Wie geht man damit um, von der Gesellschaft ausgegrenzt und gehasst zu werden?

ghul666  24.06.2021, 11:45

Schwer zu sagen.

Worum geht es denn bei dieser Sache?

AussenVor386 
Fragesteller
 24.06.2021, 11:55

Das behalte ich aus Anonymität lieber für mich. Ich weiß dass man mit so weniger Information nicht viel anfangen kann als Leser.

ghul666  24.06.2021, 12:01

Du bist anonym hier. Ohne einige Details zu kennen, kann man nur mit Floskeln antworten, meinst du nicht?

AussenVor386 
Fragesteller
 24.06.2021, 12:04

Es geht mir weniger um das was und mehr um wie man damit im Allgemeinen umgeht. Was würdest du denn machen wenn Leute aufeinmal deine Geheimnisse kennen?

2 Antworten

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Manch einer igelt sich ein und traut sich nicht mehr aus dem Haus, ein anderer schweigt das Ganze vehement tot, ein anderer wird aus der Reserve gelockt und schießt mit allen juristisch (nicht ethisch) vertretbaren Mitteln zurück.

Das ist immer Charaktersache und eine Frage dessen, wie schlimm das Ganze tatsächlich gewesen ist. Ich möchte dir von einem eigenen Erlebnis erzählen, an das ich sofort denken musste bei deiner Frage.

  • Ich befand mich als indirekt Beteiligter vor wenigen Wochen in einer vergleichbaren Situation - betroffen war meine Freundin, bei der eine über zehn Jahre alte Sache über Dritte rumgetratscht und veröffentlicht wurde, es ging um eine überwundene Krankheit; sie hatte ebenso Angst, dass sie davon beruflich und privat Schaden nimmt, ausgegrenzt wird oder belächelt oder bemitleidet - und wir haben die Verursacher des Ganzen bzw. denjenigen, der so was Privates über zehn Jahre später schamlos an Dritte weiter gibt dermaßen zusammengefaltet, dass jeder wusste, wo er dran ist, sich aller Voraussicht nach nie wieder bei uns melden wird und genau weiß, wen er wie verletzt hat und dass das auf keinen Fall toleriert wird von uns. Es war richtig und wenngleich die Worte sehr scharf gewesen sind und den Leuten sicher sehr wehgetan haben (so wie meiner Freundin die ganze Sache wehgetan hat), nehme ich für meinen Teil keines, auch wirklich keines zurück. Es ist fast zwei Wochen her - normalerweise hätte ich drüber nachgedacht aber wir sagen heute noch, jedes Wort, war es auch noch so direkt und harsch, war wichtig und war richtig.

Ansonsten gibt es die Option einfach drüber zu schweigen und zu warten bis Gras drüber wächst (am Morgen danach wird eine andere Sache breit getreten), aber es ist eben doch ein Vertrauensbruch damit verbunden ... keiner weiß, wem er noch vertrauen kann und was die Runde macht und was nicht. Meine Freundin fragte sich das auch und das war fast noch schlimmer als dieses Wissen, dass diese alte Sache noch immer die Runde macht und dass jemand das weiter tratschte, der selber wissen müsste, wie bitter und wie verlogen so etwas ist.

Oder man verschwindet, wenn irgendmöglich, erstmal von der Bildfläche bis man davon ausgehen kann, die Sache interessiert keinen mehr. Das jedoch könnte mancher in den falschen Hals bekommen und als eine Art Eingeständnis oder als Zeichen von Schwäche ansehen ... oder Feigheit vor dem (scheinbaren) Feind. Es gibt genügend mistige Gedanken und geistige Fisimatenten, auf die die Menschen kommen können, wenn der Tag lang ist.

