Was ist die Gretchenfrage?

1 Antwort

Die berühmte Gretchenfrage taucht im Drama Faust I von Johann Wolfgang von Goethe auf. Dort fragt Gretchen den Dr. Heinrich Faust, mit dem sie später Sex hat und einen Bastard bekommt, die bekannte Gretchenfrage:

"Nun sag, wie hast du's mit der Religion?"

Findest du in meiner Lektüre von Schroedel auf S. 131 in Vers 3415.

Hier die Ausgabe bzw. Schroedel Lektüre, die ich habe:

https://verlage.westermanngruppe.de/schroedel/artikel/978-3-507-69770-6/Schroedel-Lektueren-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Faust-I

Die Gretchenfrage taucht in der 16. Szene "Marthens Garten" zu Beginn auf.

Besonders und bekannt ist die Gretchenfrage, weil Gretchen (Magarete) streng religiös erzogen wurde. Doch Dr. Heinrich Faust, der deutlich älter ist als Gretchen, schafft es, dass Gretchen die "Regeln" bricht. Laut Gretchens Erziehung dürfte sie gar nicht erst etwas mit Faust anfangen, tut dies aber trotzdem. Für sie ist es eigentlich besonders wichtig, wie Faust zur Religion steht. Faust weiß, dass sie wohl am liebsten hören würde, dass er auch streng gläubig ist, doch dem ist nicht so. 

Direkt in der 1. Szene namens "Nacht" sagt Faust, was er studiert und gelernt hat. Dabei sagt er auch folgendes:

"Und leider auch Theologie!", S. 21, Vers 356

Theologie ist die Lehre der Religion. Faust bereut es, dies studiert zu haben, da es ihn kein Stück weiter gebracht hat. Außerdem geht Faust seinen Weg mit Mephisto, dem Teufel und somit dem direkten "Feind" vom Herrn, also Gott. Dabei darf sein Wissensdrang nicht vergessen werden. Faust's grundsätzliche Frage ist immer noch, was die Erde im innersten zusammenhält, also der Sinn des Lebens. Die Theologie hat ihm diese Frage definitiv nicht beantwortet. Der Wissensdrang wird allgemein übrigens als die Gelehrtentragödie bezeichnet.

Auf die Gretchenfrage antwortet Faust nur Häppchenweise und versucht, nicht zu zeigen, dass er sie eigentlich "verabscheut". Er sagt kurz darauf sogar:

"Ich ehre sie.", S. 131 Vers 3425

Dies ist in meinen Augen definitiv eine Lüge, wie man später auch merkt. 

Auch später versucht Faust alles zu retten und redet sich nur aus der Frage raus.

Gretchen gibt Faust weiter zu verstehen, dass ihr die Religion wichtig ist, was an ihrer Erziehung liegt. Liest man etwas weiter, so findet sich bei Gretchen eine sogenannte Doppelmoral, die übrigens auch Thema in meiner Deutsch Klausur über Faust war. Denn zuerst ist Gretchen die Religion wichtig und sie gibt negative Kommentare, als sie merkt, dass Faust eigentlich lügt und die Religion nicht ehrt. Trotzdem bekommt sie mit dem deutlich älteren Faust ein uneheliches Kind (Bastard), was in ihrer Religion streng verboten ist. Später ermordet sie sogar dieses Kind, was selbstverständlich auch verboten ist. Sie verstößt also quasi gegen ihre eigenen Regeln und hat 2 Seiten, also eine Doppelmoral! Hier spricht man am Ende allgemein von der Gretchentragödie.

Faust I hat somit die Gelehrten- und Gretchentragödie. Da es ein Drama ist, endet es auch in einer Katastrophe.

Eine große Inhaltsangabe mit vielen Zitaten, u.a. denen, die ich gerade verwendet habe, findest du unter folgendem Link:

https://www.inhaltsangabe.info/deutsch/faust-1-inhaltsangabe-zusammenfassung-goethe

Beachte dabei auch folgendes.

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Das soll es erst einmal gewesen sein. Deine Frage sollte klar beantwortet worden sein! ;) Bitte beachte, dass viele Dinge daraus immer Interpretation sind, die ich aber auch nicht alle selbst erschaffen, sondern aus der ganzen Unterrichtsreihe genommen habe. Auf der Website ist auch viel Interpretation zu finden.

Bei weiteren Fragen einfach melden! :)

Liebe Grüße

TechnikSpezi

ogdan  12.04.2017, 10:11

Was zur Intepretation der Gretchenfrage noch wichtig ist:

Als Faust (Ende Faust 2) stirbt, wird soll er vom Teufel in die Hölle gestürzt werden. Zu schwer wiegt der Unglauben und die Schuld, die er während seines Lebens auf sich geladen hat.

Es ist der Glaube und die Gnade Gottes, die Faust am Ende doch erlöst. Man könnte interpretieren, daß es der Glaube und die Fürsprache von Gretchen ist, daß ihr starker Glaube quasi für beide gereicht hat.

Entsprechend singt der Chorus Mysticus am Ende:

„Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis; Das Unzulängliche, Hier
wird's Ereignis; Das Unbeschreibliche, Hier ist's getan; Das
Ewig-Weibliche, Zieht uns hinan
“ (12104–12111).

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