Weiß jemand wovon Heinrich Heines Gedicht "Zur Beruhigung" aus dem Jahr 1844 handelt und den dazugehörigen politischen Kontext erklären?
Liebe Community,
vielleicht kennt ihr ja dieses Gefühl, wenn man demnächst ein Referat für Deutsch halten soll, aber das Thema überhaupt net mals richtig versteht. Egal wie oft man das Internet nach relevanten Informationen durchstöbert, findet man meistens immer nur den gleichen Bockmist oder wird auf diese paar Vorschauseiten von Google Büchern reduziert.
Auch wenn ich mir bewusst bin worum es in diesem verdammten Gedicht geht, versteh ich trotzdem diese ganzen Anspielungen nicht, weil ich den gesellschaftlich, politischen und historischen Kontext nicht kenne.
Deshalb bitte ich euch, dass ihr mir mal wacka den gesellschaftlichen, politischen und historischen Kontext erklärt. :D #ickbingenervt
LG und vielen Dank im Voraus für eure Antworten! ^-^
3 Antworten
Yo... Das Gute daran ist: vorausgesetzt man kennt den Kontext,
kristallisiert sich heraus wie stark sich die damalige Zensur auf die Werke der
Dichter ausgewirkt haben. Um die Zensur zu umgehen, bediente sich Heine oftmals des Stilmittels der Ironie und des Sarkasmus. Der sarkastische Unterton Heines vermittelt meiner Meinung scharfe Kritik an den Aristokraten und der Vielstaaterei (mit 41 Mitgliedsstaaten im Deutschen Bund). Dies wird an diesem Vers verdeutlicht:
21 Wir haben sechsunddreißig Herrn
22 (Ist nicht zuviel!)
In diesen Versen, wird die Vielstaaterei durch die
sarkastische Aussage durch, (Ist nicht zu viel!), kritisiert. Da die Deutschennoch nicht in einem Land vereint lebten, sondern in verschiedenen Staaten durch die Monarchien (sechsunddreißig Herrn) getrennt wurden. Durch das Ausrufezeichen und der zwei Klammern, wird
Heines sarkastischer Ton und Aussage hervorgehoben, somit wird seine Kritik betont. ;)
Des weiteren, basiert der Kontext auf den Vormärz, wo die Arbeiterklasse
durch die Aristokraten unterdrückt wurde, keine Rechte oder Meinungsfreiheit
hatte und sogar Hunger erleiden musste. Deshalb, ist es mehr als verständlich, warum es 1848 zur Märzrevolution kam. Nachdem der König Frankreichs Louis-Philippe gestürzt wurde und die zweite Französische Republik ausgerufen wurde, schwappte die revolutionäre Stimmung auf die Deutschen über.
Diese Zeit kann man als vorrevolutionär bezeichnen. Das Volk wird unterdrückt, einige Dichter rufen zur Revolution auf("Krieg den Palästen" heisst es bei Büchner im Hessischen Landboten), aber die Bevölkerung ist dazu noch nicht reif.
Dabei ist die Ausssage des Gedichtes klar:
Es beruht auf einem Parallelismus zwischen Deutschland und Rom, wobei Deutschland scheinbar viel positiver abschneidet:
Die deutschen sind ein braves, friedliches Volk, das am liebsten Bier trinkt und Sauerkraut (bzw. Klöße) isst, während man in Rom Tyrannen ermordet hat.
Das ist natürlich blanke Ironie und bedeutet eigentlich: die Deutschen sind unpolitisch und feige, nie wird sich da jemand finden, um die Tyrannen zu stürzen - die deutschen Fürsten können also "beruhigt" sein und das Volk weiter unterdrücken.
Das sind Provokationen, mit denen Heine das Volk "anstacheln" will.
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