Zum Abschluss noch ein Tipp: Wenn die Leute dich deswegen erniedrigen oder diese Information dazu nutzen, dir vorsätzlich zu schädigen, besteht immer noch die Möglichkeit des Rechtswegs. Ich hätte das wegen meiner Freundin auch nicht ausgeschlossen und wäre dazu bereit gewesen. Ich bin schon mal rechtlich gegen Leute vorgegangen, das tut den meisten ohne Ende weh und sie wissen auch genau, wieso man die Intiative ergreift. Klar bekämpft man damit irgendwie Feuer mit Feuer und man macht sich so bestimmt keine Freunde, aber das muss man auch nicht - denn man sichert sich ab und tut letztlich nur das, was einem rechtlich zusteht und was im Rahmen des Gesetzes machbar ist zum Eigenschutz. Es ist nicht alles Heititeiti und irgendwann ist Schluss mit lustig. Wenn es zu sehr ausartet oder diffamierend, haltlos rufschädigend usw. wird, solltest du auch darüber durchaus nachdenken.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe ich konnte dir helfen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

AussenVor386 
Fragesteller
 24.06.2021, 12:19

Das ist wirklich eine verdammt gute Antwort. Sich verstecken halte ich für kontraproduktiv, da wie du schon gesagt hast, das einfach eine Bestätigung ist und daraufhin wahrscheinlich einfach Mobbing folgt oder ähnliches.

Ich nehme mal an, das Beste wäre dazu zustehen. Das ist wirklich eine schwere Kiste die ich da jetzt mit mir herumtrage. Meinst du, eine Stärkung des Selbstbewusstseins würde da helfen? Ich wollte schon immer mal mit dem Boxen anfangen. Da bekommt man doch bestimmt eine ordentliche Portion von.

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rotesand  24.06.2021, 12:42
@AussenVor386
Das ist wirklich eine verdammt gute Antwort.

Danke :-). Sie ist "nur" ehrlich - und deswegen freue ich mich umso mehr, wenn du damit was anfangen kannst.. ich beantworte hier auch zugegeben nicht viele Fragen, aber dafür nur die, die ich aus eigener Erfahrung oder aus eigenem echtem Wissen heraus beantworten kann. Hier war es so.

Sich verstecken halte ich für kontraproduktiv, da wie du schon gesagt hast, das einfach eine Bestätigung ist und daraufhin wahrscheinlich einfach Mobbing folgt oder ähnliches.

Ja genau, die Gefahr sehe ich auch.. es wäre eine Art Schuldeingeständnis oder Wegdrücken. Ich bin echt keiner von denen, die meinen man müsse jeder "Gefahr" ins Auge blicken - aber ich bin der Meinung, die Leute sind oft schlimmer als gedacht und man weiß nie, was sie denken und wie sie dieses oder jenes auslegen. Einfach zu verduften und dann wieder aufzutauchen wäre beinahe "kindisch", tut mir leid für den Ausdruck.

Ich nehme mal an, das Beste wäre dazu zustehen. Das ist wirklich eine schwere Kiste die ich da jetzt mit mir herumtrage.

Das musst du mit dir ausmachen - ich würde von mir aus jederzeit wieder auf den "Urheber" der Sache, der das publik gemacht hat zugehen und ihn fragen, ob er noch ganz gebacken ist oder was er sich davon verspricht. Sinngemäß halt. Ich denke, wenn man die richtigen Worte findet, kriegt man das ganz gut hin und packt die Leute da, wo es ihnen richtig weh tut, wo sie sich jedoch nicht wehren können weil sie wissen, was los ist und was sie falsch gemacht haben.

Auf jeden Fall solltest du dir KEINE Vorwürfe usw. machen, denn das tut deinem Selbstwertgefühl nicht gut und macht alles schlimmer, wie es ist. Denke einfach positiv und außerdem: Es gibt nichts im Leben, das nicht für irgendwas gut ist. Ich merkte das, als ich den Leuten, die meine Freundin diffamierten, ordentlich flott gemacht (aber nicht beleidigt!) habe - es war für das Ego gut.

Meinst du, eine Stärkung des Selbstbewusstseins würde da helfen?

Ich kann da nur für mich sprechen. Mir half es wie gesagt immens, den richtigen Leuten die richtigen Worte ins Gesicht zu sagen, am Telefon in den Hörer zu sprechen oder auch zu "mailen". Ich bin eigentlich kein so cooler Typ und ich will es auch nicht sein, aber ich fühle mich seither viel stärker. Das war ein auf seine Art absolut erhabenes Gefühl und ich habe aus dieser Zeit ganz viel mitgenommen, gehe jetzt auch anders mit mir selbst um, fühle mich einfach freier auch weil ich gemerkt habe - ich sehe vielleicht nett aus, aber ich kann auch anders!

