Zu den Baptisten wechseln?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo.

Ich bin Baptist und ich würde gerne etwas über Deine Beweggründe erfahren. Wie du vielleicht vermutest, ist es nicht so, dass man in eine Gemeinde hereinspaziert und sagt: "Guten Tag, ich würde gerne Baptist werden." Ein Formular ausfüllt und dann ist das erledigt.

In den meisten Gemeinden kann man nur durch Taufe die Mitgliedschaft erhalten. Anerkannt wird jede Taufe, die aus eigenem Wunsch aufgrund des vorher selbst bezeugten Glaubens stattfand -auch in anderen Kirchen. Diese Taufe sollte idealerweise durch Untertauchen erfolgt sein (Taufe von griech:baptizomei=eintauchen). Eine Babytaufe wird von Baptisten nicht als Taufe anerkannt, weil es dazu kein biblisches Vorbild gibt. In der Bibel war die Reihenfolge immer: Erst der Glaube und dann die Taufe. Die Säuglingstaufe wurde erst spät -etwa 4./5. Jh in der alten Kirche eingeführt. In sehr alten Kirchen und bei Ausgrabungen findet man Taufbecken, in die man hineinstieg und die zum vollständigen Eintauchen gemacht wurden.

Ich gebe einen Überblick über die "Baptist Principles". Es gibt kein einheitliches System von Glaubensdogmen. Aber diese Grundsätze gelten in allen Baptistengemeinden:

  1. Die Bibel als Gottes Wort, daher alleinige Regel und Richtschnur für Glauben und Leben.

  2. Die Gemeinde der Gläubigen, daher die Notwendigkeit von Mission und Evangelisation.

  3. Die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens, daher Verbindung von Taufe und Gemeindemitgliedschaft.

  4. Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen, daher keine Ämterhierarchie (Rangordnung).

  5. Die Selbständigkeit der Ortsgemeinde, daher kein mit besonderen Befugnissen ausgestatteter kirchlicher Überbau.

  6. Glaubens- und Gewissensfreiheit, daher Trennung von Kirche und Staat.

Hieraus ergeben sich Konsequenzen und die Antwort auf Deine Frage. Punkt 2 und 4 machen deutlich, dass es nicht möglich ist ohne Glauben Gemeindemitglied zu werden. Punkt 1 macht deine Frage betreffend deutlich, dass nicht die eigene Vorstellung von dem, was Glauben heißt entscheidend ist, sondern dass was dem Menschen die Bibel dazu sagt. Das betreffend gibt es höchstens minimale Unterschiede zu anderen Kirchen, was die Theorie angeht. Baptisten betonen jedoch die eigene willentliche Entscheidung zum Glauben an Jesus Christus. In der Bibel findet sich das Prinzip der Abkehr von einem "alten Leben" aus dem Nichtvertrauen gegenüber Gottes Willen (Buße bzw. Umkehr aka Bekehrung) hin zum Vertrauen (bzw Glauben) auf Jesus als seinen persönlichen Herrn des Lebens und Retters vor dem ewigen Getrenntsein von Gott. Die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit und Hilfebedürftigkeit und die Annahme der von Gott getroffenen Vorkehrung des Todes von Jesus an eigener Stelle. Üblicherweise erfolgt dies in einer "Lebensübergabe" mit einem Gebet, dass dies alles beinhaltet, welches man aus eigenem Wunsch mit Gott ver-söhnt zu werden aufgrund dieser Erkenntnisse spricht. Die Umkehr soll echt sein und sich in geänderten Einstellungen und Lebensstil konkretisieren. Die Kraft dazu bekommst Du von Gott. Dies ist eine individuelle Erfahrung, die Du machen wirst und von der du berichten (Zeugnis geben) kannst (und sehr wahrscheinlich müssen wirst, wenn du die Abstimmung der Gemeinde zur Aufnahme beantragst).

