Wieso möchte niemand zum Durchschnitt gehören?

2 Antworten

Weil man sich gerne als etwas Besseres sieht. Der Durchschnitt wird als schlecht angesehen, Menschen, die es nicht geschafft haben, darüber hinauszuwachsen, nichts "Besonderes" geleistet haben. Dabei wären wir natürlich alle wieder Durchschnitt, wenn wir alle über dem (derzeitigen) Durchschnitt liegen würden.

Grund sind Aussagen wie "das kann jeder" oder "durchschnittlich halt, zu mehr hat's nicht gereicht" oder "bilde dir nicht ein, dass du was Besonderes bist!" Als ob es eine Schande wäre, halt in dem Bereich zu liegen, der normal ist, der am meisten vorkommt, von den meisten erreicht wird.

Und man kann ja überdurchschnittlich werden (Leistung), nur halt meist nur in kleinen und ausgewählten Bereichen und dafür muss man sehr viel Arbeit und Energie in das Üben oder Lernen stecken.

Durchschnittlich bedeutet NICHT schlecht! Wenn ich durchschnittlich gut lesen kann, kann ich eine Menge lernen. Wenn ich in meinem Beruf durchschnittlich gut bin, leiste ich immer noch deutlich mehr als ein Ungelernter, der unterdruchschnittlich gut wäre, oder ein Anfänger, dem die Übung fehlt.

Das Problem ist, dass oft nur noch das gelobt oder anerkannt wird, das überdurchschnittlich ist. Das merkt man besonders, wenn mal jemand sein Hobby zeigt, sein Instrument spielt, seine Sportergebnisse, seine Bilder oder so. Diese werden sofort mit Profis, also jahrelang speziell Ausgebildeten und Geübten verglichen und als schlechter und "durchschnittlich" bewertet. "Kann jeder, ist nichts Besonderes". Und dann ist man enttäuscht und meint, sich für Anerkennung irgendwie "von der Masse" abheben zu müssen. Muss man aber nicht. Nicht jeder muss in irgendetwas Profi sein, schon gar nicht im Hobbybereich, auch wenn vor allem das Netz dies oft suggeriert.

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/lob-des-mittelmasses-und-durchschnitts-gut-ist-uns-selten-gut-genug-a-838732.html

Man muss auch mal sehen: Profis wie Musiker oder Profispportler ÜBEN meist für ihre Leistung täglich mehrere Stunden, haben in der Ausbildung mindestens 8 Stunden täglich in irgendeiner Form geübt, machen viele, viele ermüdende Einzelübungen - dazu hätten die wenigsten Hobbyisten Zeit oder überhaupt Lust und Energie. Die Bereitschaft, überdurchschnittliche Leistung zu erbringen, ist meist nicht da und die Zeit dafür auch nicht. Man stelle sich vor, ein Elternteil würde versuchen, neben der Arbeit noch mehrere Stunden täglich ein Hobby zu perfektionieren - es bliebe keine Zeit mehr für die Kinde und für andere Interessen. Das ist doch verschenkte Lebenszeit!

Je nach Nutzen. Wenn es einem nutzt, möchte man zum Durchschnitt gehören, etwa wenn man nicht auffallen will, ansonsten je nach Bedarf über oder unter dem Durchschnitt.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich denke rational. Kann ich nur empfehlen.