Wie sieht der Tages/Wochenablauf eines Lehrers aus?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Kommt sehr darauf an, wie hoch das Pensum ist und welche Fächer man unterrichtet. Im Normalfall hat man bei einem hohen Pensum morgens ca. 5 Lektionen mit der Klasse, in der Pause bereitet man entweder die nächste Lektion vor, korrigiert was oder ist im Lehrerzimmer. Dann folgen nochmals etwa 2-3 Lektionen vor der Mittagspause. Auch da bereiten viele Lehrpersonen noch was vor, besprechen sich mit anderen Lehrpersonen etc. Anschliessend folgt der Nachmittagsunterricht. Die meisten Lehrpersonen bleiben danach noch in der Schule und bereiten die nächsten Tage vor, korrigieren Hefte oder Prüfungen, planen den Unterricht der nächsten Wochen oder Elterngespräche etc. Jeder macht es anders. Einige bereiten ganze Unterrichtsblöcke in den Ferien vor, andere immer freitags, am Wochenende oder direkt nach der Schule.

Hängt extrem vom Fach, den Zusatzaufgaben und nicht zuletzt vom Bundesland ab.

Bei mir sieht das etwa so aus: Ich bin an einer SEHR großen gewerblich-technischen BBS. Mein Deputat sind 24 Unterrichtsstunden. Im ganz normalen Betrieb komme ich mit vor- Nachbereitung, Korrektur etc. etwa auf 38-42 Arbeitsstunden pro Woche. Ich habe ein ausgesprochenes NICHT-Korrekturfach, und dadurch dass ich viel in der Fachbildung bin wenige unterschiedliche Klassen (aktuell 5 Berufsschule, 2 Technikerschule).

Deutschlehrer mit nur einer Wochenstunde pro Klasse und entsprechend vielen Klassen kommen definitiv auf DEUTLICH mehr echte Arbeitszeit wegen der Korrekturen.

Jetzt der Haken: Normalbetrieb gibt es praktisch nicht :-D

Das schwankt ständig zwischen "deutlich weniger", beispielsweise wenn Prüfungsklassen weg sind, in den ersten 3-4 Wochen nach den Sommerferien das 1. Lehrjahr noch nicht da ist, und "deutlich mehr", wenn - wie jetzt - Abschlussprüfungen anstehen, irgendwelche Konferenzen dazukommen, man zig Anträge auf vorgezogene Prüfungen bearbeiten, massig Fehlzeitenmeldungen schreiben muss oder sonstwas.

Ich glaub, im Jahresmittel gleicht sich's tatsächlich einigermaßen aus. In einzelnen Wochen schwankt's aber zwischen grob 25 und 50 Arbeitsstunden.

Was an beruflichen Schulen dazu kommt: Ein Teil der "Freizeit" findet wegen so Konstrukten wie Abendschule auch noch in der Schule statt und ist deshalb nicht wirklich Freizeit.

Eine typische "Normalwoche" bei uns sieht tatsächlich in etwa so aus: Ein Tag von 9 bis 20 Uhr in der Schule (mit viel Pause zwischendrin, die aber eben keine richtige ist), ein Tag von 7.30 bis 15.30, ein Tag frei, der vierte von 11 bis 20 Uhr, und der letzte dann, wie sich Normalbürger einen Stundenplan vorstellen. Wenn am freien Tag eine Konferenz oder die Lehrprobe eines Referendars ist, den man betreut, muss man trotzdem rein. "Frei" heißt nur, kein Unterricht.

Dank wochenweise wechselnden Klassen, die im Haus sind, kann man auch durchaus mal in einer Woche 32 Schulstunden (plus entsprechend viel Drumherum) haben und in der nächsten nur 18. Die GANZ krassen Fälle haben gleich zwei Modelle: Hälfte der Klassen im dreiwöchigen Blockunterricht, der auch noch in den unterschiedlichen Berufen versetzt ist, Hälfte in "eineinhalb Tage pro Woche".

Da kann's dann über sechs Wochen etwa so aussehen: 32, 34, 32, 14, 20, 18 (reine Unterrichtsstunden ohne das Drumherum). In den vollen Wochen bist Du total kaputt, in den relativ leeren ist es (wenn Du einen guten Stundenplaner hast, der dir nicht viel Leerlauf reinplant) recht angenehm und Du hast vielleicht sogar mal zwei Tage am Stück frei.

Heißt als Fazit, sowohl innerhalb von ein paar Wochen, zum Teil auch innerhalb einer Woche, hast du extreme Schwankungen in der Belastung. Ein normaler, regelmäßiger Schlafrhythmus ist da kaum möglich. Auch wenn wir nicht nachts arbeiten ist das letztendlich sogar unregelmäßiger als die meisten Schichtbetriebe.

Ist trotzdem ein ein schöner Job (wenn man nicht grad, wie jetzt, vom Land verheizt wird). Aber über die Verteilung der Arbeitsbelastung denkt man besser nicht nach ;-)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – BBS-Lehrer (E-Technik) in Rheinland-Pfalz
DpB11  23.01.2021, 01:11

Eine Ergänzung noch: Bei uns gibt es nur das absolute Minimum an vorgeschriebene Konferenzen. Es gibt Schulen (allerdings auch Extrembeispiele), bei denen zu dem Ganzen noch wöchentliche Teamsitzungen oder Dienstbesprechungen von mehreren Stunden dazu kommen. Sowas regeln wir zwiwchen Tür und Angel, wenn wir eh da sind.

Ich bin heilfroh, dass unser Chef der Ansicht ist " man muss nicht ohne Anlass jeden Sch... von allen zwangsdiskutieren lassen"

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Maryyyy3 
Fragesteller
 08.02.2021, 16:55

Vielen Dank für die Antwort und die Beispiele/Erklärungen dazu :)

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