Ich habe versucht mich sehr kurz zu fassen und das möglichst einfach zu formulieren und hoffe nun, dass es hilfreich für Dich und andere ist. Falls noch Fragen offen geblieben sind, kannst Du Dich an mich gerne wenden. Abschließend möchte ich auf eine Doku des Bayrischen Rundfunk verweisen, wo Du einen Einblick in das Gemeindeleben einer Baptistengemeinde bekommst:

Eustachio  18.11.2012, 08:38

Wenn Baptisten nicht die römische katholische Taufe anerkennen, wie du schreibst ("in den meisten Gemeinden kann man nur mit Taufe die Mitgliedschaft erhalten") , handelt es sich nicht um eine Kirche, sondern um eine wiedertäuferische Sekte.

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izreflexxx  18.11.2012, 13:00
@Eustachio

Die Frage, die sich geradezu aufdrängt ist hier die, wessen Meinung Du diesbezüglich für maßgeblich hältst. Die der Bibel doch sicherlich nicht, denn dann wäre Dir klar, dass es keine Beispiele für Baby"taufen" in ihr gibt. Vielmehr handelt es sich dabei um einen feuchten Kindersegen. So gesehen, ist auch klar, dass Baptisten keine "Wiedertäufer" sein können. Der Begriff impliziert ja, dass wiederholt getauft würde. Baptisten taufen jedoch nur einmal und erkennen Glaubenstaufen, die in anderen Kirchen durchgeführt wurden, an.

In den USA gibt es auch eine ganze Reihe von katholischen Kirchengebäuden, die ein Taufbecken für Immersionstaufen haben; so wie einige sehr alte Kirchen in Südeuropa dies auch noch haben.

Wie definierst du den Begriff "Sekte"?

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verreisterNutzer  10.05.2016, 20:40
@Eustachio

Eustachio, die Baptisten erkennen auch die römische-katholische Taufe an, aber nicht alles, was als Taufe bezeichnet wird.

Du beschimpfst die Baptisten als Sekte, weil sie sich an die Bibel halten und es nicht als Taufe sehen wollen, wenn alle das Glaubensbekenntnis sprechen, nur nicht der Täufling, alle verstehen, was der Priester sagt, nur nicht der Täufling und alle sich daran erinnern, nur nicht der Täufling?

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Das sind christliche Gemeinschaften, die in Folge der Reformation entstanden sind und zur stilistischen Viefalt des Protestantismus gehören. Sie sind anderen Kirchen ökumenisch verbunden, unterscheiden sich aber in einigen Merkmalen von den evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche. Zum einen betonen sie die Freiwilligkeit: Die Mitgliedschaft erfolgt meistens nicht über die Säuglingstaufe, sondern durch ein persönliches Bekenntnis und eine bewusste Entscheidung für den christlichen Glauben in der Erwachsenentaufe. Zum anderen betonen sie ihre Unabhängigkeit vom Staat. Deswegen sind sie auch sehr skeptisch, was die Praxis der Kirchensteuer angeht. Viele Freikirchen sind außerdem kongregationalistisch organisiert, das heißt die einzelne Gemeinde ist das entscheidende Gremium. Manche Freikirchen ziehen auch deutliche Grenzen zwischen Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit und haben sehr präzise Erwartungen an den Einzelnen, was das Engagement und die Lebensführung betrifft. Wenn er den Ansprüchen nicht genügen kann oder will, trennt sich die Gemeinde von ihm.

unten..info aus http://www.fundamentalismusdebatte.de/freikirche-ns/ Du solltest darauf achten auf welche "Prediger2 sich die Gruppe, der Du Dich anschließen willst auch beruft, da sind nämlich auch bedenkliche Personen bei, wie:

Friedrich Heitmüller (Februar 1934, Prediger und Evangelist, 1933 Mitglied der NSDAP und der "Deutschen Christen", stellvertretender Vorsitzender des Gnadauer Verbandes, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, ab 1954 Präsident des internationalen Bundes freier evangelischer Gemeinden, Friedrich Heitmüller: Sieben Reden eines Christen und Nationalsozialisten, Hamburg 1934, S. 5** **

izreflexxx  28.07.2012, 12:13

Einerseits eine recht gute Beschreibung von Freikirchen, andererseits frage ich mich, wo da die Antwort drin steckt.

