Wo kommt die Zeit her?

7 Antworten

Hi,- eine seltene Frage. Die meisten Menschen (und ich auch) fragen eigentlich meistens: "Wo geht sie hin" - und warum lansam wenn sie "gehen" soll und schnell wenn sie nicht soll. Aber mal im Ernst: Schon bei Kant war sie Teil des "absoluten Raumes der Anschauung" - ohne Zeit keine Ausdehnung und ohne Ausdehnung keine Entität - und das gilt selbst für jeden noch so kleinen Gedanken. - Seit Einstein ist sie tatsächlich als Raumzeit (ich persönlich finde Zeitraum vertrauter) auch physikalisch Teil unserer Vorstellung von den Grundlagen unserer Welt. Ob es eine relative Zeit ohne absolute Zeit - ebenso wie bei der Frage zum Raumbegriff - geben kann ist ein philosophisch-logisches Problem welches m. E. jedoch auf noch ausstehenden physikalischen Klärungsbedarf hinweißt.

Folgen wir diesen physikalischen Verständnisversuchen aber wie sie aktuell vorherrschen so wird die Zeit als quasi-physikalische Eigenschaft den gundlegenden Parametern zugeordnet, die ihre Entstehung im Urknall haben und zu Determinanten der kosmologischen Entwicklung und damit auch der uns bekannten Welt geworden sind.

Gruß

Die Frage, woher die Zeit "kommt", kann wohl kaum beantwortet werden. Aber die Frage, woher der Eindruck kommt, dass wir "Zeit" wahrnehmen, ist sinnvoll. Ich denke, dass es dafür mindestens drei konkurrierende Antworten gibt, die alle irgendwie richtig sind.

Die eine ist Kants Aussage aus der Kritik der reinen Vernunft: Zeit ist eine a-priori-Grundkategorie menschlicher Anschauung. Es ist uns angeboren, alle Vorgänge als in der Zeit geschehend wahrzunehmen.

Die zweite steckt in Einsteins Aussage:Zeit ist, was die Uhr misst. Es bleibt die Frage, was denn eine Uhr ist. Antwort: jeder sich gesetzmäßig regelmäßig wiederholende Vorgang ist als Uhr geeignet, vor allem der eigene Herzschlag, zuerst aber der Herzschlag der Muter, den schon der Fötus im Mutterleib wahrnimmt.

Die dritte wurde schon genannt: die Entropie. Sie ist am abstraktesten und objektivsten, aber für die Messung eher ungeeignet.

Zeit ist das Aneinanderreihen von Ereignissen die naturgemäß tendenziell nur in eine Richtung ablaufen können - reduzieren könnte man die Aussage auf die Messung der Zunahme der Entropie.

Beispielsweise ein Blatt Papier. Das Blatt Papier wird sehr wahrscheinlich im Laufe der Jahre vergilben, knittrig und brüchig werden, vergammeln und vergehen und sich in seine Abbauprodukte auflösen, ggf. noch schneller durch Verbrennen.

Dass sich aus Asche oder vermoderten Papierbrei durch zufällige Anordnung der Atome ein Blatt Papier bildet, ist sehr unwahrscheinlich (wenn auch nicht ausgeschlossen).

Wenn man sich also die verschiedenen Stadien es verrottenden Blatt Papiers anschaut, kann man ziemlich treffend ein Vorher und ein Nachher festlegen. Und aus diesem Aneinanderreihen von Entwicklungen (die meistens immer nur in eine Richtung ablaufen) erhält man als rechnerisches Derivat die Zeit.

Zeit existiert dort, wo Bewegung bzw. Veränderung vorliegt. Beides gehört zusammen.

In der Wissenschaft wird zwar auch von einer Raumzeit gesprochen, doch ich meine, auch in einem Raum, in dem sich nichts bewegt und nichts verändert, da gibt es auch keine Zeit.

"Zeit" ist damit das Detail eines Ablaufs innerhab der Ewigkeit.

Die sogenannte "Zeit" ist ein, von Menschen erschaffenes Werkzeug, um zB den Tag besser ein zu teilen. Das Universum kennt keine Zeit. Die Zeit dient nur dazu, dem Menschen eine Stütze zu geben. 

Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen, oder dich wenigstens zum Denken anregen.