Was tun bei Hochsensibilität?
Ich gehöre zu den hochsensiblen Menschen. Bin auf jeden Fall zu emotional und sehr ernst, egal bei welchem Thema. Meine Hochsensibilität hat aber nicht so einen guten Einfluss in meinem Freundeskreis. Meine Cousinnen/Freundinnen finden das nicht immer in Ordnung, dass ich auf Dinge so emotional reagiere. Da ich emotional reizbar bin, kann ich auch manchmal meine Wut nicht kontrollieren, was häufig zu Streitigkeiten führt. Ich habe das Gefühl, dass sie diese meine Seite nicht mögen, weil ich immer so ein Drama draus mache.
Außerdem bin ich auch ein tiefgründiger Mensch. Ich kenne meine schlimme Seite, aber kann mich nicht ändern.
Wenn ihr auch das Selbe wie ich erlebt habt, dann habt ihr wahrscheinlich gute Tipss für mich?
5 Antworten
Ich bin auch hochsensibel. Das ist eine positive Eigenschaft, die zum Glück nicht wegzumachen ist. Hier kannst du dir mal anhören, was ein Psychologe dazu meint. Er ist von Natur aus nicht hochsensibel, möchte es aber werden, und dafür tut er etwas. Hochsensibilität - Warum es so wichtig ist, hochsensibel zu sein
Betont emotional reagieren hat keinen direkten Zusammenhang mit dem Maß an Sensibilität. Ich bin ein gutes Beispiel dafür. Sehr feinfühlig ist man meistens von Geburt an, und daran ändert sich nichts. Ich war schon immer so. Aber aufgrund schlimmer Kindheitserfahrungen war/bin ich traumatisiert. Bevor ich eine gute Therapeutin fand, war ich so was von verkopft und fast emotionslos, das kannst du dir vielleicht gar nicht vorstellen. Emotionen kannte ich fast gar nicht, weil alles blockiert war.
Du hast zum Glück einen guten Zugang zu deinen Emotionen. Das ist wertzuschätzen. Wenn die unterdrückt wären, fühlt man sich wie ein Zombie, ein lebendiger Toter. Das Leben fühlt sich "stumpf" und irgendwie leblos an. Das ist ein schlimmes Leiden!
Aus der Fragebeschreibung kann ich nur eine Neigung zur Streitsucht als Problem erkennen. Ja, das ist ein Problem. Das liegt aber nicht an deiner Feinfühligkeit. (Ersetze doch mal "hochsensibel" durch "feinfühlig"; das ist dasselbe, klingt aber weniger dramatisch.)
Hinter Wut steckt immer Angst. Wer keine Angst hat, braucht nicht aggressiv zu werden. Wut kann entstehen wenn man sich bedroht fühlt. Viele Menschen sehen nur 3 Möglichkeiten auf Bedrohung zu reagieren: Kampf, Flucht oder sich tot-stellen (nichts fühlen). Du entscheidest dich anscheinend oft für den Kampf. Um das zu ändern, müsstest du lernen, dass du mehr als diese eine Reaktionsmöglichkeit hast. Du brauchst auch nicht fliehen oder Emotionen unterdrücken. Denn es gibt noch eine vierte Möglichkeit. Sie impliziert die Erkenntnis, dass es keine wirkliche Bedrohung gibt. Die friedvolle Möglichkeit (aus dem befreiten Herzen) kann erlernt werden, und dafür muss man üben, üben, üben. Dass es Übungssache ist, haben andere dir auch geschrieben. Es gibt keine einfache schnelle Methode, eine andere Persönlichkeit hervor zu bringen. Entwicklung braucht Zeit und Übung. Tut mir leid falls du auf eine einfache Methode gehofft hast. Nein, die gibt es nicht!
Es gibt aber einen Weg, gelassener, friedvoller, liebevoller, zufriedener und glücklicher zu werden. Ist das nicht toll? Wenn du dafür entschlossen bist, kann ich dir das Buch "Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei" empfehlen. Der Autor beschreibt die sehr erfolgreiche acceptance-and-commitment-therapy (ACT). Er versteht es sehr gut, die Leser zu motivieren "am Ball" zu bleiben, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und sich selbst zu überwinden, um emotionale Feiheit zu erlangen. Mit ausführlich erklärten Übungsanleitungen. Mit der Kontinuität des täglichen Übens stellt sich unweigerlich wachsender Erfolg und Zufriedenheit ein.
