Tilidin in Pferdemedizin / Tiermedizin

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Hallo,

ich bin zwar Human- und nicht Veterinärmediziner (und auch Reiter...), werde aber trotzdem versuchen, die Frage zu beantworten. Tilidin gibt es normalerweise nur in fester Kombination mit Naloxon. Tilidin ist ein mittelstark wirksames Opiod, das von Drogensüchtigen gerne auch als Ersatzdroge verwendet wird bzw. wurde. Deshalb hat man den Opiatantagonisten (hebt die Wirkung durch sog. kompetitiven Antagonismus am Opiatrezeptor auf) Naloxon in fixer Kombination hinzugefügt. Wenn ein Tilidinpräparat nun intravenös als Ersatzdroge zugeführt wird, kommt das Naloxon zur Wirkung und verursacht (bei Süchtigen) ein akutes Entzugssyndrom. Bei oraler Aufnahme von Tilidinpräparaten (das ist der normale Weg) kommt das Naloxon systemisch nicht zur Wirkung, da es nach der Aufnahme im Darm erst die Leber passieren muß und dort (bei normaler Dosierung) zu praktisch 100% eliminiert wird (sog. First-pass-Effekt, gibts natürlich auch für andere Substanzen bzw. Gifte). Es wirkt allerdings an Opiatrezeptoren am Darm und verhindert dort eine häufige Nebenwirkung von Opiaten, nämlich Obstipation (Verstopfung), was, wie ich annehmen möchte, insbesondere auch bei Pferden mit ihrem anfälligen und zu Koliken und Ileus (Darmverschluß) neigenden Verdauungstrakt ein wichtiger Aspekt ist. Daher nehme ich an, daß Tilidin auch in der Veterinärmedizin in Kombination mit Naloxon verwendet wird. Außerdem sind nur Kombinationen mit Naloxon befreit von den Auflagen des Betäubungsmittelgesetzes, und das (zumindest seit Anfang 2013) auch nur die retardierte Tablettenform. Die immer noch erhältlichen Tilidin-Tropfen fallen seit Anfang 2013 unter das Betäubungsmittelgesetz, da trotz Naloxon-Kombination auch bei oraler Einnahme ein psychotroper Effekt auftritt (zumindest wenn man nicht daran "gewöhnt" ist...). Daher würde ich mal annehmen, daß der Tierarzt - wenn überhaupt - entweder Retard-Tabletten verordnet (wofür wie gesagt kein Betäubungsmittelrezept erforderlich ist) oder eben Tropfen zur oralen Aufnahme (bzw. Beimengung ins Futter), wofür ein Btm-Rezept erforderlich ist. Selbstverständlich muß der Tierarzt das Tier kennen, kein verantwortungsvoller Arzt wird Opiate jemandem bzw. einem Tier verordnen, den/daß er nicht kennt...Da Pferde meines Wissens tendentiell auf Narkotika und Opiate stärker reagieren als (bei entsprechend gewichtsadaptierter Dosis) Menschen, muß, zumindest in der Anfangsphase der Therapie, auch mit Verhaltensaufälligkeiten und verlangsamten Reaktionen gerechnet werden (ähnlich wie nach Alkoholkonsaum...ich kannte ein Pferd, das hat mit Vorliebe Bier aus herumstehenden Dosen oder Flaschen getrunken und war anschließend recht "beschwingt"...)...die genaue Auswirkung ist sicher abhängig auch von Alter, Konstitution, Temperament und Psyche des Pferdes sowie von der Gewöhnung...der (psychotrope) Effekt nimmt nach einigen Tagen bzw. wenigen Wochen deutlich ab. Kosten: Es gibt 50 mg / 100mg / 150mg / 200mg Retardtabletten. Kosten für je 50 Stück (N2-Packung): 25,94€ / 34,18€ / 41,02€ / 47,21€ Tropfen: 50ml 22,05€, 100ml 33,17€ Allerdings kann es sein, daß es in der Veterinärmedizin andere Packungsgrößen mit anderen Preisen gibt. Prinzipiell sprich aber wahrscheinlich nichts dagegen, die entsprechenden Präparate für den Menschen auch bei Pferden zu verwenden, sofern man überhaupt Tilidin beim Pferd anwendet. Diesbezüglich müßtest Du einen Veterinärmediziner befragen.

ich hoffe, das war hilfreich

gruß docfm, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin

Das sind doch alles Fragen, die dir dein TA ganz von sich aus erklärt, wenn er für die Behandlung deines Pferdes, Tilidin für notwendig erachtet.

BlackPearl113 
Fragesteller
 28.05.2013, 14:26

ich bekomme diesen schmerzpatienten erst daher wollte ich vorab mir infos holen. trotzdem danke.