Blickwechsel 18. Mai 2022
Deine Fragen an einen Ex-Scientologen
Alles zum Blickwechsel

Wie ist die Scientology-Sekte organisiert?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Scientology-Sekte ist ähnlich wie internationale Unternehmen organisiert, wobei jede Scientology-Organisation rechtlich eine eigenständige Körperschaft ist.

Das Miteinander ist überhaupt nicht organisiert. Leute kommen einfach für Kurse und Auditing („Seelsorge“ auf individueller Basis) und gehen anschließend wieder nach Hause. Etwa 4 Mal im Jahr gibt es sogenannte internationale Veranstaltungen, bei denen sich Scientologen in einem Veranstaltungsraum hinsetzen und sich auf Video eine Propaganda-Show von Sektenführer David Miscavige anschauen, wo dieser das Blaue vom Himmel herunterlügt, welch enormen positiven Einfluss Scientology auf die Welt hätte. Das war es auch schon.  

Schau die den Film an „Bis nichts mehr bleibt“. Dann hast wohl du einen Einblick.

Das Miteinander ist anfangs locker, bis der Leistungsdruck aufgebaut wird. Man hat abzuliefern, neue Mitglieder zu rekrutieren und steht einem sogenannten Ethikoffizier gegenüber, der kontrolliert, ob du abweichst oder anständig funktionierst.

Was Ruchatz hier als "Seelsorge" verschönert, ist Mumpitz.

Auditings helfen nichts. Gar nichts. Langfristig werden damit keine Probleme gelöst und auch nichts aufgearbeitet.

Ich erkläre dir das mal: Stell dir vor, du hast zwei Objekte locker in der Hand, die auf Druck reagieren. Dieser Druck wird über eine Nadel visualisiert, indem die ausschlägt, wenn du drückst und zurück sinkt, wenn du locker lässt. Im Prinzip einer der primitivsten Lügendetektoren, die man sich vorstellen kann.

Ich sitze dir gegenüber und stelle dir Fragen. Beispielsweise so:

  • Bist du Fruchtvampir?
  • Isst du gerne Pizza?
  • Warst du schon öfters krank?
  • Fühlst du dich gerade wohl?
  • Hattest du schon mal den Gedanken, jemanden töten zu wollen?
  • Fährst du Auto?

So... und jetzt beachte die Reihenfolge ein wenig. Alles mehr oder weniger reguläre Fragen - bis auf eine: Wenn dich da plötzlich jemand aus dem Nichts fragt, ob du schon einmal jemanden töten wolltest, dann wird dich diese Frage in einem ersten Moment irritieren. Du gibst Druck auf die Objekte in deiner Hand, die Nadel schlägt aus. Das sagt nichts über dich aus, sondern ist lediglich ein Indikator dafür, dass dich diese Frage irritiert (absolut normal).

Was tut nun der Auditor? Er wird dir sagen, dass es da scheinbar etwas in deinem Unterbewusstsein gibt. Eine Angst? Hass? Wer weiss das schon so genau... Sie werden dir erklären, dass es sich dabei um sogenannte Engramme handelt und sie dir helfen können, diese zu löschen resp. zu überwinden.

Was geschieht? Man wiederholt die Frage. Mehrere Male. Und siehe da: Die Nadel schlägt nicht mehr aus.

Der Scientologe wird dir sagen, dass damit dieser Gedanke aus deinem Unterbewusstsein verschwunden ist. Bloss: Der war nie da! Du warst nur irritiert. Grund dafür, dass die Nadel bei der gleichen Frage kein weiteres Mal ausschlägt ist, dass du dir nun schon gewohnt bist, dass sie gestellt wird. Du bist nicht mehr irritiert.

Sowas kann bei genügend Wiederholungen in einer Art Rausch enden. Man fühlt sich gut dabei, glaubt, weiterzukommen. Bis hin zum Status "clear", welchen man dir als ersten Schritt verkauft, die Brücke zur Freiheit nun begehen zu können, weil dein Geist dafür nun offen genug ist.

Das ist er NICHT. Du hast nur den Knochen gefressen, das ist alles.

Urlewas  26.03.2023, 22:56

Toll erklärt - sehr einleuchtend!

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Katze852  28.03.2023, 15:07

Woher hast die ganzen Infos über Scientology???

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SarahSchweiz  28.03.2023, 17:19
@Katze852

Ich befasse mich schon seit Jahren mit der Sekte und habe Kontakte zu Aussteigern.

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SarahSchweiz  28.03.2023, 21:23
@Katze852

Aufklärung. So bereits geschehen bei Podiumsdiskussionen, aktive Mithilfe für Personen beim Ausstieg aus der Sekte und und und. Ziel ist es, Scientology hinter der Fassade zu zeigen. Darzustellen, was sie ist und was sie tut - damit man beispielweise Personen wie Ruchatz hier keine Plattform bietet, seine "Ich bin zwar nicht mehr dabei aber ich hab viel davon gelernt"-Mentalität unter die Leute bringen zu können.

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