Wie mit Kindheitserfahrungen umgehen?
Hallo,
ich bin 19 und vor ein paar Monaten zum Studieren ausgezogen. Dieser Abstand zu meiner Familie war ein Anlass für mich über meine Kindheit nachzudenken und da ist mir aufgefallen dass mich diese Erinnerungen teilweise belasten und sich auch auf meine Persönlichkeit auswirken.
Es war nämlich so dass mein Bruder im Zeitraum von 6-9 Jahren ( also mein Alter) immer wieder verschiedenste Dinge von sich kaputt gemacht hat oder Geld geklaut hat und solche Dinge. Einmal hat er sogar was geklaut. Allerdings hat er immer mir diese Dinge in die Schuhe geschoben, ich glaube weil er teilweise neidisch auf mich war.
Am Anfang hab ich mich natürlich dagegen gewehrt aber meine Eltern haben mir die ersten Male wo er das gemacht hat einfach nicht geglaubt und weil ich da noch klein war hat mich das sehr getroffen und auch meine Moral geschwächt. Irgendwann hab ich dann angefangen einfach alles auf mich zu nehmen was mein Bruder getan hat und das hat er nur noch mehr ausgenutzt. Da ich klein war hab ich mich da irgendwie reingesteigert und ich weiß es klingt komisch und man fragt sich vielleicht warum ich mich nicht mehr gewehrt hab aber ich weiß es nicht und komme mir auch dumm vor deswegen.
Das ganze ging so weit dass ich jeden Tag Angst davor hatte nachhause zu gehen weil mein Bruder täglich etwas Neues verbrochen hat was er mir angehängt hat und was ich dann einfach zugab. Daher wurde ich oft bestraft und ich weiß zum Beispiel noch wie mein Vater mich vom Stuhl geschmissen hat und ich auf meiner Modelleisenbahn gelandet bin die in der Folge kaputt ging die ich über alles geliebt habe und solche Dinge.
Ich habe meinen Eltern bis heute nicht erzählt dass das mein Bruder war, weil mein Selbstwertgefühl nicht so stark ausgeprägt ist und ich Angst davor habe. Da meine Eltern auch viel gearbeitet haben und ich bis vor ein paar Jahren nicht wirklich Freunde hatte konnte ich nie so richtig mit jemandem darüber reden.
Der Grund warum ich darüber hier schreibe ist, weil ich wissen möchte ob vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und wenn ja, wie damit umgegangen wird.
2 Antworten
Ich denke, dass fast jeder auch schlechte Kindheitserfahrungen hat. Um sich nicht von diesen schlechten Erfahrungen zu belasten, ist es wichtig, dass man denen vergibt, die einen schlecht behandelt hatten.
Vergebung bedeutet nicht,
- schlechte Erlebnisse schön zu reden
- sich einzureden "es war ja gar nicht schlimm"
sondern Vergebung bedeutet, dass ich mich von dem Mist trenne, mit dem mich andere "beworfen" haben.
Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, jedoch unsere Zukunft. Deswegen sollte man auch nicht zu viel über die schlechten Erlebnisse der Vergangenheit grübeln. Grübeln zieht Dich runter - denn Grübeln bewirkt keine guten Erfolgserlebnisse. Grübeln raubt Dir Zeit und Energie.
Ja stimmt Warscheinlich sollte ich einfach damit abschließen - danke für die Antwort!
Hey Leon,
um das Jetzt und die Zukunft gut und freudig gestalten zu können, ist es wichtig die eigene Vergangenheit aufgearbeitet zu haben. Wichtig dabei ist: du warst u bist allein verantwortlich für dein Gewordensein u darin liegt auch die Chance sich zu einer starken Persönlichkeit zu verändern.
Als Kind hattest du einen gewissen Vorteil daraus gezogen, die Schuld auf dich zu nehmen. Und dieser Gewinn war dir höher als zu sagen, wer wirklich schuld ist..
Ich denke nicht, dass du deine Therapie benötigst. Aber eine persönlichkeitsstärkende Beratung würde dir sehr gut tun u deinen Selbstwert stärken.
Vorteil=Gewinn
Man will das nicht so gern wahrhaben, aber die kindliche Logik nimmt manchmal fiese Dinge in Kauf, weil es sich daraus einen höheren Gewinn erhofft.. Aufmerksamkeit der Eltern/Anerkennung des Bruders/ oder oder..
Nagut aber ich kann dir sagen dass mir dass keinen Spaß gemacht hat sondern mir sehr zu schaffen gemacht hat und ich wie oben beschrieben jeden Tag Angst hatte wenn ich nach Hause gekommen bin, daher kann ich deine Theorie so nicht annehmen
Das sagt dir dein Verstand rückblickend.. aber als Kind hast du auch die Angst in Kauf genommen um einen gewissen Gewinn zu bekommen, sonst hättest du gesprochen u die Wahrheit gesagt.. U es nicht meine Theorie..😉 Bin ausgebildete Beraterin.
Ich will dir nur soviel auf den Weg mitgeben: Wenn du Verantwortung für dein Geworden sein übernimmst u die Schuld nicht länger bei anderen suchst (ich bin so u so weil der das u das..), dann wirst du Dinge erkennen u innere Veränderung erleben.
Ich will damit nicht sagen dass du keinen Qualifizierten Hintergrund hast um das zu Beurteilen und ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen, ich frage mich nur ob es wirklich das sein muss oder andere Gründe haben kann wie Angst vor meinem Bruder, denn die hatte ich und ein geringes Selbstbewusstsein, dass ich bis heute habe.
Wir tragen alle gewissen Lügen mit uns rum. Es könnte sein, dass du als Kind nach deinem ersten Versuch die Wahrheit zu sagen so entmutigt warst, dass du dir selbst gesagt hast: Mir glaubt doch eh keiner! U dann sagt man auch nix mehr.. Wenn es dir ein ernstes Anliegen ist dahinter zu kommen, dann schreib mich persönlich an u wir schauen weiter..
Was meinst du mit Vorteil ? 🤔 Verstehe die Formulierung nicht, aber danke für die Antwort