Wie ist es für einen Menschen mit Asperger jemand Neues kennenzulernen?

4 Antworten

Also, bei mir muss ich das nach Situation unterscheiden.

Sowas wie ein Date ist an sich kein großes Problem bzw. ich hatte noch keine großen Probleme. Ich date halt "langsamer", wenn man das so nennen kann. Ich brauche eine Weile bis ich Menschen auch körperlich an mich heranlassen kann. Also, küssen oder so auf dem ersten Date gibt es normalerweise schonmal nicht. So ein 1:1 Treffen ist aber relativ unkompliziert, weil ich mich nur auf die eine Person vor mir konzentrieren kann. Smalltalk kann ich nicht wirklich bzw. langweilt es mich über Dinge zu sprechen, die so belanglos sind, wie das Wetter. Gerne schließe ich mich den Themen meines Dates an, wenn diese interessant sind. Ich muss mich allerdings zügeln, nicht über meine intensiven Interessen zu sprechen oder nicht zu sehr. Bei einigen Interessen geht da noch, zum Beispiel meinen Katzen. Mag mein Gegenüber Katzen, kann ich ein bisschen über sie erzählen. Es sollte natürlich nicht zu viel werden, damit ich nicht wie eine Crazy-Catlady wirke. Andere Dinge, wie meine Begeisterung für Dinosaurier und Archäologie sind eher nichts für ein Date, das weiß ich auch.

Wenn ich mich zum Beispiel mit 3 Freundinnen treffe und eine bringt ihren neuen Freund mit, den ich noch nicht kenne, ist alles cool. Ich erwähne gerne zum Anfang schon, dass ich eine ASS habe und Augenkontakt nur schwer aushalten kann. Viele empfinden es als unfreundlich, wenn man ihnen im Gespräch nicht in die Augen guckt und deswegen sage ich gerne von Anfang an, dass es nichts damit zu tun hat, dass ich irgendwie eine B*tch bin, sondern ich kann das halt einfach nicht gut ertragen.

Wenn ich hingegen in eine Gruppe komme - unabhängig davon, ob die sich untereinander vorher schon kennen oder nicht - bin ich sehr zurückhaltend. Generell gilt bei mir die Regel: Mehr bekannte als unbekannte Gesichter - gut, es fällt mir leichter mich zu integrieren. Mehr unbekannte als bekannte Gesichter, schwierig. Ich werde dann eher still und beobachte erstmal. Es gibt dann einfach zu viele neue Eindrücke - Stimmen, Gerüche, Persönlichkeiten - und nichts Bekanntes oder nicht genug Bekanntes an dem ich mich orientieren kann. Ich höre erstmal relativ still zu und traue mich häufig auch nicht irgendwas zu sagen. Wenn ich jemanden dabei habe, den ich gut kenne, ist das ganz hilfreich. Meine engen Freunde haben schon gelernt mir kleine Hinweise bzw. Zeichen zu geben, wenn Jemand etwas sarkastisches sagt. Das zu erkennen fällt mir schwer und ich habe immer Angst ernsthaft auf etwas sarkastisches zu antworten und dann selbst der Witz zu werden.

Das ist dann auch wieder schwierig beim Date, wenn man nur zu 2. ist. Wenn mein Datepartner versucht die Stimmung mit Sarkasmus aufzulockern und ich ernsthaft darauf antworte, ist normalerweise spätestens da der Punkt erreicht, an dem ich auch auf einem Date meinen Autismus erwähne und vielleicht kurz erkläre, damit man nicht denkt, dass ich total schwer von Begriff bin.

das ist so verschieden wie bei "normalen" Menschen auch, ist man gerade offen für neues oder nicht, ist das Gegenüber bereit sich einzulassen oder abgeschreckt, wenn der Aspie ungewohnt reagiert; wenn das Gegenüber nicht will, hat man als Aspie eher schlechte Karten

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich muss mir die Menschen erstmal in Ruhe anschauen und das kan dauern da ich erstmal überlegen muss was für eine Einstellung der Mensch hat wen er neu ist und ob er nett und so weiter ist. Für mich ist es scher neue Leute kennenzulernen da ich es schwer finde smaltak zu machen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin asperger autistin

Ganz unterschiedlich.

Es gibt Menschen, mit denen kann ich mich sofort unterhalten.
Bei anderen finde ich (gefühlt) jedes Thema langweilig.
Da kommt absolut nichts rüber.

Auch bei Autist:innen ist es eine Sache von Sympathie / Antipathie und "auf einer Wellenlänge sein".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema