Wieso spielt man so ewig lange Partien im Schachsport?
Um einen Meistertitel zu erlangen, muss man 5h lang spielen pro Partie, das ist jedes Mal so anstrengend wie ein Abitur.
(Die Qualität der Partie wird dadurch schlechter, weil man irgendwann die Konzentration und Lust verliert.)
Wieso aber reichen 30-60 Minuten Partien nicht aus, im Internet gilt bereits diese Partielänge als sehr lang und mmn als erfahrener Schachspieler ist das auch völlig ausreichend.
Ich will in meinem Leben auch arbeiten, Familie, Freunde haben und nicht nur Schach spielen durchgehend?? Trotzdem hätte ich gerne einen Titel versucht! Warum muss man dafür sein Leben aufgeben?
Schach wird doch ein total unattraktiver Pensionistensport dadurch.
Wie seht ihr das?
8 Antworten
Ich finde, du übertreibst da ein wenig. Abgesehen davon hat Magnus Carlsen übrigens schon ähnliche Ideen geäußert, für einige Turniere die Bedenkzeit zu reduzieren. Aber eben erst ab einem gewissen Niveau. Denn auch er weiß, dass man erst etwas wachsen muss...
Zurück zu deiner Frage:
Jeder kann ja so schnell spielen wie er will und kann. Und auch gute Spieler können noch nach 5 Stunden in Zeitnot kommen. Ich hatte auch letztens eine Partie, wo mein Gegner sehr schnell gespielt hatte und oft seinen Zug ausgeführt hatte, bevor er unsere beiden notiert hatte. War ziemlich nervig!
By the way:
Warum brauchst du diesen Titel, um Lehrer zu werden? Das geht auch ohne! Mit dem ersten Schiedsrichter-Patent kannst du z.B. schon Jugendtrainer werden. Da braucht man nur eine DWZ von 1400.
Na ja, im Schachverein hat man "ehrenamtlich" natürlich alle Möglichkeiten. Ab einer gewissen Spielstärke könntest du an einigen Vereinen auch Geld verlangen.
Es gibt auch das Schulschach-Patent, mit dem du Kinder und Jugendliche in Vereinen oder auch Schulen offiziell unterrichten dürftest.
Online gibt es sehr viele Leute, die das mittlerweile machen. Im Endeffekt wäre es wohl kaum etwas neues. Da kenne ich mich nicht aus.
Ich habe auf Lichess auch immer so eine Zahl zwischen 1900 und 2100 bei Fünf-Minutenpartien + paar Sekunden. Aber online ist sowieso immer etwas anderes als auf einem richtigen Brett.
Online gibt es sehr viele Leute, die das mittlerweile machen. Im Endeffekt wäre es wohl kaum etwas neues. Da kenne ich mich nicht aus
Der Onlinebereich interessiert mich am meisten, weil ich auch fließend englisch spreche und so sehr gut mit Leuten aus aller Welt reden kann. Kannst du das näher erläutern, was du da meinst? Ich hab auf Lichess schon berühmte Studien erstellt und bin seit 5 Jahren aktives Mitglied gewesen. Am Brett war ich nur ein Jahr, weil mich all das rundherum extrem ablenkt.
Und was die Patente betrifft, wie krieg ich die denn und was kostet das?
Ich meinte, auf Youtube gibt es viele Leute, die gut Schachstrategien erläutern. Wird schwierig werden, Stammzuschauer zu bekommen. Aber jeder darf probieren.
Lehrgänge etc. findet man viel im Internet und auch über die Vereine.
Lehrgänge für Schiedsrichter - Deutscher Schachbund - Schach in Deutschland
Schiedsrichterausbildung Erwerb/Verlängerung - Bayerischer Schachbund e.V. (schachbund-bayern.de)
Kostet ca. 50 Euro und ist 5 Jahre gültig, glaube ich.
Und Schulschachpatent:
Schulschachpatent: Deutsche Schachjugend (deutsche-schachjugend.de)
Allgemein findet man viel im Internet. Einfach mal Google befragen.
Online Schulschachpatent - Bayerische Schachjugend (bayerische-schachjugend.de)
das ist jedes Mal so anstrengend wie ein Abitur.
Wenn es dir zu anstrengend ist, dann bist du dafür eben nicht geschaffen.
Die Qualität der Partie wird dadurch schlechter, weil man irgendwann die Konzentration und Lust verliert.
Du vielleicht. Es gibt nun mal Leute, die den ganzen Tag Schach spielen könnten. Ich spiel gern den ganzen Tag Klavier, meine Konzentration geht da auch nicht flöten. Die fehlt es schlichtweg an der nötigen Geduld.
Wieso aber reichen 30-60 Minuten Partien nicht aus
Wenn bis dahin keiner gewonnen hat, bleibt keine Alternative, oder?
Warum muss man dafür sein Leben aufgeben?
Naja, wenn man ein Hobby bis zur Perfektion betreibt, ist das eigentlich recht normal. Ab dann empfiehlt es sich, es zum Beruf zu machen, dann wird es bestimmender Teil des Lebens. Unterm Strich schreibst du hier doch nur, dass Schach dir eigentlich viel zu schwierig und kräftezehrend ist, du aber dennoch gern einen Titel hättest. Naja, ich hätte auch gern einen Dr. phil. vor meinem Namen stehen. Aber da reichen die Fähigkeiten einfach nicht aus, damit muss man klarkommen...
lg up
Aber meine Fähigkeiten reichen doch aus, nur habe ich nicht die Lust und Konzentration mich 5 Stunden reinzuknien für etwas was man auch 5 Minuten lang spielen kann! Ich spiele gern sowohl durchgehend Schach als auch Klavier, aber ich rede davon, dass EINE PARTIE 5 Stunden dauert! Jetzt stell dir doch mal vor du spielst ein Klavierstück 5 Stunden lang vor und wenn du dabei eine Note falsch spielst in den 5h, dann wirst du aufs Konservatorium nicht aufgenommen. Könnte sein du bist ein super Klavierspieler, wenn du nur 15 Minuten Klavier spielst.
Ich bin besser als 98.8% der Spieler. Für einen Meistertitel müsste ich das jedoch am Brett bei 100en 5 Stunden Partien beweisen, die nur 1x wöchentlich stattfinden. Wer hat ein Jahrzehnt Zeit für ein Spiel?
Wie gesagt, wenn dir das Spiel zu lang dauert, spiele es nicht...
du spielst ein Klavierstück 5 Stunden lang vor und wenn du dabei eine Note falsch spielst in den 5h, dann wirst du aufs Konservatorium nicht aufgenommen.
Das Beispiel ist natürlich übertrieben, aber es kommt der Realität tatsächlich ziemlich nahe.
Ja mir ist auch aufgefallen, wie nahe es der Realität eigentlich kommt, wie ich es geschrieben habe. Spiele ja auch Klavier. Schei* Perfektionismus überall... :( jetzt bin ich traurig, dass wir in so einer Leistungsgesellschaft leben. Ich will den Titel eig. nur um Schachlehrer werden zu können, die Leistung ist mir egal.
Also dann ans Werk: Arbeite an deiner Geduld und Konzentration. Viel Erfolg. lg up
An der Geduld kann ich arbeiten, habe ja 1 Jahr im Verein gespielt. An der Konzentration aber leider nicht. Habe eine leichte Form von ADHS und verliere nach so langer Zeit bei einer Tätigkeit einfach die Konzentration automatisch. Auch während dem Spiel bei so langer Dauer gehn mir hundert Sachen durch den Kopf.
Ein Vorspiel dauert ganz sicher keine 5 Stunden.
Fehler macht sogar ein Profi, es ist normal und gehört dazu. Niemand kann Fehlerfrei spielen, sogar auf Konzerten gehören Fehler zum Alltag…Es ist schlicht und ergreifend falsch das ein Berufsmusiker fehlerfrei spielen muss.
Erst auf einem Konzert setzte die 2. Trompete in ihrem Solo zu spät ein und spielte es ziemlich katastrophal, aber wer kein geschultes Ohr hat bemerkt solche Fehler nicht.
Du nimmst das ganze etwas zu wörtlich. Um mich zu zitieren:
Das Beispiel ist natürlich übertrieben,
Durch den Kommentar es ist nah an der Realität verwirrt es mich etwas.
Eben das zeigt auf, dass es bei Schach, wo es eben um Fehlerfreiheit geht! noch deutlich ärger ist und mehr Energie und Konzentration verbraucht als bei einem Profimusiker! Ein Fehler beim Schach und die Partie ist gelaufen, ein Fehler beim Musiker und das Stück geht weiter.
