werthurteilsfreiheit von weber

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Bei dem Thema geht es um ein methodisches Problem von Erfahrungswissenschaften. Zum einen tritt Max Weber für ein Auseinanderhalten von der Feststellung empirischer Tatsachen und von Werturteilen ein. Weitergehend beschäftigt er sich mit der Frage einer Wertbeziehung in der Wissenschaft.

Die Forderung nach Werturteilsfreiheit hat das Ziel einer Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis. Max Weber stellte diese der Subjektivität handlungsleitenden Sinns gegenüber. Er beabsichtigte eine Ablösung einer dem Methodenideal der Wertfreiheit verpflichteten Soziologie von einer Nationalökonomie/Volkswirtschaftslehre, die aus einer wirtschaftlichen Weltanschauung heraus urteilte. An welchen Wertungsmaßstäben sich ein Subjekt ausrichtet, ist nach Weber Privatsache und nicht Gegenstand der Erfahrungswissenschaft (diese soll bei der Untersuchung empirischer Fakten selbst möglichst frei von Werturteilen sein). Die Beurteilung von Werten und Normen kann seiner Meinung nach daher nur Sache des Glaubens sein, nicht der Wissenschaft.

Seinsaussagen und Sollensaussagen sollen streng getrennt werden. Eine intersubjektive Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit empirischer Befunde soll gegeben sein. Bei den Werturteilen bezieht sich Max Weber auf praktische Werturteile sozialer Tatsachen als, unter ethischen oder Kulturgesichtspunkten oder aus anderen Gründen, praktisch wünschenswert oder unerwünscht. Er fordert, die wissenschaftliche Analyse und Untersuchung zu erforschender Erscheinungen nicht mit Werturteilen zu vermischen. Eine eigene Bewertung soll vom Erfahrungswissen getrennt und als solche deutlich kenntlich gemacht werden, wenn Urteile in die Arbeit einfließen. Neben den Texten von Max Weber können allgemeineNachschlagewerke und Einführungen zu ihm zum Verstehen beitragen.

Annemarie Piper, Werturteil; Werturteilstreit. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 12: W – Z. Basel : Schwabe, 2004, Spalte 614 – 615

„Der Werturteilstreit [W.s] erhebt sich zu Beginn des 20. Jh. im Lager der Soziologen, weitet sich dann auch auf andere Erfahrungswissenschaften aus durch die Frage, ob es Methoden gibt, die normative Urteile begründen, und wird im Positivismusstreit der 1960er Jahre weitergeführt. Der W.s entzündet sich an Max WEBERS These der Wertfreiheit der Wissenschaften: »wir sind der Meinung, daß es niemals Aufgabe einer Erfahrungswissenschaft sein kann, bindende Normen und Ideale zu vermitteln, um daraus für die Praxis Rezepte ableiten zu können«. Eine wissenschaftliche Behandlung der W.e ist nach Weber durchaus möglich, aber nur in einem deskriptiven Sinn, denn »eine empirische Wissenschaft vermag niemanden zu lehren, was er soll, sondern nur, was er kann und – unter Umständen – was er will«. Entsprechend kann die faktische Geltung von Werten wissenschaftlich konstatiert, ihre normative Verbindlichkeit jedoch nicht aus dem empirischen Fund hergeleitet werden. Für Weber ist die Beurteilung der Soll-Geltung von Werten Sache des Glaubens, der dem Leben einen Sinn geben möchte. Unter ›Wert‹ versteht Weber »das und nur das, was fähig ist, Inhalt einer Stellungnahme: eines artikuliert-bewußten positiven und negativen 'Urteils' zu werden, etwas, was 'Geltung heischend' an uns herantritt, und dessen Geltung als 'Wert' 'für' uns demgemäß 'von' uns anerkannt, abgelehnt oder in den mannigfachen Verschlingungen 'wertend beurteilt' wird«. Die Wissenschaft nimmt nicht ihrerseits Stellung zur normativen Dignität von Werten, sondern transformiert «normativ gültige Wahrheiten in konventionelle Meinungen», d. h. sie behandelt Werte »als 'seiend', nicht als 'gültig'«. Inwieweit normative Wertungen, insbesondere also: ethische, ihrerseits normative Dignität beanspruchen dürfen, hält Weber für «Probleme der Wertphilosophie, nicht der Methodik der empirischen Disziplinen.»“

