Würdet ihr euer Leben für jemanden opfern?

Das Ergebnis basiert auf 41 Abstimmungen

Ja - für nahestehende Personen. 41%
Nein - für niemanden opfern. 20%
Ja - für jeden opfern. 15%
Andere Antwort (Begründung bitte) 12%
Ja - für wichtige Personen. 10%
Ja - für mehrere Personen. 2%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Andere Antwort (Begründung bitte)

Hallo Frau Unbekannt,

diese Frage ist wirklich gut und triggert eine sehr wichtige Aussage, die ich erst im Verlauf des Lebens erlenen musste, weshalb ich ausführlich antworten möchte. Ich hoffe, dass der Konsens aller Meinungen auch meine eigene stützt:

Als Kind und Jugendlicher hätte ich mit einem klaren Ja geantwortet. Ich war durch meine alleinerziehende Mutter so erzogen, dass Freundschaft, Partnerschaft, ja alles Zwischenmenschliche immer die höchste Maxime sei. Auch, dass man sich dafür selbst zurücknehmen müsse und die Selbstlosigkeit eine große Tugend sei, ohne die wahre, ehrliche Beziehung zwischen Menschen gar nicht möglich sei.

Das hatte sich dermaßen bei mir eingebrannt, dass ich ganz aufrichtig und ohne zu zögern früher mein letztes Hemd verschenkt und meine letzten Kraftreserven aufgebraucht hätte, um jedem zu helfen. Den Satz "ich würde für mich Dein Leben lassen" fiel sogar öfters meinerseits und ich meinte das vollkommen ernst, malte mir sogar Situationen aus, in denen das nötig gewesen wäre. Es erschien mir wie eine Genugtuung, zu dieser Selbstlosigkeit imstande zu sein.

Notgedrungen geriet ich dann auch in solch eine Situation, als ich eine Partnerschaft mit einer Person erleben durfte, die aufgrund eines tragischen und dramatischen Ereignisses extreme psychische Probleme entwickelte. Was tat ich also in meiner Weltsicht? Helfen um jeden Preis! Das erforderte nicht weniger als die Aufgabe anderer Freundschaften, sportlicher Aktivitäten, ja sogar mein Studium schmiss ich damals, um ganz für sie da sein zu können.

Man kann sich als "vernünftiger" Mensch schnell ausmalen in was das endete: Identitätverlust, Co-Abhängigkeit und vor allem auch im Gegenteil dessen, was ich bewirken wollte: Ich verschlimmerte ihre Situation. Durch meine unverhältnismäßige Selbstaufopferung entstand auf ihrer Seite ein großer Druck begründet in ausbleibenden Wirkungseffekten. Anstatt der Hilfe, die ich eigentlich leisten wollte, wurde ich lediglich ein weiteres Problem und nebenbei ruinierte ich nicht nur die Beziehung, sondern auch mich selbst.

Es dauerte nicht lange, bis ich selbst depressive Züge annahm und in meinem Leben keine Haltepunkte mehr hatte. Ich stürzte ins Bodenlose.

Heute, sehr viele Jahre später, nachdem ich mich aus dem damaligen Tief wieder emporgekämpft habe, würde ich jedem Menschen gerade das Gegenteil ans Herz legen: Liebe Dich selbst immer als ersten und am meisten! Nur Deine eigene Stärke, Dein Leben, Deine Selbstliebe gibt anderen Leuten Lebenskraft!

Mit einem eigenen Opfer mag man kurzfristig etwas bewirken, aber Menschen haben so unterschiedliche Auffassungen und Wahrnehmungen der Welt, so grundverschiedene Bedürfnisse und Verhaltensweisen, dass es völlig irrsinnig ist, zu glauben, man könnte durch eine negative Selbstaufopferung Linderung in deren Leben tragen.

Was jedoch gut funktioniert, ist, aus einer starken und lebensfrohen Position heraus Kraft zu spenden und das Leben anderer zu bereichern. Das bedingt jedoch, dass man sich selbst gut behandelt, sein eigenes Leben als lebenswert und wertvoll ansieht. Das widerspricht letztendlich dem Gedanken der Selbstaufopferung.

Heute also ein klares: Nein! Für den anderen!

Ich hoffe, meine Meinung war verständlich formuliert und Du kannst für Dich einen Mehrwert herauslesen.

Schönen Abend,
You are awesome


Hacker48  17.02.2022, 23:03

Sehr guter Beitrag, sehr gut geschrieben, auch inhaltlich, Kompliment.

ABER hier geht es nicht um AUFopferung, sondern wortwörtlich darum, das eigene Leben zu geben. Das kann - sieht man bei Märtyrern - den verbliebenen Menschen tatsächlich Kraft geben, wobei die, von dir geschilderten, negativen Effekte ausbleiben. Ferner sind psychische Erkrankungen ohnehin ein ganz eigenes Feld...

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YouAreAwesome  17.02.2022, 23:11
@Hacker48

Hallo Hacker,

ich danke Dir sehr für Deine netten Worte.