Scheue dich nicht, ggf. auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In Deutschland hat man ein Anrecht darauf. In der Regel übernimmt die Krankenkasse das meiste des Honorars. Alles Liebe für dich!
Übrigens: Selbstliebe ist der Anfang, um auch andere lieben zu können. Du darfrst dich mit deinen ungeliebten Anteilen in dir anfreunden. Ich weiß, das ist nicht einfach. Aber es ist möglich! Häufig braucht man dafür die Unterstützung von anderen, die das schon können. Also, du musst nicht alles selber machen. Du darfst dich auf Liebe einlassen, - auch wenn's nicht leicht ist. Aber andere haben es geschafft, dann schaffst du es auch!
Mir ist noch etwas eingefallen. Die Ernährung kann etwas Einfluss auf das psychische Befinden haben. Fleisch-essen kann emotionale Gereiztheit und die Neigung zu aggressiven Gefühlen fördern. Ich weiß nicht, ob es dazu Studien gibt. Ich habe das aber öfter gehört und kenne es auch aus eigener Erfahrung.
Psychische Belastungen heilen wird pflanzliche Nahrung nicht, aber es ist eine unterstützende Maßnahme.
Hochsensiblilität kann eine tolle Sache sein. Es ist auch grundsätzlich in Ordnung, emotional zu sein.
Es lohnt sich aber trotzdem, gerade Wutgefühle auch kontrollieren zu können (in einem gewissen Maß). Versuche doch mal, in einer Situation in der du wütend bist zu hinterfragen, was genau dich gerade wütend macht. Welches Gefühl oder welche Überzeugung wurden bei dir verletzt und warum findest du das gerade so schlimm?
Eine andere Frage wäre: Lohnt es sich, wütend zu werden? Kannst du in diesem Moment dadurch etwas verbessern (->dann los), oder macht die Wut nur Dinge kaputt (->dann lieber nicht)?
Grundsätzlich ist es immer gut erst einmal tief durchzuatmen und eine Situation ein paar Sekunden zu reflektieren, bevor man reagiert. Viel Glück!
Bin genau so ne kleine Drama-Queen.
Wenn man zu schnell reagiert, ist es halt immer schwierig sich kontrollieren zu können. Versuch mit dir selbst zu reden währenddessen und dich zu beruhigen. Andere verstehen sowas fast immer nicht. Ruhig bleiben hilft sehr, auch wenns extrem schwer klingt. Übung macht den Meister
Ich habe es so oft versucht, mich ruhig zu halten aber es fällt mir so schwer... die Wut und die Emotionen liegen schwerer.. du hast recht andere verstehen uns kaum.. selten sogar
Ich kann mich einfach nicht aufhalten
Hast schon mal an Therapie gedacht? Auch für sowas sehr hilfreich und wär bestimmt sehr gut, wenn man alles da raus lassen kann. Dann hast du nicht ständig die ganze Wut in dir.
Musst es akzeptieren, dass es manchmal gut klappt und manchmal überhaupt nicht gut, was die Kontrolle angeht. Du fühlst dich dann auxh viel besser danach.
Ablenken hilft mir sehr wie zbsp lesen oder Sport.
Hey, "Wutausbrüche" und Hochsensibilität würde ich jetzt erstmal nicht Pauschal in einen Topf werfen. Mich würde die Aufmerksamkeit die mir aufgrund eines Ausbruches zukommt gar nicht gefallen.
Aber ergründe mehr warum du überhaupt wütend wirst, das ist ein Gefül was man schon mit klarem denken in den Griff bekommen kann.
Mir (auch etwas hochsensibel) hat ein Zitat von Buddha wirkich sehr gut geholfen obwohl ich weder esoterisch noch gläubig oder sowas bin. Aber denk auch du mal darüber nach:
Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt.
P.S. klappt natürlich nicht immer ;)
Einfach nicht mit anderen Menschen reden, macht eh nur unglücklich.
Aber man muss ja.. um sich zu verständigen und mögliche Konflikte lösen zu können
Ich danke Dir dafür, dass Du dir die Zeit genommen hast, um mir so ausführlich zu schreiben. Ich habe es gerne gelesen und mir tatsächlich schon beim Lesen Gedanken gemacht. Dass ich Angst habe, stimmt. Hast Du sehr gut erkannt. Ich fühle mich ständig angegriffen und reagiere daher so agressiv, ohne zu bedenken, dass es schlimme Folgen haben könnte. Ich muss sehr sehr viel üben... Danke übrigens auch fürs Buch!