Was passierte genau in Tschernobyl?

5 Antworten

Es wurde ein Experiment angefahren, was - wenn ich mich recht erinnere - eine Notabschaltung üben sollte.

Dazu musste der Reaktor aber erst mal in einen kritischen Bereich gefahren werden. Dazu mussten die Steuerstäbe ein Stück rausgefahren werden (die Steuerstäbe hemmen die Spaltreaktionen, je weiter sie in den Reaktor reingefahren werden, um so weniger Spaltreaktionen finden statt).

Eine Besonderheit bei diesem Reaktor führte dazu, dass bei teilweisem Herausziehen der Steuerstäbe die Spaltreaktionen zunächst abnehmen. Der Reaktor wurde also kühler statt heißer.

Der Experimentleiter ließ dann die Kontrollstäbe weiter und zuletzt sogar ganz herausziehen.

Die Reaktionen stiegen endlich an, dann aber sprunghaft, sodass man die Kontrollstäbe schnell wieder reinfahren wollte. Der Reaktor hatte sich aber zu diesem Zeitpunkt durch die enorme Hitze bereits verzogen und die Kontrollstäbe konnten nicht mehr hineingefahren werden. Ganz ohne Kontrollstäbe schaukelten sich die Spaltreaktionen und damit einhergehend die Temperatur im Reaktor hoch, die Kernschmelze war die Folge. In Reaktion mit dem Reaktorkühlwasser gab es eine Wasserdampfexplosion, die das Reaktordach wegsprengte. Reste der Reaktorummantellung aus Graphit begannen unter der enormen Hitze zu brennen.

Die radioaktive Wolke aus diesen Brandgasen verteilte sich über ganz Europa.

vorbringair  02.05.2013, 17:52

Schon fast richtig.

Das Hauptproblem des RBMK-Reaktors ist, dass er in niedrigen Leistungsbereichen dazu neigt, das Gas 135Xenon zu bilden. Dieses absorbiert Neutronen, wirkt also wie eine Bremse für die Reaktorleistung. Der Reaktor wurde für den Test in einem sehr niedrigen Leistungsbereich gefahren, in dem der Betrieb aufgrund o.G. Gründen eigentlich untersagt ist. Der zuständige Ingeneur Anatolij Stephanowitsch Djatlov liess den Test trotzdem bei dieser niedrigen Leistung durchführen. Dadurch "vergiftete" sich der Reaktor langsam mit immer mehr 135Xenon, was dazu führte, dass die Leistung immer weiter absank. Da der leitende Ing. den Test trotzdem durchführen wollte, befahl er, die Steuerstäbe umgehend aus dem Reaktorkern zu entfernen, um die Leistung möglichst schnell wieder in einen zulässigen Bereich zu bekommen. Durch ein anheben der Leistung wird das 135Xenon abgebaut, was dazu führt, dass die Leistung weiter ansteigt, wodurch wieder mehr 135Xe gespalten wird und so weiter. Folge war ein starker Leistungszuwachs, dem der Reaktorfahrer mit einem sofortigen einfahren der Steuerstäbe zu begegnen versuchte. Aufgrund einer konstruktiven Eigenheit des RBMK bestanden die Spitzen der Steuerstäbe allerdings auf Graphit, welches der Hauptmoderator (Moderator=Neutronenbremser, bremst die schnellen Neutronen auf Geschwindigkeiten ab, bei denen sie Uran spalten können) des Reaktors ist. Durch diesen Effekt war der Leistiungszuwachs in dem Moment als viele Steuerstäbe in den Kern eintauchten noch grösser, wobei sich der gesamte Kern so stark erhitzte, dass durch den Wasserdampfdruck der schwere Betondeckel des Reaktors abgesprengt wurde. Sekunden danach bildete sich unter dem Blechdach des Reaktorgebäudes durch eine Reaktion zwischen dem Wasser des Kühlkreislaufes und den heissen Brennstäben Wasserstoffgas, welches irgendwann explodierte und so das Dach des Gebäudes sprengte. Das brennende Grapht des Kernes verteilte die radioaktiven Partikel grossflächig.

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AnimyosFox  09.11.2020, 19:10
@vorbringair

Das ist alles richtige, es gab jedoch außerdem durch die Bauweise des Reaktors (Moderator und Kühlmittel unterschiedlich) eine positiven Dampfblasenkoeffizienten. Das heißt Kühlmittelverlust = Leistungsanstieg. Das kann die Reaktivität (Leistung) in die Höhe katapultieren.

Diese konstruktive Eigenheit (toller Begriff, war ja eigentlich auch kein "Fehler") war aufgrund eben dieser Xenonvergiftung eingebaut worden, um bei Herabfahren der Steuerstäbe diesen Effekt zu verringern.

Danke aber für diese super Antwort hier!

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Soweit ich mich entsinne, wurde das Kühlsystem abgeschaltet für irgendein Experiment. In der Folge kam es dann zur Kernschmelze, welche man ohne Kühlsystem nicht kontrollieren konnte -> Bumm.

Deine Frage und deine Beschreibung passen nicht zusammen...natürlich denkt jeder an die Explosion in einem Teil des Kraftwerks, baer es ist bzw. war auch eine ganz normale Kleinstadt und so... das Kraftwerk an sich war noch bis vor kurzem in Betrieb, da haben noch letztens tausende Menschen gearbeitet...http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Tschernobyl

ich bezweifle, dass man das so kurz fassen kann... guck mal bei bbc dokumentationen. da gibt es eine gute über tschernobyl. die fasst alles sehr gut zusammen. aus dem stehgreif könnte ich das jetzt auch nicht erklären.