Ich verstehe auch Deinen Einwand, lasse ihn auch zählen und sehe meinen Beitrag als einen etwas abschweifenden Seitenaspekt. Allerdings möchte ich gleichzeitig erwähnen, dass dieser Gedanke der Aufopferung und der Opferung durchaus nahe beieinanderliegen. Letztendlich geht es wohl immer um eine Abwägung von Wertigkeiten und ein tiefes, innerliches Gefühl, wieviel Opferbereitschaft man in seinem Charakter manifestiert.

Sicherlich, Du hast recht, gibt es Extremsituationen (z.B. es gibt nur einen Fallschirm, nur eine Sauerstoffflasche etc..), in denen man die Frage auf die Spitze treiben kann. Da greift meine Antwort natürlich nicht gänzlich. Ich hoffe, dass der Beitrag trotzdem vielen Mitlesenden ein bisschen was mitgibt.

Schönen Abend ;-)

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MissUnknown17 
Fragesteller
 19.02.2022, 01:30

Hallo You are awesome,

ich freue mich immer sehr, wenn sich Personen so weit mit meinen Fragen auseinandersetzen und mir dabei ausführliche und verständlich formulierte Antworten verfassen.

Ich ziehe mit Sicherheit einen Mehrwert aus deiner Meinung und weiß deine Mühe sehr zu schätzen.^^ Mein geschätzter Kollege (so nenne ich ab jetzt "Hacker48") wies ja bereits auf den kleinen "Missstand" hin, bezüglich der Fragestellung, aber das störte mich bei deiner Antwort nicht im geringsten. Sicherlich hätte deine Antwort etwas besser gegriffen, wäre es tatsächlich um das Thema "das eigene Leben zu geben" gegangen, dennoch konnte ich mit deiner Antwort sehr viel anfangen und ich sehe die Verbindung hin zur Aufopferung - also kein Problem. :]

Ich liebe gut strukturierte Texte mit passend ausformulierter Sprache und einer guten Darstellung von Emotionen. Ich persönlich übe mich zwar noch darin, aber ich hoffe meine Antwort konnte dich ansatzweise zufriedenstellen. :)

Schönen Abend,

Frau Unbekannt, wie du mich nanntest :]

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MissUnknown17 
Fragesteller
 19.02.2022, 01:31

Ach und du kriegst ein Sternchen!^^

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MentN  14.12.2022, 19:41

ein etwas andere Beitrag, der mich zum Nachdenken anregt. Danke

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Andere Antwort (Begründung bitte)

Nun, zwischen dem Riskieren und dem Opfern des Leben besteht ein, in meinen Augen, signifikanter Unterschied. Riskieren würde ich mein Leben grundsätzlich, wenn jemand unverschuldet in eine Notlage geraten ist und ich mir realistische Chancen ausrechne, ihn zu retten sowie das Ganze - bestenfalls - zu überleben...

Opfern? Puh. Eigentlich nicht. Wenn ich ein Kind hätte, würde ich mich vermutlich für mein Kind opfern, sofern dessen Überleben dadurch tatsächlich gesichert wäre.

Für alle anderen? Vielleicht bei sehr nahestehenden Personen, WENN ich für deren Situation verantwortlich bin. Wenn nicht, warum sollte ich mich dann opfern? Dazu müsste ich mein Leben für weniger wichtig halten als deren Leben - das tue ich nicht.


MissUnknown17 
Fragesteller
 17.02.2022, 22:43

Vielen Dank für deine gut begründete Antwort. :]

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Andere Antwort (Begründung bitte)

Das käme vollkommen auf die konkrete Situation an. Am ehesten für Kinder, die dann noch alle Chancen im Leben hätten. Vielleicht auch für einen geliebten Menschen. Niemals für einen Politiker oder einen reichen Geldsack. Egal für wie wichtig er sich hält. Politiker sind Lügner, Betrüger, Diebe, Egoisten, manchmal Totschläger und Mörder. Und wenn es ihnen nützt, klauen sie kleinen Kindern ihre Lutscher. Bevor ich für so einen mein Leben opfern würde, würde ich lieber den selber über die Planke schicken.

Meine größte Angst ist der tot aber meine Liebe zu family ist größer das ich keine Sekunde nachdenken würde 🤍

Für unschuldige oder Kinder auch.


YusefLibanon  17.02.2022, 22:45

In dir steckt sogar Herz xD würdest du auch für Familienmitglieder die schlecht zu dir sind

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verreisterNutzer  17.02.2022, 22:51
@YusefLibanon

Ich hab 5 Geschwister und bin für jede die Bezugsperson obwohl ich die jüngste bin. Ich versuche alle gleich zu behandeln obwohl 2 von denen wie soll ich es sagen.. egal. Weist du die könnten mir ein Messer in die Brust rammen und ich würde sie wallah noch lieben und nicht hass verspüren.. ehr trauer.

Die regen mich manchmal todes auf, ich darf mich aufregen über die aber nicht andere dürfen was sagen gegen die.

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Ja - für nahestehende Personen.

Nur für Menschen, die mir wichtig sind