Was wissen Lehrer alles über ihre Schüler?

11 Antworten

Hallo! Da Du Dich ja (nicht grundlos) sehr bedeckt hälst, was Deine persönlichen Daten angeht, kann man natürlich nicht wissen, in welcher Klassenstufe Du bist ... wegen des humorigen Kommentars von Eaglepower 89 ;-)

Aber im Ernst:

Nachtflug hat im Prinzip ganz recht. Und die geheimnisumwitterte »Akte« enthält in aller Regel wirklich nur Deine Anmeldung an der jeweiligen Schule, Deine Zeugnisse, Deine wichtigsten Daten (Adresse, Telefonnr., Religion) sowie u. U. bestimmte wichtige Entscheidungen (z. B. gewählte Fremdsprachen etc.), die Du schriftlich abgeben musstest. Es können natürlich Tadel, Verweise und meines Wissens prinzipiell Anmerkungen jeder Art von Lehrern hinzukommen, aber bei uns sind Tadel oder gar Verweise ungefähr so häufig wie Schnee im August, allein wegen des bürokratischen Aufwands (Wisch schreiben, von Eltern unterzeichnen lassen, abheften, ggf. Treffen mit Eltern, gern auch bei der Schulleitung und mit ausgedehnter Diskussion). ACHTUNG, AB HIER IRONIE! Aber da Lehrer ja bekanntlich um 13 Uhr nachhause gehen und sowieso nichts zu tun haben, verbringen sie ihre nachmittägliche Freizeit damit, ihre persönliche Charakterstudie eines jeden Schülers anzufertigen und zu den Akten zu legen, damit die nicht so dünn sind. Dafür recherchieren sie gerne auch undercover in sozialen Netzwerken oder verfolgen ihre Schüler verkleidet zum Schuhladen, um deren Schuhgröße in Erfahrung zu bringen. Ganz wichtig ist zudem die Klassifizierung des Könnens für jedes Fach, die effizient verhindert, dass etwa eine erwiesene Physik-Niete nach einem Lehrerwechsel plötzlich ausreichende oder bessere Leistungen attestiert bekommt. ;-) P. S.:

> Big Brother is watching you.

(George Orwell in seinem Roman »1984«)

Lehrer bei der Arbeit ;-) - (Schule, Lehrer, Schüler)

An Staatsschulen wissen die Lehrer (hier immer für beide Geschlechter gebraucht) relativ wenig über ihre Schüler. Es sind viel zu viele, als dass sie da wirklich Details wissen können. Bei so 200 Schülern, die obendrein noch jedes Jahr zu mindestens einem Drittel ausgetauscht werden, kann man kaum großes Detailwissen anhäufen. Auffälligkeiten im positiven wie im negativen Sinn sind natürlich abgespeichert. Auch fachliches Wissen und Können hat der Lehrer gut im Bewusstsein. Gelegentlich bekommt man auch noch einiges aus der Familiensituation mit, aber entgegen den Erwartungen der Eltern oder der Schüler 'reißt das den Lehrer nicht vom Stuhl'. Was an Ehe- oder Erziehungsproblemen da in einer Familie so alles schief liegt, welche Oma oder welche Tante noch in die Erziehung hereinredet, was der Sporttrainer oder der Musiklehrer alles gesagt hat, ist eher "langweilig" für den Lehrer. Folglich vergisst er solche Daten und Fakten auch schnell und muss leider dafür Sorge tragen, dass er beim nächsten Elterntag auch angemessen auf die 'Fortsetzung' dieser Datenflut angemessen reagieren kann - also muss er sich Notizen machen - leider!. Bilanz: Lehrer sind viel weniger neugierig auf das außerschulische Verhalten ihrer Schüler als gerade diese Schüler vermuten. --- In den Akten steht übrigens kaum etwas, weil jeder Eintrag eine offizielle Handlung ist und von Verantwortlichen (Leiter oder seinem Stellvertreter) gegengezeichnet werden muss, was erheblichen Verwaltungsaufwand schafft - also Arbeit, der man lieber aus dem Wege geht.

Meine Tochter hatte einige Probleme an ihrem ersten Gymnasium (Mobbing etc), ist dann nicht mehr zur Schule gegangen, kam in eine Jugendhilfeeinrichtung, ging auf das nächste Gymnasium, ist jetzt wieder zu Hause und geht auf das dritte Gymnasium. Das sind Sachen, die in der Schulakte stehen. Der Schulleiter sagte damals bei der Anmeldung, dass er die Akte vorerst nicht lesen wird, weil er sich unbefangen ein Bild machen wollte. Das gleiche sagte auch der Klassenlehrer. Ihr Englischlehrer weiß glaube ich mehr über sie als ihr Klassenlehrer, weil sie morgens zusammen im Bus fahren und er sie auch manchmal mit dem Auto mitnimmt. dann führt man schon private Gespräche. Was ihr Klassenlehrer über sie weiß, kann ich nicht sagen. Lehrer haben in der Regel eine wahnsinnige Menschenkenntnis und wissen mehr, als man glaubt.

@ Nachtflug: Wenn ein Schüler mal was macht, was so richtig Unterhaltungswert hat, kursiert das natürlich im Lehrerzimmer und bleibt (je nach Empörungsgrad) zumindest bei den Lehrern, die den Schüler haben, oft jahrelang hängen (gerade wenn gar noch eine eilends deswegen einberufene Konferenz dem Lehrer den Nachmittag versaut hat). Da weiß ich auch von einem neckischen Kommentar zu berichten, den eine Lehrerin bei Antritt einer Kursfahrt machte, als ein ihr persönlich unbekannter Schüler sich vorstellte: »Ach der Marius H. bist Du?! Na dann weiß ich ja bescheid...« Der Name war also bekannt ;-)

Ne andre Anekdote, die heute noch mitunter erzählt wird, obwohl sie schon vier Jahre her ist: »Französisch-Lehrerin erwischt 2 14-jährige Schülerinnen während des Unterrichts beim Genuss alkoholischen Glühweins mitten auf dem Weihnachtsmarkt« (war auch selten dumm, sich dort hinzustellen...)

Also: So richtige "Klopper" bleiben oft haften und können einem das Image auch schon etwas versauen, aber eigentlich jeder Lehrer macht sich ein eigenes Bild von einem Schüler, bevor er ihn benotet. Und sonst ist es eh egal.