Zudem muss man als Musiker während Pausen den Dirigenten, das Publikum ansehen und nicht das Gegenüber beim Nasebohren beobachten.
Naja, das Stück geht weiter, klar. Macht der Trompeter aus dem Beispiel das Vermasseln des Solos allerdings öfter, ist er seinen Job schnell los. Ganz einfach...
Aber ein Trompeter muss sich nicht 5 Stunden durchgehend konzentrieren. Schau, ich spiel Klavier und Saxofon, ich weiß wovon ich rede. Ich habe auch Musik fehlerfrei spielen sollen, aber da ging es nicht um solche Zeitspannen. Was bringen diese Vergleiche überhaupt? Ein Titel im Schach bringt sowieso noch ansich gar kein Geld. Geld kriegen im Schach sowieso nur die besten der besten.
Nein? Sag das mal den Trompetern in Bayreuth, die sich stundenlang durch die ganzen Wagner-Opern quälen müssen. Die erzählen dir was anderes.
Was spielt das überhaupt für eine Rolle? Ein Profischachspieler kriegt nix für die Teilnahme an Schachspielen, es ist also demnach gar kein Job. Für normal muss er etwas zahlen, um mitzuspielen.
Nein. Nur ein kleiner Prozentsatz der Profis verdient damit Geld. Von 20.000 Meistern sind 100 davon Millionäre und der Rest kommt grade noch so über die Runden oder ist sogar arm.
Sie sollten sich einmal mit der Entwicklung des Schachsports vertraut machen.
Dann wüssten Sie, was ewig lange Partien sind.
Ein Schachspieler auf hohen Niveau, jenseits der 2300, hat selbst mit 150 min. für die ersten 40 Züge verdammt wenig Zeit, alle wichtigen Besonderheiten der Stellung zu erkennen und die damit verbundenen Varianten zu berechnen.
99% der Spieler weltweit sind aber nicht jenseits der 2300! und sind keine autistischen Nerds, die nichts anderes im Leben interessiert.
Sehr Schade, ich liebe Schach und spiele täglich.
Finds manchmal auch langweilig wenn der Gegner mal 30 Minuten für nen Zug überlegt. Gehört aber dazu und in meinen Augen lässt es das Niveau deutlich steigen. Normal sind Turniere ja auch über einen langen Zeitraum. Dann opferst du nur einen halben Tag.
Ich finde es doof 30 Minuten zu warten, ja die Qualität steigt, aber na und? wem bringt das was dass die qualität dieser person steigt? nach der logik könnte man auch nur einen zug pro tag machen und nur mehr fernschach spielen, dann steigt die qualität auch ...
Das Ziel ist ja ein Mittelmaß. Die 30 Minuten kann man ebenso für sich nutzen
Hallo, danke für deine liebe Antwort! Nun ja also ich möchte gerne Onlinekurse und Streaming etc. werden und damit Geld verdienen, weil ich Schach liebe - doch wird man in der Szene meist nur mit Titel respektiert. Auf Lichess und Chess.com kann man sich nur mit Titel als Schachlehrer listen lassen etc. - auf Chessable glaube ich geht es auch nur mit Titel, da weiß ich es aber nicht. Für einen Titel muss man aber klassische Partien spielen.
Ich habe auf Lichess z.b. in Classical nur 2000, während ich bei Rapid 2400 habe, einfach deswegen, weil mich Classical langweilt. Ich habe auch schon am Brett Vereinsspiele gespielt und habe meinem Gegner 4h lang beim Nasebohren und überlegen zugeschaut, bis ich dann mit einer Stunde und komplexer Gewinnstellung einfach ein Remis angenommen habe, weil ich keine Lust mehr hatte, nachzudenken, es war schon dunkel geworden und ich hatte einen langen Heimweg. Ich wollte einfach nur mehr nachhause!
Dass ein Schiedsrichterpatent zum Trainer verhilt davon wusste ich bisher nichts. Ein Angebot kleine Kinder zu unterrichten habe ich so auch schon bekommen, mich interessiert es aber Jugendliche und vor allem Erwachsene zu unterrichten. Mit Kindern kann ich nicht so gut, da ich kein Pädagoge habe und mit unruhigem Verhalten nicht so gut zurecht komme. Ich mag kleine Kinder leider nicht so :/
Das Argument mit dem besser werden ist zwar richtig ABER es kann nicht sein, dass ich meine gesamte Lebenszeit opfern muss um Schach zu spielen, das ist doch absurd.