Abgesehen davon, dass sich keine Kirche in der NS-Zeit großartig mit Ruhm bekleckert hat: Du hast Freie evangelische Gemeinden mit Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden verwechselt. Erstere sind keine Baptisten.

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himako333  29.07.2012, 13:20
@izreflexxx

Guten Tag, hier etwas zur Ergänzung:....In Deutschland gehören die Baptisten zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Er bildet die größte evangelische Freikirche in Deutschland. Neben den Baptisten gehören auch Brüdergemeinden zum Bund. Die Brüdergemeinden haben sich in der Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden (AGB) eine eigene Organisationsstruktur geschaffen.

Es gibt auch noch die Freie Evangelische Gemeinde, die der Baptistengemeinde sehr ähnlich ist; einziger Unterschied: In einer Freien Evangelischen Gemeinde reicht das Bekenntnis aus, um in der Gemeinde aufgenommen zu werden, in einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde kann man dies nur mit der Taufe!, Beziehungsweise einer zweiten Ganzkörper-Taufe.

Eine Antwort, welche ein klares Ja oder Nein beinhaltet ist für eine pers. Entscheidungsfindung nicht dienlich,denk ich, sondern einige Informationen können zu einer bewußteren Entscheidung des Fragestellers beitragen.

wünsche Dir noch einen schönen Sonntag..himako

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izreflexxx  30.07.2012, 10:49
@himako333

Hallo.

Das ist mitlerweile fast richtig.

In Deutschland gehören etwa die Hälfte der Baptisten dem BEFG an. Der Rest verteilt sich auf andere Vereinigungen bzw. ist völlig ungebunden. In dem Stadtteil etwa, wo sich meine (evangelisch-freikirchliche) Baptistengemeinde befindet, gibt es eine weitere etwas größere Baptistengemeinde, die nicht im BEFG ist (Evangeliums-Christen).

Im BEFG gibt es neben Baptisten- und Brüdergemeinden noch ein oder zwei Elimgemeinden (Pfingstgemeinden), die normalerweise im BFP sind.

Inzwischen gibt es auch Baptistengemeinden im BEFG, die die Möglichkeit einer Gastmitgliedschaft geschaffen haben für diejenigen, die ihre eigene Säuglingstaufe selbst als gültige Taufe sehen. Der Regelfall ist dies jedoch nicht.

Das die Mitgliedschaft durch eine zweite (Ganzkörper)taufe erworben wird, ist nicht ganz korrekt. Alle Immersionstaufen, die auf eigenem Wunsch aufgrund des persönlichen Glaubens an Jesus Christus als Herrn und Retter erfolgten, werden als gültige Taufen anerkannt und sind unwiederholbar. Auch Baptisten sagen, dass man sich nur einmal im Leben als Zeichen für die Zugehörigkeit zu Christus taufen lassen kann. Hat jemand eine Bekenntnistaufe in einer Gemeinde einer anderen Konfession empfangen, dann erfolgt die Mitgliedschaft natürlich ohne Taufe.

Taufen müssen sich am Vorbild der Bibel orientieren und der Absicht Jesu entsprechen, als er den Befehl dazu gab. Über Säuglingstaufen lässt sich das nach baptistischen Verständnis nicht sagen. Dies ist der Grund, weshalb nach unserem Verständnis eine Säuglingstaufe genau genommen gar keine Taufe ist. Aus diesem Grund ist die Bekenntnistaufe zur Aufnahme in die Gemeinde eines Aufnahmewilligen, der als Säugling "besprengt" wurde, aus baptistischer Sicht auch keine zweite Taufe, sondern eine erstmalige.

Wünsche einen guten Start in die neue Woche.

