette Leute kennen.
Bald bist du in deiner Gastfamilie, wo du dich erstmal wieder niederlassen kannst und ein wenig Ruhe bekommst, dich einleben kannst in deine vorzeitige neue Heimat. Es wird besser werden. Und am Ende erinnert man sich immer am meisten an die guten Momente. So schwer mein Austausch manchmal war, ich bereue kein Stück davon und es ist etwas, was einen fürs Leben prägt und aus dem man viel mitnimmt. Am Ende will man oft nicht mal mehr zurück, so schwer es für dich momentan zu glauben ist.
Glaub mir, ich weiß genau, wie du dich fühlst. Wenn du immer noch niemanden findest, mit dem du darüber reden kannst, kannst du natürlich auch mir schreiben.
Und falls es nach mehreren Wochen immer noch nicht besser wird, rede mit Koordinatoren darüber, vielleicht können die das ändern. Und wenn es gar nicht mehr geht, flieg zurück. Niemand wird dir Vorwürfe machen und letztendlich ist das auch eine Erfahrung fürs Leben.
Ich hoffe du übersteht die anfangs schwere Zeit. Jetzt kann es nur besser werden. Alles Gute für deinen Austausch und viel Kraft. Du schaffst das.