wie nennt man dieses Verhalten von Menschen in der Psychologie?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist das sog. Spiegelprinzip. Das ist aber glaube ich kein psychologischer Fachbegriff im eigentlichen Sinn, aber eine bekannte Eigenschaft von Menschen. Übrigens von allen Menschen, nur unterschiedlich stark ausgeprägt beim einen oder anderen.

Zitat [Das Spiegelprinzip der Kommunikation

Das Spiegelprinzip wird üblicherweise mit den Formulierungen umschrieben: "Wie innen so außen" oder "Was wir im Außen erleben, spiegelt unser Inneres". Dabei geht es sinnvollerweise nicht um eine Eins-zu-Eins-Übertragung nach dem Motto: "Was ich erlebe, zeigt mir, wie ich bin", sondern um den Zusammenhang der jeweils zugrunde liegenden Prinzipien, also eher darum: "Was ich erlebe, gibt mir u. a. einen Hinweis darauf, wie ich bin". Man muss mit dem Spiegelprinzip jedoch vorsichtig sein, um nicht einer Gleichmacherei von Tätern und Opfern das Wort zu reden. Empfehlenswert scheint mir daher eine abgeschwächte Fassung zu sein, wie z.B.: "Was wir im Außen verurteilen, tun wir gerade selbst, haben es schon getan oder würden es gerne tun". ] Zitat Ende

Das ist ein Beispiel für das Spiegelprinzip. Aber es gibt auch andere Erscheinungsformen. Empathie zum Beispiel ist im Prinzip auch eine Spiegeleigenschaft, man kann sich in einen Menschen hineinversetzen. Das ist weniger negativ. Es wird dann problematisch, wenn man bedenkt, dass man sich immer selbst mit hinein spiegelt, also immer die Dinge so empfindet, als wenn sie einem selbst passiert wären, anstatt bei dem Blickwinkel der Person zu bleiben.

Wie gesagt der Begriff "Spiegelung" wird in der Psychologie sehr verschieden verwendet. Aber in deinem Fall finde ich es passend von einer Spiegelung zu sprechen. Allerdings: Dir sollte klar sein, dass das keine psychologische Krankheit oder ähnliches ist. Natürlich kann so etwas krankhaft ausgeprägt sein, aber generell ist es ein normales, menschliches Verhalten und kann auf verschiedenste Weise entstehen. Ein Beispiel: Angenommen mein Vater wäre ein Lügner gewesen. Ich wäre also aufgewachsen mit ständigen Lügen, ständig wären mir Dinge versprochen worden und mein Vertrauen dann missbraucht und ständig hätte ich erlebt, wie mein Vater Dinge falsch darstellt und sich so durchs Leben mogelt. Angenommen ich hätte diese Eigenschaft gehasst, weil sie mich sehr oft verletzt hätte und weil ich als schlaues Kind schnell gemerkt hätte, dass es falsch ist. Ich würde dann vermutlich mein Leben lang empfindlich auf Lügen reagieren und patzig sein, wenn jmd mein Vertrauen auch nur im geringsten strapaziert, sagen wir eine mir wichtige Person sagt sie meldet sich auf jeden Fall und vergisst den Anruf, dann wäre das für jmd anderen vllt. eine Lapalie, aber für mich, der vom Vater immer enttäuscht wurde und da total sensibel wäre, wäre es vllt ein Grund wütend zu sein. Außerdem würde ich bei jeder noch so kleinen Unwahrheit an die Decke springen und meine Freunde anmotzen und mich unmöglich verhalten. Gleichzeitig aber bin ich ja mit Lügen aufgewachsen und würde wahrscheinlich genau das, was mich so sehr stört, weil ich den Vater dafür so gehasst habe, selbst von ihm übernommen haben, denn ich kenne ja als Problemlösung nur Lügen, also könnte ich unbewusst selbst dem Vater so ähnlich sein, dass es mir selbst total stinkt und ich deswegen bewusst oder unbewusst andere erst recht wieder für die gleichen Fehler verurteile. Nur ein Beispiel, aber ich denke das Prinzip wird klar.

Es muss auch nicht in der Familie liegen, das war wirklich nur eine von vielen Möglichkeiten, was hinter solchem Verhalten stecken kann. Es kann auch viel simpler sein. Der Volksmund behauptet "Gleich und gleich gesellt sich gern.", dabei ist das höchst fragwürdig, denn oftmals kann man eben genau die Menschen mit den denselben Fehlern, die man selbst hat, nicht ausstehen, weil man ja dann ständig seine eigenen Fehler sozusagen vor Augen geführt kriegt. "Gleich und gleich gesellt sich gern" stimmt also höchstens für positive Charaktereigenschaften, aber jeder Mensch besitzt auch negative. Den Spruch, den du verwendet hast "Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Gleiche" der ist ja eigentlich ein wenig anders gemeint: Er beschreibt die unterschiedliche Bewertung von Aktionen von Menschen unterschiedlichen sozialen Standes, also zu deutsch: Wenn der Chef dem Mitarbeiter etwas verbietet, heißt das noch lange nicht, das er es selbst nicht machen darf. Oder: Wenn ein Polizist mit einer Waffe rumläuft ist das ok, aber ein normaler Bürger darf das nicht. Usw. Solche Dinge sind damit eigentlich gemeint. Privilegien von bestimmten Menschen aus bestimmten Gruppen.

