Was muss ich wissen bevor ich mir ein Aquarium mit Fischen hole?

4 Antworten

Wichtig ist, dass das Becken eingefahren wird, bevor da Fische reinkommen und vor allem, dass es groß genug ist. Fische passen sich zwar in Grenzen der Beckengröße an, brauchen aber je nach Art eine Mindestgröße. Da gibt es auch genug Infos im Netz.

Der Filter sollte schon eine Woche lang mit Pflanzen im Becken laufen. Optimal ist es, wenn man einen Bekannten mit einem Aquarium hat, von dem man etwas Mulm bekommen kann. Dann sind von vornherein schon alle wichtigen Bakterien drin, die so ein Becken braucht.

Die Wasserwerte sollten auch beobachtet werden, vor allem ist der Nitritwert wichtig. Normalerweise gibt es beim Einfahren des Beckens irgendwann einen Nitrikpeak. Dieser sollte auf jeden Fall abgewartet werden, bevor die ersten Fische reinkommen. Auch das lässt sich mit einer guten Ladung Mulm weitgehend verhindern. Auch der pH-Wert und die Wasserhärte spielen eine Rolle. Nicht jeder Fisch kommt mit jedem Wert klar. Das gilt auch für die Temperatur. Kampffische bei 22° C z. B. ginge gar nicht.

Von Experte Jonah1508 bestätigt

Hi

Es ist überhaupt kein Wunder dass man erst mal viel widersprüchliches findet- das liegt daran dass es in dem Hobby Fische in Aquarien halten mehrere ineinander übergehende *Stilrichtungen* und noch mehr verschiedene Betriebsweisen eines Beckens gibt- was jeweils richtig ist kann man nicht in Regeln packen und generelle Regeln sind sowieso nie richtig- sogar das Einfahren des Aquariums (so und so lange warten vor Besatz) ist keineswegs eine eiserne Regel.

Vorweg: Eine sehr einflussreiche Sparte der modernen Aquaristik ist das Aquascaping. Es stammt ursprünglich von der japanischen Gartenkunst ab und es geht vor allem darum ein sehr harmonisches Gesamtbild zu erschaffen. Aquascaping ist nicht Fischhaltung- viele Scapes enthalten gar keine Tiere- sondern eine Art von Gestaltungs- und Gartenkunst. Selbst wenn dich das interessiert empfehle ich es nicht, bei den ersten Schritten sich daran zu orientieren. Zu den "Problemen" für Anfänger beim Aquascaping gehören unter anderem:

  • Teile der Szene verwenden viele teure Produkte aus dem Handel
  • Oft werden anspruchsvolle Pflanzen gewollt, aber die dazu ggf. erforderliche Düngung und Beleuchtung wäre für andere Pflanzen gar nicht nötig.
  • Die Bedürfnisse der Fische können mit denen der Gestaltung und der Pflanzen kollidieren
  • Kunst kommt von können- es hat keinen Sinn ein Aquarium mit Düngung, gutem starkem Licht, Soilboden usw. auszustatten wenn man sich nicht auch mit der Gestaltung von Stein- und Wurzelarrangements und Pflanzenkombinationen beschäftigt hat. Leider ist es oft so, dass Anfänger einzelne Aspekte des Scapings übernehmen, z.B. scapingtypische Pflanzen, Dünger und Böden- aber das Aquarium sieht halt trotzdem keineswegs aus wie ein Scape weil keine Erfahrung bei der Gestaltung da ist. Und das geht nicht ohne.
  • Große Scapes sind relativ teuer und aufwändig- ein 300 l Becken kann extrem günstig und pflegeleicht sein und ist selbst für viele "normale" Fische überhaupt nicht groß eher Minimum, ein 300 l Scape ist meist nicht pflegeleicht und das ist für Scapes recht viel an Litern.

Allgemein möchte ich deshalb dazu ermuntern, beim ersten Versuch auf robuste Pflanzen, Leitungswasser und einfache günstige Produkte zu setzen.

