Hallo LUKEars,
Also: Wie kann eine NATO Erweiterung die Sicherheitsinteressen Russlands betreffen?
Die NATO-Erweiterung betrifft keine angeblichen "russischen Sicherheitsinteressen". Das ist eine blanke russische Lüge; und das weiß das verbrecherische russische Terror-Regime ganz genau. Von der NATO geht keinerlei Gefahr für Russland aus, solange das verbrecherische russische Terror-Regime kein NATO-Mitglied angreift.
Die Geschichte der Gründung der NATO reicht zurück bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg: Hitler hatte zunächst mit Stalin einen gegenseitigen "Nichtangriffspakt" geschlossen, der in einer geheimen Zusatzvereinbarung auch Abmachungen darüber enthielt, wie die beiden Herrscher die osteuropäischen Gebiete unter sich aufteilen wollten.
Nachdem Nazi-Deutschland diesen Pakt jedoch gebrochen und auch die Sowjetunion überfallen hat, schlossen sich die späteren Siegermächte – ungeachtet ihrer immensen weltanschaulichen Differenzen aufgrund der menschenverachtenden Sowjet-Ideologie – zur "Anti-Hitler-Koalition" zusammen, wo Stalin auf den Konferenzen von Teheran und Jalta für die Sowjetunion nach dem Krieg eine Vorherrschafts-Sphäre mit Satellitenstaaten heraushandeln konnte, der er am liebsten auch gleich noch Italien unterworfen hätte. Damit konnte er sich gegenüber den Briten und den USA nicht durchsetzen, aber ab dem Balkan begann dann diese sowjetischer Vorherrschaftsbereich.
Des weiteren verlangte Stalin als Voraussetzung für die Zustimmung zur Gründung der "Vereinten Nationen" in ihrer jetzigen Form, dass den ständigen Mitgliedern des UN-Weltsicherheitsrates ein Veto-Recht eingeräumt wurde, was diesen die Möglichkeit gibt, den Weltsicherheitsrat zu lähmen. Stalin hat sehr genau gewusst, warum er darauf bestand, denn er wollte zweifelsohne die Sowjetunion weiter ganz massiv vergrößern, wie er das bereits während des Zweiten Weltkrieges gemacht hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachen die immensen weltanschaulichen Differenzen aufgrund der menschenverachtenden Sowjet-Ideologie wieder voll auf, insbesondere weil die Sowjetunion weiter höchst aggressiv auftrat mit dem Versuch, ihren Macht- und Einflussbereich auszudehnen; man denke z.B. an die fast ein Jahr dauernde Berlin-Blockade von 1948 bis 1949 oder an den Februar-Umsturz in der Tschechoslowakei 1948, durch den dort die Kommunisten die Macht endgültig an sich rissen. Unter diesen Eindrücken nachweislicher und massiver, auch gewaltbereiter sowjetischer Aggression wurde damals die NATO als Verteidigungsbündnis gegründet.
"Vorstufen" zur NATO-Gründung waren erste innereuropäische Verteidigungsbündnisse kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wie beispielsweise 1947 im Dünkirchener Vertrag zwischen Frankreich und Großbritannien; damals zunächst noch auf das Risiko einer erneuten deutschen Aggression ausgerichtet, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%BCnkirchener_Vertrag ; dem sich 1948 im Brüsseler Pakt die Niederlande, Belgien und Luxemburg anschlossen und wo der Zweck fortan die kollektive Selbstverteidigung gegen jeglichen bewaffneten Angriff in Europa auf eines der Mitglieder war, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCsseler_Pakt
Der Pakt stellt eine Erweiterung des Dünkirchener Vertrages aus dem Jahr 1947 dar. Aus ihm ging 1954 die Westeuropäische Union (WEU) hervor und
2009 die Beistandsklausel in Art. 42 Abs. 7 des EU-Vertrags.
(...) unter dem Eindruck des kommunistischen Umsturzes im Februar 1948 in der Tschechoslowakei setzte sich vor allem in Großbritannien die Überzeugung durch, dass das Muster des bilateralen Dünkirchener Vertrages, der seine schmale Basis in einem Sicherungsvertrag gegen Deutschland hatte,
der weiteren Entwicklung des Kalten Krieges nicht mehr entsprach.
War doch weniger eine Aggression Deutschlands zu erwarten, als vielmehr eine Konfrontation des Westens mit der Sowjetunion auf deutschem Boden, der durch den Eisernen Vorhang geteilt war.(...)
