Was ist der Unterschied zwischen einem Klischee und einem Vorurteil?

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Den Unterschied gibt es in der Tat: Das Klischee bezeichnet ein eingefahrenes Denkschema, eine abgedroschene Redensart, kurzum, ein langweiliges, altbekanntes plattes Geschwätz, Symbol oder Gebilde, das beim Hörer oder Betrachter nur Überdruss auslöst. Das Vorurteil dagegen bezeichnet, wie der Name sagt, ein Urteil, und zwar ein falsches Urteil, meistens ein solches, das bestimmte Personengruppen diskrimminiert. "Österreicher haben Berge um sich rum." könnte als Klischee gelten. "Österreicher sind durchweg ungebildet." wäre dagegen ein Vorurteil. 

Diese hier aufgetretene Sprachverwirrung ist bemerkenswert! Sie rührt daher, dass es hier und heute zum guten Ton gehört, Vorurteile nur dann als solche zu kritisieren, wenn sie klischeehaft vorgetragen werden. Intellektuell vorgetragene Vorurteile zu kritisieren gilt ja als unfeiner Frevel an der Intellektualität. Diese Unsitte ist soweit gediehen, daß manche Leute schon die Begriffe "Vorurteil" mit "Klischee" verwechseln.     

Ein Klischee ist eine geistig bzw. sprachliche Schablone (in der Drucktechnik ist es ja  eine Druckform); es ist  eine schon längere Zeit bestehende Vorstellung oder eine abgedroschene Redensart oder eine vorgeprägte Wendung,  d. h. ein schäbiges Stilmittel:  eine billige, oft nachgeplapperte  Ausdrucksweise, ein überbeanspruchtes Bild: "in Stein gemeißelt"

Das Klischee wird häufig  ohne eigenes Nachdenken auch auf eine scheinbare Gemeinsamkeit von Menschen  bezogen, muss aber keineswegs negativ sein: "Die Deutschen sind alle sehr  pünktlich und überaus gewissenhafte Arbeiter".

 Witze über Berufsgruppen basieren oft auf  Klischees: „Eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden wird vorgeschlagen. Ein Beamter empört: Wie soll ich da täglich auf 8 Stunden Büroschlaf kommen?“

Wenn ein Klischee negativ ist, wird es leicht zu einem eingefahrenen Vorurteil.

Vorurteile in der Alltagssprache  sind zumeist  negative Urteile oder Einstellungen eines Mitmenschen, der sie ohne eigenes Nachdenken über  Für und Wider als vermeintlich feststehende Tatsachen  übernommen hat. Ein mit Vorurteilen behafteter Mensch lässt  sich auch von der Wirklichkeit oder  durch die besten Gegenargumente  nicht eines Besseren belehren und rückt nicht  von seiner Meinung ab.