Die Russenfeindlichkeit hat Wurzeln... ich versuche mal eine Erklärung vor meinem familiären Hintergrund.
Man bedenke: Vor 1938 war der Hauptteil der russischen Bevölkerung nicht wirklich gebildet oder so...die Leibeigenschaft aus der Zarenzeit war noch nicht wirklich überwunden. Viele Russen lebten sehr primitiv, konnten kaum lesen/schreiben oder kannten nicht einmal ein "Wasserklosett", sondern eben nur das Plumpsklo.
Aus dieser Gruppe rekrutierte sich der Großteil der Armee im WK2.
Meine Oma hat die besetzung ihres Bauernhofs (ein Gut) Nähe Stettin in Pommern miterlebt. Die russische Kommandantin kannte keine Wasserklosetts und hat versucht, ihre Kartoffelration in dem "Wasserbecken" zu waschen: Kartoffeln in die Schüssel, an der Kette ziehen zum "Waschen"....Ergebnis: Kartoffeln natürlich weg! Die Russin hat wutentbrannt das Klo dann mit der MG "erschossen"...
Meiner Oma war spätestens da klar, dass mit derart unwissenden und ungebildeten Menschen, die bekanntermaßen als Sieger meist grausam waren, nicht umzugehen war. Sie war als Magd verkleidet und so einer Verhaftung entgangen. Mein Opa war der Revierförster, hatte nur 1 Arm...wurde wegen der Uniform (des Försters) für ein Geheimsoldaten gehalten und kurzerhand füsiliert. Meine Oma ist dann mit meinem Vater an der Hand (er war da 6 Jahre alt) zu Fuß getürmt. Sie ist nach ihren Angaben einer Massenvergewaltigung durch die einrückende russische Soldateska nur entgangen, weil die Kommandantin sie als "Magd" für sich beansprucht hat.
Was si in diesen bangen Stunden so miterlebt hat...die waren durchweg ungebildet, ohne jegliche Manieren und Erziehung. Auch die wenigen offiziere waren da nicht besser.
Vor diesem Hintergrund kann man die Brutalität der russischen Armee besser verstehen...die wurden mit der Knute geführt wie zu Zarenzeiten und kannten es nicht anders. genauso sind sie sehr oft mit den besiegten Deutschen umgesprungen.
Das hat den Russenhass ausgelöst, der "Russki" war das Feindbild schlechthin. Das ist seitdem weiter gegeben worden.
Heute sind die Russen genauso weit wieder Rest der Welt... wobei es außerhalb der Metropolen durchaus auch sehr "einfache" und ärmliche Verhältnisse gibt.
Ich wohne am Rand eines "Russenviertels" und ja, sie bleiben gerne für sich, ja sie bevorzugen untereinander die russische Sprache. Aber sonst sind es nette hilfsbereite Nachbarn. Nachdem diese Nachbarn allmählich mitbekommen haben, dass ich keinerlei Vorurteile hege und sie genauso nett begrüße/behandele wie alle anderen, werde ich freundlich gegrüßt, man hält mir die Tür auf, und wenn Nachbarn mitbekommen, dass ich (bin gehbehidnert und gehe am Stock) mit Einkäufen heimkomme, dann schicken die schon mal einen Sohn vorbei, der mir das Zeug die Treppe hochträgt. Natürlich stehen die Kinder zu Halloween bei mir vor der Tür und auch die Sternsinger wissen, dass sie bei mir willkommen sind. Ich gebe immer wieder mal Nachhilfe für das "Grundschulabitur"... dann schaffen die Kids den Notenschnitt für die Realschule. Denn....das Textverständnis, da hapert es oft...und Mathe in der 4. Klasse, das sind Textaufgaben. Rechnen können sie 1A, aber die Textaufgabe umsetzen, da hakt es meist.
Jedenfalls sind Russen Menschen wie du und ich, nur eben mit einem etwas anderen kulturellen Hintergrund.
Es ist schwer, das so kurz in Worte zu fassen... es mag anderen anders vorkommen, sie haben ev andere Erfahrungen...ich kann nur auf das verweisen, was meine Oma und mein Vater mir so erzählt haben.