Mit der Unterzeichnung der Verträge zur Gründung der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) im April 1948,
der Nordatlantikpaktorganisation (NATO) im April 1949 (...) verlor der Brüsseler Pakt an Bedeutung.
Auch die Aufnahme neuer Staaten in die NATO nach dem Zerfall der Sowjetunion war einzig dem Wiedererstarken des imperialistischen Vorherrschaftswahns in Russland geschuldet und dessen Folge, siehe dazu z.B. hier: https://www.spiegel.de/politik/dieser-zar-ist-boese-a-df253960-0002-0001-0000-000009159807 :
»DIESER ZAR IST BÖSE«
Für den Kriegsherrn Boris Jelzin ging es um den Bestand seines Reiches - aber auch um sein Amt. Verlassen von Parlament und Reformern, regiert der eigensinnige Präsident nur noch mit einem Klüngel alter Kumpane. (...)
Der Mann, der Rußland in eine Demokratie hatte verwandeln wollen, traf seine Entscheidung zum Sturm auf Grosny gegen den Willen der Mehrheit seiner Bürger, gegen eine Resolution seines Parlaments, ohne einen Beschluß seiner Regierung, ohne den Segen des Patriarchen, unter dem Unmut einflußreicher Militärs und dem Protest der Moskauer Demokraten.
Dieser Zar Boris hatte 1991 das Völkergefängnis UdSSR zerschlagen - jetzt suchte er sich mit einer Waffentat auszuzeichnen, zu der noch jeder Kreml-Herr auch nach dem großen Landräuber Stalin ausgeholt hat: einem Gewaltschlag gegen ein kleines Volk.
Hatte Chruschtschow seine Panzer und Soldaten nach Budapest geschickt, Breschnew nach Prag und Kabul, Gorbatschow nach Baku und nach Vilnius (damals protestierte Jelzin), so setzte Jelzin die Armee jetzt nach Tschetschenien in Marsch, in eine abtrünnige Kleinrepublik, die beim Verschwinden der Sowjetunion 1991 ihre Unabhängigkeit erklärt und den Russischen Föderationsvertrag nicht unterschrieben hatte. (...)
Den letzten Anstoß für Jelzins Marschbefehl nach Grosny dürfte die Einsicht geliefert haben, daß dem Präsidenten in Moskau die Macht entgleitet. Die Wirtschaftsreformen sind zum Stillstand gekommen, jeder weitere Fortschritt stößt auf den gesammelten Widerstand der alten Nomenklatura, die ihren Monopolbesitz an der Großindustrie nicht preisgeben mag. Breite Wählerschichten, denen Jelzin einmal als Volksheld galt, wenden sich von ihm ab. Das Volk will nicht mitmarschieren in Jelzins Katastroika. (...)
So sucht Jelzin, einst das Bollwerk der Reformer und Demokraten, nach neuen Verbündeten: Abgesandte obskurer Patriotenvereine, Anhänger des Hitler-Fans Alexander Barkaschow und Parteigenossen Schirinowskis gehen jetzt im Kreml aus und ein:
»Ich habe lange gedacht, daß die um Audienzen betteln«, äußert ein Jelzin-Berater, »bis ich verstanden habe: Sie sind gerufen worden.«
Sie alle leiden darunter, daß ihr Vaterland etwa auf den Umfang der Zeit Peters des Großen schrumpft und um 300 Jahre Expansion zurückgeworfen wird. Arkadij Wolski, ein politischer Wortführer des militär-industriellen Komplexes,
berief zum Jahresende 1994 einen Kongreß zur Wiedervereinigung der Sowjetunion ein.
Dieses Versagen Jelzins in seinen Reformbemühungen und seine in diesem Artikel deutlich beschriebene Öffnung für imperialistische Kräfte hat letztlich Putins Aufstieg bis zu seiner Machtübernahme 1999 ermöglicht.
Der Umgang Russlands mit Tschetschenien, das am 1. November 1991 seine Unabhängigkeit erklärt hatte (wie dies auch etliche andere frühere Sowjetstaaten gemacht hatten), wo Russland nach anfänglicher politischer Aggression Ende 1994 den Ersten Tschetschenienkrieg begonnen hat, um Tschetschenien wieder zu unterwerfen, und der wiedererstarkte massive neo-imperialistische Expansions-, Vorherrschafts- und Unterwerfungswahn in Russland sind der wahre Hintergrund der sog. NATO-Osterweiterung.