Ein paar Tipps für den Anfang, das erste Aquarium und allgemein den Start ins Hobby:

  1. Es ist egal mit welcher Beckengröße du beginnst. Oft hört man fatalerweise, größere Becken seien leichter zu pflegen- Pustekuchen, das Gegenteil ist wahr. Es ist eher sogar so, dass Aquarien mit einem Querschnitt über 40 cm x 40 cm (Breite x Höhe) für kleinere Menschen und über 50 cm x 50 cm für Männer ü 1,85 relativ unangenehm bei der Pflege werden können da man schlechter überall hinkommt. Auch 12 l und 25 l sind respektable Aquarien. Alles zwischen ~ 5 l bis 500 l ist anfängertauglich.
  2. Gesellschaftsaquarien sind keineswegs etwas schlechtes- aber es hat schnell Nachteile wenn man versucht mehrere Tierarten unter einen Hut zu bringen. Wenn man "gierig" ist und dies und das alles haben will dann ist es oftmals viel besser, zunächst mal eine der Tierarten in einem kleineren Becken zu realisieren aber später dann vielleicht Becken Nr. 2 und 3 dazu zu nehmen. Deshalb würde ich auch empfehlen sich am Anfang eher nicht platzmäßig und finanziell auf ein Aquarium einzuschießen sondern etwas zu realisieren was man gut stemmen kann und später eher vielleicht mehr als ein Becken zu haben. Das bringt auch Erfahrung.
  3. Wenn du mich fragst- beginne mit einer oder ein paar wenigen passenden Fischarten die sich idr. nicht gegenseitig Umbringen. Also innerartlich friedliche Arten, zum Beispiel Panzerwelse oder viele Bärblinge, Zwerggarnelen, Guppys, etc. Ein Panzerwels zum Beispiel bringt seine Artgenossen nicht um, viele revierbildende Fische tun das uU. Das spart Enttäuschungen und gibt anfangs Sicherheit. Will man mit Revierbildnern starten muss man sich da auch reinhängen- das heißt auch man darf nicht davor zurückschrecken Fische mal in kleinen Gefäßen zwischenzuparken oder ein kleines Ausweichaquarium schnellnaufzusetzen.
  4. Miss keine Wasserwerte. Im Ernst. Die "Wasserwerte"- Messerei ist vielleicht interessant, man kann es auch machen, aber es verursacht viel mehr Scheinprobleme während es seltenst welche löst. Der ganz typische Fall ist:
  5. "Ich habe die Werte gemessen alles ok aber Fische hängen komisch rum". Die Fische haben IMMER RECHT, die Teststäbchen sind scheiß egal. Notwasserwechsel muss erfolgen. Notwasserwechsel sind eher selten nötig, aber wenn dann muss man 90% Wasser wechseln. Nicht 1/3 oder so.
  6. Ich würde beim ersten Becken Leitungswasser nehmen
  7. Ebenfalls würd ich abraten von Soilboden oder grobem Kies. Lieber keinen Boden, 1 cm Sand, 3-5 cm Sand oder bei vielen Rosettenpflanzen Nährboden und 3-5 cm groben Sand.
  8. Richte dein Aquarium ein für eine Fischart oder für die gewählten Arten. Also zuerst Besatz festlegen dann einrichten. Die Einrichtung soll von Anfang an passen zu den Fischen. Verschiedene Fische mögen verschiedene Gegenstände, Pflanzen, und sogar Technik.
  9. Probiere immer verschiedene Futterarten aus, das ist etwas wo man schnell was dazulernen kann. Nimm am Ende 2 oder maximal 3 Sorten was am besten funktioniert, statt angeblich wichtige "abwechslungsreiche" Ernährung. Abwechslung ist für'n Arsch wenn das Futter unbeliebt ist oder nicht da landet wo die Fische es auch aufnehmen. Probier auch und insbesondere Frostfutter und wenn möglich Lebendfutter - gesammelt oder gezüchtet. Informiere dich artspezifisch über geeignetes Futter.
  10. Vorsicht bei revierbildenden durchsetzungsfähigen Fischen die sich fast immer schnell vermehren- Ancistrus, Yellow Buntbarsche, Hemichromis, Pelviachromis, Amatitlania - niemand möchte 100 davon halten oder kaufen.
  11. Verschiedene anspruchslose Pflanzen ausprobieren- was nicht wächst fliegt. Am Ende ist dein Becken garantiert grün. Statt: Pflanzen genau planen und dann alles tun damit die auch wachsen und zwischendrin Algen bekämpfen weil sie nicht wachsen usw.
  12. Benutz keine Wasserpflegemittel. Wasser wird mit Wasser gepflegt.
  13. Beachte am besten von Anfang an: Dazusetzen von Fischen zu anderen Fischen ist ein hohes Krankheitsrisiko. Auch das spricht für Becken mit einer oder wenigen Arten und lieber 2 3 kleine als 1 bunt gemischtes Becken wo man alle Wünsche verwirklichen will. Das schlimmste ist alle paar Monate Fische für das selbe Aquarium nachkaufen.
  14. Versuche anfangs nicht ein Altwasserbecken mit ganz wenig bzw. ohne Wasserwechsel zu betreiben. Das ist später absolut möglich und keineswegs schlecht- aber nicht unter allen Umständen. Vor allem nicht mit jedem Futter. Leider erzählen manche Leute davon als sei es das non plus Ultra (hello father fish 😗).
  15. Vermehre auch mal Fische 😄 Es macht Spaß. Bzw. nimm dir welche die sich fortpflanzen lassen.
  16. Falls du dich für ein normal technisiertes mittelgroßes Aquarium im Bereich ~ 200 l entscheidest- eine gute Wahl für viele nicht ganz so winzige Anfängerfische - mach auch mal Kontrastprogramm und pflanz dir ein no tech 12 l oder eine Schneckenvase irgendwo auf die Fensterbank oder den Schreibtisch, da lernt man viel bei.
  17. Falls Aquascaping dein Ding ist und du auch damit starten willst- nimm ein 30-120 l. Im kleineren Bereich mit Zwerggarnelen statt Fischen.
  18. Falls Stromkosten eine Rolle spielen- viele Fischarten passen zum Temperaturgang in der Wohnung ohne dass man heizen muss, Heizung ist das teuerste meistens.

