Wie geht das skandieren (Latein)?

2 Antworten

Von Experte Miraculix84 bestätigt

Im Ggs. zu deutschen Versen beruhen lateinische nicht auf dem Wortakzent, sondern auf einer (je nach Vers unterschiedlichen) Abfolge von langen und kurzen Silben.

Lange Silbe: enthält einen langen Vokal (sog. "naturlang") oder nach einem kurzen Vokal folgen zwei (oder mehr) Konsonanten (sog. "positionslang"). (Sonderregel Muta cum liquida s.unten). Metrisches Symbol:

Kurze Silbe: enthält einen kurzen Vokal, gefolgt von höchstens einem Konsonanten. (Sonderregel Muta cum liquida s.unten). Metrisches Symbol: ˘

Muta cum liquida: Folgen auf einen kurzen Vokal zwei Konsonanten, von denen der erste ein b, p, d, t, g oder c ist und der zweite ein m, n, l oder r, dann kann die Silbe lang oder kurz sein. Bsp.: Die zweite Silbe in volucris.

Elision: Endet ein Wort auf Vokal (oder Vokal vor m) und das nächste beginnt mit Vokal, so wird der Vokal am Wortende unterdrückt, bzw. mit dem folgenden Vokal zusammengezogen. Metrisch wird dadurch aus zwei Silben eine. (Komplikationen lasse ich hier weg.) Bsp.: amo et (˘˘—) -> am(o) et (˘—)

Diese Regeln gelten für alle Verse. Wenn Du die korrekte Betonung jedes Wortes (die ja auch auf Längen und Kürzen basiert) gelernt hast, dazu bei allen Deklinations-Endungen, ob die enthaltenen Vokale lang oder kurz sind, wirst Du nur bei sehr wenigen Wörtern nochmals nachsehen müssen, ob ein Vokal lang oder kurz ist, um die korrekte Analyse von Längen und Kürzen zu geben.

Ich gebe nun den Aufbau des in der Schule wichtigsten Verses an.

Grundsätzlicher Versaufbau für den sog. daktylischen Hexameter (Vers des Epos):

—˘˘|—˘˘|—˘˘|—˘˘|—˘˘|—˘

(Durch | abgetrennt sind 6 sog. "Versfüsse" vom Typ Daktylus —˘˘ wobei der letzte unvollständig ist: —˘)

Beim Skandieren des Hexameters wird in der Schule immer die erste Silbe jedes Versfusses betont. Diese Praxis hilft den Schülern, sich in dieser Art von Vers zurechtzufinden.

Ein Bsp., bei dem die zu betonenden Silben (erste des Versfusses) durch Akzentzeichen hervorgehoben sind:

quádrupedánte putrém sonitú quatit úngula cámpum

Wie man leicht sieht, ist die Betonung beim Skandieren eine ganz andere als beim normalen Wortakzent, da dieser bei mehrsilbigen Wörtern im Latein nie auf der letzten Silbe liegt.

Im Hexameter können nun alle Doppelkürzen ˘˘ durch eine Länge — ersetzt werden, mit Ausnahme des 5. Versfusses. Die letzte Silbe des Verses kann ohnehin lang oder kurz sein. D. h. Im Extremfall könnte der Hexameter auch so aussehen (alle mögl. Doppelkürzen ersetzt):

——|——|——|——|—˘˘|——

Ein Bsp., bei dem die zu betonenden Silben (erste des Versfusses) durch Akzentzeichen hervorgehoben sind:

pónt(um) aspéctabánt flentés. heu tót vada féssis

Alle Formen, bei denen nur ein Teil der Doppelkürzen durch Längen ersetzt wurden, sind natürlich ebenfalls zulässig. Hier kommt die eigentliche Arbeit für Euch: Analyse von Kürzen und Längen (sonst würde ja blosses Abzählen der Silben reichen).

Für alle anderen Verse (im Gymnasium wird Euch höchstens eine Handvoll begegnen) müssen die Schemata (Analyse der Verse in Versfüssen) wieder gelernt werden. Die Regeln zur Bestimmung von langen und kurzen Silben bleiben dieselben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Klassischen Philologie

Puh das ist schwer
Dazu müsste man wissen
Welche Regeln hat euch euer Lehrer gegeben
Da gibt es nämlich echt viele Regeln
Und es kann sein das dein Lehrer ein paar weg lässt

Oder schau mal auf YouTube
Da erklärt das bestimmt einer