Diese inner-russischen Fehlentwicklungen wurden völlig nachvollziehbarerweise von den souverän gewordenen ehemaligen Ostblockstaaten – die unter Stalin sowie im Verlauf des Zweiten Weltkriegs entweder direkt von der Sowjetunion vereinnahmt oder aber zu völlig abhängigen Satelliten- und Vasallenstaaten mit völlig abhängigen Marionettenregierungen gemacht wurden (wie wir es ja auch in der sogenannten "DDR" hatten) – mit immer größerer Sorge gesehen, weil sie natürlich real befürchten mussten, dass irgendwann ein größenwahnsinniger Verbrecher an der Spitze Russlands gewissen- und skrupellos Abkommen und Verträge brechen könnte, um diese Staaten wieder zu überfallen und "zurück zu holen".
Putins Worte, siehe https://www.tagesspiegel.de/politik/putins-vergleich-mit-zar-peter-lasst-balten-polen-finnen-zittern-5147884.html
Kremlchef will Gebiete „zurückholen und stärken“
:
Putins Vergleich mit Zar Peter lässt Balten, Polen, Finnen zittern (...)
Wladimir Putin redet ganz offen über seine Ziele. Er will die Sowjetunion zurück. Und noch mehr: Er fordert einen russischen Herrschaftsbereich, wie ihn das Zarenreich hatte.
Das schließt die Baltischen Staaten, Finnland und den Großteil Polens mit ein. Es geht ihm, das spricht er unmissverständlich aus, nicht nur um die Ukraine.
Den 350. Geburtstag von Peter dem Großen am 9. Juni hat der kriegführende Kremlchef für diese Ansage genutzt: „Offenbar ist es auch unser Los: Zurückzuholen und zu stärken.“
Da den ehemaligen Sowjet-Republiken und Ostblock-Staatenvöllig bewusst war, dass sie allein keine Chance gegen einen russischen Überfall hätten, begannen sie, sich nach Verteidigungs-Bündnissen umzuschauen und bei der NATO um Aufnahme zu bitten.
So kam es zu jenem Vorgang, der als sogenannte "NATO-Osterweiterung" bekannt wurde, nämlich die Aufnahme ehemaliger Ostblock-Staaten in die NATO, die um Aufnahme gebeten hatten.
Es war nicht die NATO, die sich aktiv ausdehnen wollte, sondern die Sorge der Nachbarstaaten Russlands aufgrund der inner-russischen Fehlentwicklungen hat diese dazu gebracht, um Aufnahme in die NATO zu bitten, weil Russland dadurch - nur 6 Jahre nach dem erfolglosen Ende des Afghanistan-Krieges - wieder wie zu schlimmsten Stalin-Zeiten zu einer offenen Bedrohung der Sicherheit und Souveränität anderer Staaten geworden war - was bis heute andauert.
Nicht Russland wird bedroht, sondern von Russland geht eine massive Bedrohung aus - heute mehr denn je in der jüngeren Geschichte. Und es geht auch nicht darum, irgendwelche "russischen Sicherheitsinteressen" zu berücksichtigen, weil die von der NATO ohnehin nicht bedroht sind - was das verbrecherische russische Terror-Regime ganz genau weiß. Sondern es geht – wie die Wirklichkeit beweist – um die Sicherheitsinteressen aller von Russland bedrohten und allein völlig unterlegenen Staaten, insbesondere der russischen Nachbarstaaten; aber auch weit darüber hinaus.
Damals gab es intensive Diskussionen innerhalb der NATO-Bündnispartner, wie man mit diesen Anfragen am besten umgehen sollte, und schließlich das Ergebnis – da ja jeder souveräne Staat, der die Bündnispflichten einhalten wollte, um Aufnahme bitten konnte –, ehemalige Ostblockstaaten im Sinne der weiteren gedeihlichen Entwicklung einer gegenseitigen Partnerschaft mit Russland nur nach ausdrücklicher Zustimmung Russlands aufzunehmen - obwohl diese dazu überhaupt nicht erforderlich wäre –, welche 1997 erstmals Jelzin und dann 2004 auch Putin ausdrücklich erteilten; siehe dazu meine Antworten hier https://www.gutefrage.net/frage/nato-vertrag-aufnahme-oestlicher-laender-und-rolle-der-ddr#answer-501797603 und hier https://www.gutefrage.net/frage/haben-die-usa-herrn-gorbatschow-angelogen-als-sie-sagten-es-werde-keine-osterweiterung-der-nato-geben#answer-491146268 .