Ich wollte schon immer mal mit dem Boxen anfangen. Da bekommt man doch bestimmt eine ordentliche Portion von.

Ja, warum nicht. Ein Kumpel von mir hat jahrelang irgendeine thailändische Form von Kampfsport gemacht und auch unterrichtet. Er meinte immer, wenn die Kiddies mit 13/14 zu ihm kommen, ist es kein Vergleich zu dem was sie sind nach ein-zwei Jahren Training und Erfolgen. Wenn das dich sowieso anspricht, wieso nicht!

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AussenVor386 
Fragesteller
 24.06.2021, 13:01
@rotesand

Danke dass du dir soviel Zeit nimmst mir zu helfen! Deine Antworten sind sehr hilfreich.

Rechtlich kann ich da nicht vorgehen da es keine Person gibt die dafür verantwortlich ist. Ist ein bisschen komplizierter die Situation. Jedenfalls hab ich jetzt beschlossen erstmal gar nicht's zu machen und sollte darauf zu sprechen kommen, dazu zustehen. Es ist schwierig und bereitet mir jetzt schon etwas Stress, muss aber so gemacht werden. Danke dir vielmals für deine Geschichte und die Tipps die du mir mitgegeben hast!

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rotesand  24.06.2021, 13:07
@AussenVor386

Gern - aus dem HomeOffice kann ich das auch eher mal machen ;-)

Rechtlich geht da eigentlich immer was, aber man muss trotzdem abwägen, ob es die Person wert ist.. ich sage es mal so: Sobald die Cops ermitteln oder von Gesetzen und Co. die Rede ist bzw. man allein schon damit droht, ist das Tischtuch zerschnitten, selbst wenn man jahrelang befreundet war oder zumindest ein gutes Verhältnis zueinander gepflegt hat. Man muss das immer situativ betrachten.

Jedenfalls hab ich jetzt beschlossen erstmal gar nicht's zu machen und sollte darauf zu sprechen kommen, dazu zustehen.

Ja, das ist sicher kein Fehler. Denke dir: Der Drops ist irgendwann gelutscht und dann haben die Leute sowieso andere Probleme. Ich erinnere mich gern an meine Schulzeit - wenn sich ein Pärchen getrennt hat oder jemand mit einem Gipsfuß und Krücken zur Schule gehumpelt kam, war das an einem Tag das Dauerthema und dann am nächsten Tag absolut egal. So könnte es eventuell auch hier sein, eventuell machst du dir auch zu viele Gedanken - mir geht es oft so, dass ich mir zu viele Gedanken/Sorgen mache, aber man weiß eben auch nie, ob man sie sich nicht doch machen sollte.

Alles Gute - freue mich, wenn ich dir helfen konnte :-). Du schaffst das!

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Ich habe ein Ähnliches Problem,

Ich habe vor ungefähr 2 Jahren etwas getan was nicht klar ging.

Von meinem Umfeld bekomme ich mit das ich mir nur selber Stress mache und es in Wirklichkeit kein Problem ist.

Ist vielleicht blöd, aber: Man sollte versuchen so etwas einfach zu vergessen und sich selbst nicht durch einen Fehler zu definieren sondern durch Erfolge und Taten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

AussenVor386 
Fragesteller
 24.06.2021, 11:59

Aber ist doch auch blöd oder? Auf meiner Schule gab es mal ein Mädchen von welchem Nackbilder verteilt worden. Die hat natürlich die Schule gewechselt. Als Außenstehender hätte ich ihr geraten, einfach "F*ck dich selber" zu sagen wenn das Thema kommt. Wenn man mal selber in den Schuhen steckt, ist das nochmal was anderes, könnte aber so gehen. Das heißt, einfach eingestehen was passiert ist und nicht zurückschrecken. Ist aber natürlich leichter gesagt als getan.

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NurEinToast  24.06.2021, 12:04
@AussenVor386

Definitiv, es ist ein langjähriger Prozess (ich bin ja auch noch dabei) . Als Beteiligite Person ist alles natürlich schwieriger.

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