Vorweg...
Mit diesem Beitrag möchte ich versuchen die etwas abgeglittene Diskussion auf Kurs zu bringen, und weiter euch allen ein "Situationsbild der Antike" zu zeichnen.
Die "sensible" Zeitperiode die wir betrachten, allgemein als ANTIKE bekannt, steht in keinster Weise in einer WECHSELBEZIEHUNG zu unserer Zeit.
Mit anderen Worten: ZEIT ist eine Einbahnstrasse.
Und wie schon erwähnt, kann man nicht, nur weil die Grenzen heute so sind, wie sie nun sind, Rückschlüsse auf eine längst vergangene Zeit ziehen... das ist milde ausgedrückt DILETTANTisch.
Das Problem der Antike ist, daß nur wenige Völker eine Schrift besaßen. Unser Problem ist, daß Mist, Schutt, Tonscherben, etc. nicht reden können.
Ein weiteres Problem unserer Zeit ist auch, daß so manche Berichte aus jenen Tagen zu ungenau waren: Beschreibungen von geographischen Orten, Erzählungen über andere weiter entfernte Völker (aber den Nachbarn den kannte man genau - logisch, oder etwa nicht?), und zu guter letzt' wurden auch bei den Griechen nicht immer Dinge sofort aufgeschrieben, sondern auch eine ganze Zeitlang mündlich überliefert, bis dann einer kam und meinte, er müßte diese phantastische Geschichte aufschreiben und dann noch ein wenig ausschmücken.... z.B.: "Illias" von Homer oder "Odysseus" ebenso von Homer.
Soviel zur Schreib- und Erzählkultur der Antike.
Ach... fast hätt' ich's vergessen...
Jedes Königshaus oder jeder Führer der Antike berief sich IMMER auf eine göttliche Abstammung oder auf eine Blutsverwandtschaft zu einem Helden längst vergangener Tage (modernes Beispiel: Skenderbeg mit Alexanders Hörnern). Warum das ganze Theater?? Nunja... wie will man einem "freien" aber auch ungebildeten Menschen erklären, daß man vorhat Steuern einzuheben, um damit eine Straße, oder eine Kanalisation oder eine Armee auszuheben... Diese Leute fragten sich natürlich "Was hab' ich davon, daß..." eine Straße nach Korinth gebaut wird, eine Kanalisation in Pella ausgehoben werden muß und eine Armee in Sparta bezahlt werden will? Mit anderen Worten fehlte damals wie heute dem "einfachen Menschen" das universale, soziale, nationale und globale Bewußtsein einer "Lebensgemeinschaft"...
War man aber der Sohn eines Gottes... waren Fragen überflüssig... und das "Aufmaulen" nicht einmal denkbar.
Die Verknüpfung von Herrscherfamilien und Sagen längst vergangener Tage ging sogar soweit, daß sich die ersten Römer auf Troja beriefen... (und wo ist Troja?... und wo ist Rom?)
Und nun zählen wir mal zusammen was unterm Strich für uns an Informationen rausschaut...
Griechische Zeitgenossen beschreiben die Makedonen als "Barbaren" (=Nichtgriechen/Ausländer)
wie die Thraker und auch Römer waren die Makedonen von der Kultur der Griechen fasziniert und übernahmen deren Schrift und Pantheon (=Götterwelt), also verwundert es nicht, daß Makedonen in griech. Schrift schrieben und zum Teil dabei auch die griech. Sprache benutzten (genauso wie die Kelten auch, die sich an sich weigerten eine eigene Schrift einzuführen... und das bis ins frühe Mittelalter) - beide aber korrespondierten mit Griechen in griechischer Schrift und Sprache.
Warum?
Die Griechen errichteten im ganzen Mittelmeerraum Handelskolonien und Flotten-Außenposten. Die Leute dort waren auch Griechen.
Da man sich also kulturell annäherte kam es auch zu einer Wechselwirkung - neue (nichtgriechische) Götter wurden dem griechischen Pantheon zugefügt (Beispiel: der thrakische Gott des Weines Dionysos), aber auch "gutklingende fremdländische" Namen wurden ausgetauscht...
Und so kann man davon ausgehen, daß schlußendlich mehrere Völker HELLENISIERT wurden, was sie aber nicht zu GRIECHEN macht. (Die Römer waren ja auch keine Griechen, obwohl sie die komplette Kultur 1:1 übernommen haben)
nimmt man nun andere Völker aus derselben Zeitperiode zur Hilfe: Germanen, Kelten, Latiner und vergleiche sie mit modernen Namen unserer Zeit und der Völker, die sich dieser Namen bedienen... läßt sich zumindest ein gewisses Maß an "pseudo-historischem Quatsch" ausschliessen:
I. der moderne Makedone aus Mazedonien hat NICHTS mit Alexander dem Großen zu tun - außer es kommt zu einem revolutionären historischen Beweis welcher besagt, daß die Slawen nicht im 1. Jhd. n. Chr. Europa besiedelten, sondern die "Urbevölkerung" Europas stellen - was natürlich gegen die These der Indo-Europäischen Sprachenbildung keine konsistenz hätte...
II. vergleicht man traditionelle albanische Namen mit historischen makedonischen Namen der Antike... so stellt man fest (ohne nachdenken zu müssen), daß es KEINE Gemeinsamkeiten gibt.
III. und weil es gerade so schön ist... die Albaner stammen NICHT von den Illyrern ab.
Warum?
In der modernen rumänischen Sprache sind heute mehr illyrische Wörter erhalten als in der modernen albanischen Sprache. Das macht die Rumänen nicht zu Illyrern und die Albaner nicht zu einem rumänischen Brudervolk.
Sondern läßt mich erkennen, daß Daker und Illyrer mehr Gemeinsamkeiten hatten, als sie die Rumänen mit den Albanern je haben werden.