Welche Bedeutung hatte der spanische Kolonialismus für die Sprache und Kultur?

1 Antwort

Ohne groß auzuschweifen wurde durch die unbeabsichtigte Entdeckung Amerikas Spanisch zur Weltsprache und Spanien zum Weltreich.

Zunächst war zwar der Aufwand hoch, denn eigentlich wurde ja ein Seeweg nach Indien gesucht, nachdem die Muslimen 1452 Konstantinopel (heute Istanbul) eroberten und somit den Handelsweg nach Indien blockierten.

Nachdem die Rückeroberung Spaniens 1492 abgeschlossen war finanzierte die spanische Krone die bis dahin zurückgestellte Entdeckungsfahrt von Christoph Kolumbus über den Westen nach Indien. Im gleichen Jahr erschien auch die erste moderne Grammatik einer romanischen Sprache (hier Spanisch).

Sprachlich war dieses Spanisch dem heutigen Spanisch bereits sehr ähnlich und konsoliert. Als Land hatte man sich von der muslimischen Invasion befreit und strebte an, diese bis nach Afrika zu verfolgen. Allerdings entdeckte man eben Amerika.

Lange meinte man, Indien über den Westen erreicht zu haben (Westindische Inseln, Indianer). Der neue Kontinent stellte aber dann eine Barriere von Nord nach Süd dar. Erst später, mit der Umseglung des Kap Horn tief im Süden an der Antarktis, war der Weg nach Indien frei.

So waren die Unternehmen in Amerika zunächst sehr kostspielig. Da die indigene Bevölkerung die Spanier aber mit Gold (was dort so häufig vorkam, dass es wertlos war) und Frauen (die unverheiratet bei den Indigenen als Handelsware galten) beschenkte kam es einerseits zu einer Vermischung zwischen Indigenen und Siedlern, andererseits zu einer Finanzierung der Reisen.

Die Indianer redeten von nördlicher lebenden Imperien, welche Gold in Hülle und Fülle hätten, was zwar stimmte, aber aufgebauscht war, und dass diese eben ihre Feinde wären, da diese sie und andere Stämme unterdrückten. Am Ende stand die Eroberung der Indianer-Imperien an, die mit relativ wenigen Spaniern an der Seite von unzähligen, mit diesen zusammengeschlossenen, von den Majas, Inkas und Azteken unterdrückten Indios erfolgte.

Dadurch kamen neue Vokabeln in die Sprache wie canibal, tomate, canoa (Kanu), huracán (Huricane), piña/ananá (Ananas) etc.

Was die Kultur angeht hatten nun die hunderte indigenen Völker plötzlich einen gemeinsamen Nenner: sie wurden Hispanos bzw. Latinos.

Was den Baustil angeht, wurde der vorwiegend aus Andalusien nach Amerika gebracht und nannte sich dann Kolonialstil (von Cristobal Colón; Christoph Kolumbus) und kam wieder nach Spanien zurück, wo er auf den andalusischen Baustil einwirkte.

Gleiches geschah mit der Musik später: der Flamenco und spanische Gesellschaftstänze gingen nach Amerika, vermischten sich dort mit Stammesrhytmen der indigenen oder afrikanischen (ehm. Sklaven) Bevölkerung und wurde so zu neuen Stilen, die man heute als Latin kennt, jedoch im erweiterten Sinne (Son, Salsa, Bachata, Tango, Rumba, Pachanga, Mambo etc.). Sie kamen wieder zurück nach Spanien und es enstanden neue Stilarten wie Rumba Flamenca oder einige Arten von Latin Pop.

Mit dem Kolonialismus setzte eine Auseinandersetzung mit menschlichen Werten ein. Die katholische Kirche sah die indigene Bevölkerung als ebenbürtig an. Etwas, was einmalig zur damaligen Zeit war. Sie verbot die Sklaverei der Ureinwohner und setzte sie mit den Spaniern gleich und verfolgte das Ziel der Vermischung.

Es sollten Familien gegründet werden. Ganz anders dagegen die Lage in den von Engländern, Iren und Holländern besiedelten Gebieten Nordamerikas, wo es auf Indianer Kopfgeld gab und diese in Reservate gezwungen wurden. Es gab dort keine Vermischung.

Zwischen den spanischesprachigen Ländern kam es dann zu vielen Migrationswellen in beiden Richtungen, die bis heute anhalten.

Da die Mehrzahl der spanischen Siedler aus Andalusien und im erweiterten Sinne Südspanien kam und der komplette Amerikahandel über Sevilla ging, war der andalusische Einfluss in Amerika besonders groß.

Die Metropole Sevilla war viel prestigeträchtiger als z. B. die damalige Kleinstadt Madrid. Auch wenn der Kampf zwischen südlichem (andalusischem) und nördlichem (kastilischem) Spanisch in Spanien aufgrund der politischen Situation (Hauptstadt) später zugunsten Kastiliens fiel, ist das heute längst relativiert, denn 90% der Spanischsprecher sprechen eine Varietät, die dem südländischen, andalusischen Spanisch entstammt, welches nach Amerika ging.