Gemäß dem Standardmodell zur Planetenbildung kannst du davon ausgehen, dass jeder Planet im Normalfall einen anfänglichen Drehimpuls bekommt.
Planeten bilden sich aus riesigen, relativ flachen Materiescheiben, die ihr Zentralgestirn umkreisen, man spricht von der Protoplanetaren Scheibe. In ihnen formen sich aufgrund der Gravitationskraft aus Staub und winzigen "Planetensimalen" (kleine Brocken im Bereich von einigen Kilometern) mit der Zeit immer größere Körper, die das Material aus ihrer Umgebung immer effektiver "absaugen". Infolge dieses Prozesses erhält der entstehende Protoplanet einen Drehimpuls.
Verdeutlichen kannst du dir dies anhand eines einfachen Experimentes: Stelle dir vor, du sitzt auf einem fixierten, aber leicht drehbaren Bürostuhl und jemand wirft dir einen Ball zu. Falls er dich genau mittig trifft, passiert so gut wie nichts, außer dass du dich selbst eventuell ein Stückchen zurückbewegst. Falls er jedoch ein wenig kraftvoller und nicht vollkommen zentral wirft, wirst du beim Fangen des Balles in eine schwache Drehbewegung versetzt, die aufgrund der Reibung jedoch schnell wieder aufhört.
Beim entstehenden Planeten sind die Reibungseffekte bedeutend kleiner, fast jedes Planetensimal, das der Protoplanet aufnimmt, überträgt ein wenig Drehimpuls auf den Planeten - wobei sich der Drehimpuls natürlich auch verkleinern kann, falls der Einschlag zufällig genau entgegen der Drehrichtung erfolgt, mit der Zeit wird der Planet also langsam in Rotation versetzt.
Allerdings behalten die Planeten ihren ursprünglichen Drehimpuls nicht immer vollständig bei. Zum einen kommt es in der Spätphase der Planetenbildung häufig zu gewaltigen Kollisionen zwischen den Protoplaneten (man sprich tatsächlich von der "Giant Impact Phase"), zum anderen wirken in vielen Fällen Gezeitenkräfte bremsend auf die Rotation ein. Der Merkur bespielsweise wurde durch die Gezeitenkräfte der nahen Sonne in seiner Rotation vermutlich extrem gebremst (mittlerweile besteht sogar eine Resonanz zwischen Umlaufzeit und Umdrehungsgeschwindigkeit), die Erde wird durch den Mond langsam gebremst, der Mond hingegen befindet sich aufgrund der Gezeitenwirkung der Erde bereits in einem gebundenen Umlauf ("Tidal Lock"), er wendet uns stets die selbe Seite zu.
Der hier angesprochene "Tidal Lock" ist es auch, der gegen die Existenz von Planeten spricht, die keinen Eigendrehimpuls besitzen, da die gebundene Rotation den energetisch günstigsten Zustand darstellt. Lediglich bei einigen sehr weit entfernten Planeten, bei denen die Gezeitenkräfte des Zentralgestirns keine Rolle mehr spielen, gegenseitige Wechselwirkungen schwach sind, keine Monde existieren sowie durch unglaubliche Zustände kein Eigendrehimpuls während der Entstehung angesammelt wurde, könnte es tatsächlich passieren, dass ein Planet keinen Eigendrehimpuls besitzt - es ist aber außerordentlich unwahrscheinlich.