Weshalb stößt emotionale Bedürftigkeit eines anderen so ab?
Wenn ich einem Freund oder Freundin helfe bzw. unterstütze und es bringt etwas, freut mich das sehr.
Wenn aber diese Person plötzlich so bedürftig und abhängig wird, dass man ständig Kontakt haben muss und ich das Gefühl habe, die andere Person vereinnahmt mich so sehr, dass ich kaum noch meine eigene Gefühle und Ziele spüren kann, dann empfinde ich regelrecht eine Abneigung zu dieser Person, obwohl ich kurz davor noch gerne geholfen habe. Dabei steckt die Person nicht in einem akuten Problem, sondern möchte, dass ich die Therapeutin spiele und am besten bei allem, was die Person macht, dabei bin und sie unterstütze.
Kennt das jemand?
Ich bin gerade wieder dabei ein Kontakt auf ein Minimum zu reduzieren, um wieder frei für meine eigene Sachen zu sein und wollte fragen, ob jemand das kennt und wie er/ sie so etwas erklärt.
1 Antwort
Naja abhängig zu sein von der Zuwendung oder UNterstützung eines anderen über einen längeren Zeitraum ist ja auch weder gesund noch erstrebenswert.
Freunden helfen bei einem konkreten Problem, sei es nun emotional oder finanziell oder wie auch immer geartet ist normal und gehört dazu. Aber wenn du quasi ein emotionales Buffet für jemanden bist, der immer wieder zu dir kommt, keine Ambition zeigt tatsächlich an sich zu arbeiten, nur jammert, ist es völlig verständlich das einen das nervt.
Du bist nicht verpflichtet dir quasi ein "Kind" anzuhängen, weil jemand mit seinem Leben nicht klar kommt. Das ist weder sinnvoll für dich, noch gesund für den anderen.
Unterstützen und den Guten Willen eines anderen Ausnutzen sind ja auch zwei verschiedene Dinge.
Wenn es sich um jemand handelt, der dir nach wie vor wichtig ist, würde ich das in einem sehr ernsten Gespräch zur Sprache bringen so a la "Ich mag dich und ich will dich gerne unterstützen ABER ich kann nicht Therapeut, Elternteil, Sozialarbeiter und Emotionaler Abfalleimer sein."
Eventuell dafür sorgen, das die Person sich anderweitig Hilfe sucht, bei einem richtigen Therapeuten oder ähnlichem. Ein "normaler Mensch" kann ja auch keine psychischen Probleme bekämpfen, dazu hat man ja nicht die AUsbildung.
Ich denke, wenn diese Person schon in dem Modus ist, das sie jemand anderen "emotional ausnutzt" ja. In dem Fall erlaubt man ihr quasi mit diesem Verhalten fortzufahren was beiden schadet.
Aber es ist nun gar nicht so leicht zu erkennen um jemand im normalem Maß Hilfe oder UNterstützung braucht oder sozusagen "abstürzt". Das ist natürlich dann von der Person abhängig, wäre wohl bei mir so, das ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen würde.
Als vergleich, wenn auch etwas drastisch: Wenn du einem Drogensüchtigen seinen Stoff besorgst, fütterst du ja quasi seine Sucht. Du machst das gegen besseres Wissen und triffst die entscheidung eigenständig, es wäre also moralisch verwerflich.
(Dieses Beispiel ist jetzt etwas vereinfacht, aber ich wollte es nur verdeutlichen.)
Vielen Dank, die Antwort hat mir sehr gefallen. Ich hätte eine weitere Frage:
ich tendiere etwas dazu zu denken, dass meine Hilfe die Abhängigkeit nur noch verstärkt bzw. vergrößert und insofern keine Hilfe ist, würdest du dem zustimmen bzw. was wäre deine Meinung hierzu?