Jonah1508  09.05.2024, 08:11
Vermehre auch mal Fische 😄 Es macht Spaß. Bzw. nimm dir welche die sich fortpflanzen lassen.

Das stimmt 😁

Wichtig ist vorallem, dass das Wasser schon ne Weile (2 Wochen glaube ich) in dem Aquarium ist. Ansonsten kommt 3s sehr auf die Fische an die du in deinem Aquarium haben möchtest. Ansich gibt es da gar nicht so viel zu beachten.

Füge vielleicht mal die Größe des Aquariums und deine Vorstellungen von den Fischen die reinsollen an. Dann können wir dir besrimmt besser helfen.

Ganz wichtig: Lass dich nicht verrückt machen, du musst kein superstylisches Aquascape mit total exotischen Pflanzen und wer weiß was für drumrum haben, auch ein pflegeleichtes gesellschaftsbecken hat seinen Charme und upgraden kann man später immernoch.

Ich hab z.B. ein 180l Juwel Rio, da ist beim Kauf alles drin und dran was man so braucht: Innen-Filterpumpe, Heizung, Licht.
Da muss dann ein Boden rein, persönlich fahre ich gut mit Langzeitnährboden und Kies drüber. Nach Lust und Laune noch Holz udn Steine rein (je nach dem wie den Wasser udn geplanter Besatz ist spielts mehr oder weniger Rolle, ob sie aufhärten oder nicht).
Der nächste Schritt sind Pflanzen, einfach zu pflegende, schnell wachsende Exemplare machen dir das Leben leichter, sie fressen den Algen das Futter weg. Dafür brauchen sie immer mal einen Rückschnitt aber das ist schnell gemacht. Hornfarn ist z.B. echt hübsch und du kannst ihm im Hintergrund beim Wachsen zuschauen.

Dann muss die ganze Suppe erstmal einfahren, ohne all dei lustigen Bakterien funktionierts nicht. Du wirst Algen bekommen, keine Sorge, das ist normal.
Als erstes getier dürfen schnecken einziehen: Ihnen ist aus Mangel an Hämoglobin das Nitrit völlig egal, sie fressen tote Pflanzenteile und Algen, kacken dafür Bakterienfutter.
Wenn du mehrere Tage bei Tests kein Nitrit mehr findest können die ersten Fische rein, nicht zu viele auf einmal, immer schön eine Sorte nach der nächsten wenn möglich. Du tust dir und den Bewohnern in den meisten Fällen mit Frostfutter einen Gefallen, macht echt weniger Dreck + Algen als Flocken.
Nicht zu viele Bewohner nehmen, das ist ein Lebensraum, keine Fischsuppe.