Zitate von Max Weber:

Die 'Objektivität' sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904)

Der Sinn der 'Wertfreiheit' der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (1917)

Idealtypus, Handlungsstruktur und Verhaltensinterpretation (1905 – 1913)

ausführliche Erklärungen enthalten z. B.:

Dirk Kaesler, Max Weber : eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. 3., aktualisierte Auflage. Frankfurt am Main ; New York : Campus-Verlag, 2003 (Campus Studium), S. 234 – 251

Hans-Peter Müller, Max Weber : eine Einführung in sein Werk. Köln ; Weimar ; Wien : Böhlau, 2007 (UTB : Soziologie ; 2952), S. 189 - 201

Lazza 
Fragesteller
 13.02.2011, 13:52

danke albrecht!

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Max Weber war der Auffassung, dass die Auswahl und Formung kulturwissenschaftlicher Gegenstände (z.B. die Bedeutung der Familie oder die Bedeutung von kirchlichen Institutionen oder die Bedeutung von Gefängnissen) von im Verlauf der Geschichte sich verändernden Wertbeziehungen abhängig sind. Trotzdem nun Werte, Wertewandel und wertorientiertes Handeln von Kulturgegebenheiten und historischen Situationen abhängig sind, war Weber der Auffassung, dass alle Phänomene zunächst einmal als wertfrei anzusehen sind. Das gilt für Literatur, religiöse Ordnungen, Moden, Forschungsbemühungen gesellschaftliche Zusammenschlüsse, Lebensformen usw, usw. So kann man z.B. die Monogamie oder die Kleinfamilie zunächst einmal wertfrei nur als eine mögliche Form des Zusammenlebens betrachten. Weber war damit gegen die unendlich häufig gezeigten vollmundig geäußerten Entrüstungen vieler Zeitgenossen, die sich gegen Menschen richteten, die nicht den augenblicklichen gesellschaftlichen Standards entsprachen.

Das ist die Forderung nach Objektivität, nach interesseloser, reiner Wirklichkeitsaussage. Natürlich nach sauberer Trennung von Seins- und Sollensaussagen in der sozialwissenschaftlichen Forschung und Theoriearbeit. Das Prinzip derWerturteilsfreiheit ist eine metawissenschaftliche Grundlage. Ist also methodologische Konzeption, die auf intersubjektiver Überprüfbarkeit wissenschaftlicher Aussagen besteht. Der Wissenschaftler muß streng subjektive und objektive Faktoren trennen, damit die Wissenschaftlichkeit nicht gefährdet ist. Also subjektive wertende Aussagen entziehen sich einem entsprechenden Kontrollverfahren, daher können sie wissenschaftlich nicht zugelassen werden. Es entstehen zwei menschliche Orientierungsbereiche. Also Werturteilsfreiheit bedeutet allerdings nicht, daß Werte als Erkenntnisobjekt vom sozialwissenschaftlichen Forschungsprozeß ausgeschlossen sind. Im Gegenteil, ohne die Beschäftigung mit soziokult. Werten als Seinsqualitäten wäre Soziologie nicht denkbar. Das mußte 3 X lesen, dann haste den Weber begriffen. Sehr interessant, so ist es ebend in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Hinein, hinein - heißt es dort - aber nicht zu tief, dann wirst du subjektiv! Das darf nicht sein. Die Werturteilsfreiheit muß trotzdem gewährleistet sein. Das ist es und das hat was! Will nichts weiter vertiefen - es reicht - eicht!

ich auch nicht, kommt das wort von Werthure?

angy2001  12.02.2011, 11:30

ne wohl eher von Wert, Urteil und Freiheit, oder?

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