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Denk erst einmal an das was du derzeit hast: Eine weltumspannende Kirche, die im besten Falle wie ein BigMac von McDonalds ist. Egal wo du zur Messe gehst, sie ist immer gleich. Zudem hast du in der Katholischen Kirche eine sehr große Gemeinschaft und, wenn du nicht gerade in der Sonntagsmesse bei den Traditionskatholiken sitzt auch viele junge Menschen. Ich glaube du solltest es dir gut überlegen, was du alles aufgibst, wenn du die katholische Kirche verlässt. Warst du schonmal in anderen Ländern in der Katholischen Kirche? Ich weiß, dass manche Priester etwas tölpelhaft sind und die Kirche sehr in Verruf bringen, aber wegen weniger auszutreten ist glaube ich sehr schlecht. Die röm. katholische Kirche spaltet sich auch nicht am laufenden Band sondern hat den Papst der alles zusammen hält. Ich kenne das Problem der Kirchenspaltungen in der Freikirche aus eigener Erfahrung und sage daher, dass man erst schauen muss was dich persönlich an deinem Glauben stört bevor du ihn ablegst. Vielleicht sind gute Exerzitien eine Möglichkeit darüber nachzudenken und wenn du dir zu 100% sicher bist, dass das heil außerhalb der Kirche in einer Religionsgemeinschaft zu finden ist dann geh zu dieser kleinen Gemeinschaft. Bleibe aber wachsam und versuche dich nicht manipulieren zu lassen.

Aufrichtige Baptisten äußern ihre Sorge wegen Problemen wie:

● Mangelnde Einheit im Glauben

● Die Tendenz, die Bibel in der Kirche durch weltliche Angelegenheiten in den Hintergrund zu drängen

● Modernistische Geistliche

● Das Versäumnis der Mehrheit, die Bibel im täglichen Leben anzuwenden

57 Prozent der Baptisten glauben nach einer Umfrage nicht an die göttliche Inspiration der Bibel.

Jede Gruppierung muss sich an Johannes 13:34, 35 messen lassen.

Ich wünsche Dir dabei viel Unterscheidungsvermögen im Geiste von Matthäus 7:21-23.

ChillerJones  22.07.2012, 18:45

Deine Meinung oder Erfahrungen über Baptisten kann ich nicht teilen. Grüße

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alwaysserious  24.07.2012, 09:03
@ChillerJones

Es freut mich wirklich, dass Du bessere Erfahrungen gemacht hast und werde auch Niemandem seine Aufrichtigkeit in Frage stellen. Ich grüsse Dich mit 2. Korinther 13:5,6.

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izreflexxx  28.07.2012, 08:28

Wo kommen diese Daten her? Ich bin Baptist und kann Dir sagen, dass da etwas eindeutig nicht stimmt! Insbesondere der Teil mit der Inspiration der Bibel. Das kann auf den europäischen Baptismus überhaupt nicht passen. Oder sollte die Zahl 0.57% lauten?

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alwaysserious  28.07.2012, 09:31
@izreflexxx

Ich habe noch einmal nachgeschaut, es handelte sich um eine Erhebung aus den USA, das hatte ich übersehen, als ich den oben stehenden Kommentar schrieb. Es wäre unfair zu behaupten, dass diese Erhebung repräsentativ für die Deutschen Baptisten stehen würde, daher würde ich es so nicht noch einmal schreiben.

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Keine Kirchensteuer mehr Zahlen.

Wirkungsquantum  21.07.2012, 15:06

In der Bibel steht das der 10. Teil Gott gehört. In diesem Falle also der Gemeinde und viele Freikirchen haben durchaus Geld, d.h. sie dürften das auch von ihren Mitgliedern bekommen. In den USA ist es jedenfalls so und dort zahlen viele oft auch mehr als nur 10 %.

Finanziell dürfte man daraus also keinen Vorteil ziehen, der Unterschied wird halt sein, daß es dann keine Steuer mehr ist oder so genannt wird.

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