Was sind mögliche Beweggründe für die Sympathie mancher Menschen für faschistische Ideologien?

7 Antworten

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Faschistische Ideologien geben den Menschen Feindbilder vor, die wiederum Orientierung und eine Steigerung des Selbstwertgefühls ermöglichen.

Insbesondere Menschen, die ein nur geringes Selbstwertgefühl haben, definieren sich zur Not lieber darüber, wer sie nicht sind, als für eine eigenständige Identität einzustehen. Diese Menschen, die sie nicht sind bzw. nicht sein wollen, sind die geschürten Feindbilder.

Werden diese Feindbilder nun bedient, so erzeugen diese Selbstbestätigung. Und wenn die anderen in der Gruppe dem Feindbild zustimmen, dann erzeugt das wiederum Solidarität.

Letztendlich ergibt sich hieraus dann die Abwärtsspirale des sozialen Verfalls. Das Selbstwertgefühl und das eigene soziale Umfeld wird fortwährend durch eine Fixierung auf das Feindbild gestärkt bis zum Kampf gegen jenes aufgerufen wird.

Ich würde schon soweit gehen, dass der Begriff des Feindbildes nicht mehr nur vor dem Hintergrund eines politischen Instrumentes diskutiert, sondern vielmehr im Kontext der menschlichen Bedürfnisstruktur und Identitätsstörung gesehen werden sollte.


Dass diese Ideologiem die Welt auf ganz einfache Weise erklären und in schwarz und weiß unterteilen. Dass ist natürlich einfacher als dich mit der komplexen Wirklichkeit zu befassen und daher für viele verlockend.

Auch gibt es ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit und zusammenhalt wenn man Mitglied in entsprechenden Strukturen sind. Auch dass dürfte für manchen verlockend sein.

Außerdem gibt es immer Feindbilder, Menschen die schlechter sein sollen als man selbst. Auch danach haben manche ein Bedürfnis.

Und manche sind natürlich einfach nur Vollidioten oder arschlöcher.


Winkler123  28.01.2024, 18:47

Irgendwie gute Anslyse.

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Bedürfnis nach Ordnung und/oder Sicherheit führt schnell zum Faschismus; früher stand auf den Wahlplakaten der NPD: "Ordnung schaffen, NPD" oder auch "Sicherheit durch Recht und Ordnung" (Wahlplakat von Adolf von Thadden, NPD im Jahre 1968).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dem Faschismus liegt ein Zusammengehörigkeitsgefühl und ein Gefühl der Überlegenheit der eigenen Gruppe zu Grunde. Außerdem ersetzt er bisherige soziale Ordnungen (Klasse, Bildung, Glaube) durch eine neue Ordnung (wir und nicht-wir), was insbesondere auf Menschen ansprechend wirkt, die in der sozialen Hierarchie benachteiligt sind.

Meist sammeln sich Menschen hinter einem besonders charismatischen Anführer, der sie in den Faschismus führt. Geht dieser Anführer verloren, kann das ganze System zusammenbrechen (ähnlich Italien unter Mussolini).

In den USA gelang es einmal einem Lehrer, innerhalb von nur 5 Tagen eine halbe Schule im Rahmen eines Experiments faschistisch umzuformen. Alles, was er dazu brauchte, waren einige willfährige Schüler, Charisma und Disziplin.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe einmal im Reichstag das WC benutzt