Die Frage bei deiner beschriebenen Situation wäre: Um welche Verhaltensweisen geht es denn überhaupt und weiß der Betroffene das er das tut oder macht er es unbewusst, woher kommt seine Einstellung, woher kommt deine Einschätzung, stimmt die Einschätzung und Vieles mehr. Also wir sind weit von einer psychologischen Diagnose entfernt. Es könnte auch einfach ein Kommunikationsproblem sein.

LG

  • Ich denke nicht, dasss es für dieses alltägliche menschliche Verhalten einen besondern soziopsychologischen Begriff gibt.
  • Im Grunde genommen handelt es sich einfach um Heuchelei, nämlich andere moralische Maßstäbe zu verlangen, als man selbst erfüllt. Falls es unbewusst abläuft, handelt es sich vielleicht auch um ein Problem der Selbst- und Fremeinschätzung.
  • Dein "Volksmund" hat damit übrigens wenig zu tun, finde ich. Der Spruch hebt doch eher darauf ab, dass es eben auch darauf ankommt, wer etwas tut, sagt oder macht und die Handlung eben nicht nur für sich steht, sondern immer im Kontext des Handelnden gesehen werden muss. Verschiedene Menschen dürfen eben verschiedene Dinge tun -- es hängt alles von Alter, Reife, Befugnissen, Kenntnissen, Pflichten und Rechten ab und keine zwei Menschen sind diesbezüglich ganz gleich.
Spassbremse1 
Fragesteller
 22.01.2013, 12:44

Dein "Volksmund" hat damit übrigens wenig zu tun, finde ich. Der Spruch hebt doch eher darauf ab, dass es eben auch darauf ankommt, wer etwas tut, sagt oder macht und die Handlung eben nicht nur für sich steht, sondern immer im Kontext des Handelnden gesehen werden muss. Verschiedene Menschen dürfen eben verschiedene Dinge tun -- es hängt alles von Alter, Reife, Befugnissen, Kenntnissen, Pflichten und Rechten ab und keine zwei Menschen sind diesbezüglich ganz gleich.>

... meine Frage bezieht sich auf Menschen, die vollkommen identische Rahmenbedingungen haben.

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Kajjo  22.01.2013, 13:46
@Spassbremse1

Vollkommen identisch gibt es nicht, aber hinreichend vergleichbar können sie natürlich schon sein.

Wie gesagt: Aus Rücksichtslosigkeit, Gedankenlosigkeit, Dummheit, Abgebrühtheit, Heuchelei, ... macht man so etwas. Einen Spezialbegriff gibt es für dieses Verhalten meines Wissens nicht.

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projektion

Riverside85  21.01.2013, 09:51

Nein, bei Projektion will der eine es zwar machen, macht es aber nicht, weil er es durch den anderen auslebt. Hier müssen es ja beide machen, das ist keine Projektion.

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Spassbremse1 
Fragesteller
 21.01.2013, 09:56
@Riverside85

wie nennt man es dann oder in welchem psychologischen Themenkreis ist es angesiedelt?

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moonrox  21.01.2013, 10:13
@Riverside85

mit einer dsm käme man hier vielleicht wesentlich weiter. ufert dann aber aus. als ansatz würde ich dann vielleicht eine latente form des narzissmuses in erwägung ziehen. gebe dir aber recht, riverside. wird ja von beiden personen aktiv praktiziert...

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Riverside85  21.01.2013, 10:57
@moonrox

Würde auch sagen, wenn dann am ehesten in Richtung Narzißmus (der Narzißt glaubt ja, für ihn gelten andere Regeln, weil er besser ist als andere, insofern wäre für ihn ok, was für andere nicht ok wäre). Aber wieso latent?

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moonrox  21.01.2013, 23:35
@Riverside85

kann doch nicht ernsthaft aus der ferne und ohne abgeschlossenem studium sowie praxiserfahrung eine diagnose erstellen. du etwa?

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Das sind Projektionen !

Hat ein Mensch unbewusste innere Konflikte (z. B. Selbstablehnung, Minderwertigkeitsgefühle etc.), so führt seine Psyche einen Schutzmechanismus aus. Der Konflikt wird als Projektion von innen nach außen verlagert.

Ein Mensch, der sich selbst ablehnt, zieht so unbewusst Menschen an, die ihn ablehnen.

Ein Mensch mit einem Mangel an Selbstliebe zieht so Menschen an, die ihm keine Liebe zukommen lassen.

Ein unsicherer Mensch zieht so tendenziell „kluge“ Ratgeber an. Und ... er reibt sich an ihnen.

Projektionen laufen in der Regel unbewusst ab. Es handelt sich um unseren blinden Bereich, der vielleicht Mitmenschen - nicht jedoch uns - bewusst ist.

Etwas Selbstreflexionsfähigkeit vorausgesetzt, lassen sich Projektionen jedoch mit folgender Regel erschließen:

»Die übertrieben (gefühlt) „negative“ Eigenschaft, welche mich an einem anderen Menschen massiv stört, fehlt mir selbst in gesunder Form.«

http://unterbewusstsein-xxl.blogspot.de/2008/03/projektion-innere-konflikte-nach-auen.html

Spassbremse1 
Fragesteller
 21.01.2013, 13:57

Sehr interessantes Statement von dir! Danke dafür ...

Ich meine jedoch etwas anderes - ein Beispiel:

jemand mag es absolut nicht ausgefragt zu werden, fragt aber andere permanent aus (und findet das aber vollkommen in Ordnung in seinem Fall)

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Mucker  21.01.2013, 23:21
@Spassbremse1

Das ist einfach auf der einen Seite neugierig - und auf der anderen Seite nicht besonders offen !

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