In nur 10 Jahren haben letztlich sämtliche früheren Mitglieder des Warschauer Pakts (Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechien und die Slowakei, Ungarn sowie der Osten Deutschlands) aus wohlbegründeter Angst vor dem russischen Neoimperialismus das Verteidigungsbündnis gewechselt haben; dazu auch etliche nach dem Zerfall der früheren Sowjetunion und anderer Ereignissen in Europa (z.B. dem Zerfall Jugoslawiens) entstandenen souveränen Einzelstaaten wie Estland, Lettland, Litauen, Kroatien usw..
Die sogenannte NATO-Osterweiterung war die wichtigste friedenssichernde Maßnahme der letzten 30 Jahre: Alle Staaten, die man in die NATO aufgenommen hat, haben jetzt Frieden und Sicherheit für ihre Bürger und ihr Staatsgebiet, während jene, denen man die Aufnahme verweigert hat, Terror, Gewalt, Krieg und russische Invasionstruppen in ihrem Staatsgebiet haben.
Wieso interessiert die Russen, was in Nachbarländern ist?
Auch die Antwort auf diese Frage geht aus den genannten historischen Fakten völlig eindeutig hervor: Es liegt an dem in Russland wieder-erstarkten neo-imperialistischen Expansions-, Vorherrschafts- und Unterwerfungswahn des verbrecherischen russischen Terror-Regimes, der inzwischen mindestens wieder genauso schlimm offen zutage tritt wie zu schlimmsten Stalin-Zeiten; den das verbrecherischen russischen Terror-Regimes absolut kompromisslos und mit aller Gewalt Wirklichkeit werden lassen will und dabei keine Sekunde davor zurückschreckt, völlig gewissen- und skrupellos über die Leichen Hunderttausender zu gehen; und zwar auch aus der eigenen russischen Bevölkerung, ganz zu schweigen von den zahllosen Kindern und Jugendlichen, Frauen und Männern in den überfallenen Gebieten.
Allein in der Rückschau auf die letzten 45 Jahre sind an sowjetisch-russischen Angriffskriegen zu nennen:
· 10 Jahre (!) sowjetischer Krieg in Afghanistan von 1979 bis 1989;
· zweimal russischer Krieg in Tschetschenien; Beginn des ersten Mals 1994 - nur 5 Jahre nach dem erfolglosen Abzug aus Afghanistan -, Dauer bis 1996;
· das zweite Mal unter Putin, Beginn keine 6 Wochen nach seiner Machtübernahme, Dauer 10 Jahre (!) lang von 1999-2009, wo ca. ein Drittel der Tschetschenischen Bevölkerung um's Leben gekommen ist;
· die seit 1999 bestehende, aber nach wie vor nicht umgesetzte russische Verpflichtung, seine Invasionstruppen aus dem moldawischen Staatsgebiet abzuziehen, siehe https://www.osce.org/files/f/documents/1/5/39571.pdf , welche dort stattdessen nach wie vor andauernd massive Destabilisierung betreiben;
· zweimal russischer Krieg in Georgien,
· von dem das verbrecherische russische Terror-Regime seit 2008 nach wie vor ca. 20% des Staatsgebietes besetzt hält;
· das russische Eindringen in der Ostukraine ab 2014 und der jahrelange extreme russische Terror gegen die dortige Zivilbevölkerung, siehe https://www.gutefrage.net/frage/wieso-hat-8-jahre-lang-niemand-solidaritaet-gezeigt-als-die-ukrainische-regierung-donbass-beschossen-und-bombardiert-hat#answer-501502203 ;
· ebenfalls 2014 die seither andauernde völlig illegale militärische Unterwerfung der ukrainischen Krim;
· die massiven russischen Bombardements von völlig unschuldigen Zivilisten und ziviler Infrastruktur in Syrien;
· zahllose Beteiligungen illegaler russischer Kämpfer mit klarem Bezug zum Kreml-Regime wie z.B. der Wagner-Gruppe an unzähligen Kampfhandlungen in verschiedensten Staaten;
um hier nur einmal die bestens bekannten und hinlänglich nachgewiesenen russischen Kriegshandlungen zu nennen.
Wir dürfen sehr froh sein, dass es die NATO gibt und wir Mitgliedsstaat sind.
Liebe Grüße 🙂