Was ist der Unterschied zwischen "behutsam aufwachsen" und "behütet aufwachsen"?

3 Antworten

Wenn deine Eltern dich lieben und auf dich als Baby, Kind und Jugendliche/n gut aufpassen, immer dafür sorgen, dass du genug Kleidung und genug zu essen hast, wenn sie dich bei Krankheit pflegen und/oder den Arzt hinzuziehen, wenn sie versuchen, dich vor Gefahren und gegen Ungerechtigkeiten zu beschützen, wenn sie dir ein sicheres Zuhause geben, immer für dich da sind und dafür sorgen, dass es dir gut geht, dann behüten sie dich. Du wächst also (von ihnen) behütet auf.

  • jemanden/etwas behüten = auf jemanden/etwas aufpassen, so dass ihm möglichst nichts Schlimmes geschieht
  • behütet aufwachsen = wenn Kinder von ihren Eltern beschützt werden und ein sicheres Zuhause haben

"Behutsam aufwachsen" ergibt für mich überhaupt keinen Sinn. Möglicherweise verwechselst du die Verben "aufwachsen (wuchs auf, ist aufgewachsen), aufwachen (wachte auf, ist aufgewacht) und aufwecken (weckte auf, hat aufgeweckt)".

Man kann jemanden, der schläft, behutsam aufwecken. D.h. man brüllt ihm nicht laut "Aufstehen!" ins Ohr und erschreckt ihn, sondern man versucht es zuerst mit ganz leisen Worten. Wenn er dann nicht reagiert, fasst man ihn behutsam (= sanft, vorsichtig) an den Schultern oder Armen, bewegt ihn vorsichtig ein wenig und spricht etwas lauter, so dass er - hoffentlich - reagiert und wach wird. Weitere Beispiele:

  • Mit feinem Porzellan und Glas muss man behutsam umgehen, damit es nicht zerbricht.
  • Ein rohes Ei muss man behutsam aufschlagen, damit Eigelb und Eiweiß getrennt bleiben / nicht durcheinander laufen.
  • Mit kleinen Kindern, insbesondere mit Säuglingen, muss man sehr behutsam umgehen. Ihr Körper ist in allem noch äußerst fragil und verletzlich.

Sasse119 
Fragesteller
 01.10.2023, 12:38

Wunderschön beschrieben, lieben Dank Spanferkel14 für deine Mühe. Die Bedeutung einzelner Adjektive ist mir bekannt.

Ich rätsele über die Aufbau des Satzes (grammatikalisch) und ob das nur auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt, oder der Adressat es bewusst gewählt hat und dahinter womöglich ein tieferer Sinn steckt.

Eine Passage aus dem Dialog:

Jan: "Und was hast du so in deinen Kinder-Jahren angestellt?"

Luisa: "ich bin sehr behutsam aufgewachsen, Jan."

Jan: du meinst sicher "behütet"...

Luisa: "Nein. Behutsam (!)"

....

Ich war etwas verwirrt. Frage mich warum sie ausgerechnet diese Wortwahl benutzt hatte, ungewöhnlich eben und ob es trotzdem so grammatikalisch richtig ist.

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Sasse119 
Fragesteller
 01.10.2023, 12:48
@Sasse119

Ich persönlich interpretierte das so, dass die Luisa wohl damit zum Ausdruck bringen wollte, dass sie als Kind sehr vorsichtig und umsichtig gewesen ist und daher auch nichts angestellt habe. Den Sinn der Aussage habe ich verstanden, nur ihre Ausdrucksweise irritierte mich etwas. Ob man das nicht auch so sagen kann, auch wenn das nicht gebräuchlich ist...

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spanferkel14  01.10.2023, 15:37
@Sasse119

Zunächst einmal: Mit Grammatik hat das hier kaum etwas zu tun, höchstens insofern, als behütet entweder die 3. Ps. Sing. Präsens Aktiv oder das Partizip 2 des Verbs behüten ist. Behutsam ist vom Verb behüten abgeleitet und bildet mit dem Suffix -sam ein Adjektiv und auch Adverb.

Es geht hier um Lexik/Wortschatz/Vokabular. Luisa benutzt das Adverb behutsam falsch, macht also einen Wortfehler. Dieser Fehler ist in dem vorliegenden Kontext auch nicht mit sogenannter "dichterischer Freiheit" zu rechtfertigen. Es handelt sich genauso wenig um eine Wortspielerei. Der Ausdruck behutsam ist hier ganz einfach falsch benutzt.

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Sasse119 
Fragesteller
 01.10.2023, 17:57
@spanferkel14

Okay, das ist einleuchtend für mich. Dankeschön. für deine Zeit und tolle Begründung. Top

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Behutsam aufwachen ist wenn du vorsichtig aufwachst und behütet wenn du aufwachst und jemand hat auf dich aufgepasst


Sasse119 
Fragesteller
 01.10.2023, 08:56

So habe ich es auch verstanden. Allerdings Frage ich mich ob die Formulierung " ICH BIN sehr behutsam aufgewachsen" korrekt ist.

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Sasse119 
Fragesteller
 01.10.2023, 09:18
@sonnschein251

Das trifft nicht den Kern der Aussage. "Ich bin behutsam aufGEwachsen" habe ich so verstanden, dass der Mensch als Kind SELBST sehr vorsichtig und umsichtig war.

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spanferkel14  01.10.2023, 10:30

Entschuldigung, aber du und der FS verwechselt da zwei Verben: aufwachen (wachte auf, ist aufgewacht) ≠ aufwachsen (wuchs auf, ist aufgewachsen)

  • Heute Morgen bin ich gegen 7 Uhr aufgewacht.
  • Ich bin an der Nordsee aufgewachsen, aber nach dem Schulabschluss zum Studium nach Süddeutschland gezogen.

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spanferkel14  01.10.2023, 10:41

Ergänzung

Das dritte Verb fehlt noch: jemanden aufwecken. Also: aufwachen ≠ aufwachsen ≠ aufwecken.

  • Heute Morgen bin ich gegen 7 Uhr von selbst aufgewacht.
  • Gestern hat mich meine Mutter um Viertel nach 7 geweckt. Sonst hätte ich vermutlich total verschlafen.
  • Wo hast du deine Kindheit und Jugend verbracht? - Ich bin an der Nordsee aufgewachsen.
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Behütet = jemand passt auf dich auf

Wie ein Hirte der eine Herde hütet

Behutsam = langsam,bedächtig, vorsichtig

2tes sagt man eher selten in dem Zusammenhang


Sasse119 
Fragesteller
 01.10.2023, 09:00

Das stimmt, selten, daher auch etwas irreführend. Daher ist Frage ob die Formulierung des Satzes "ich BIN behutsam aufgewachsen" richtig wäre.

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NicoNRW  01.10.2023, 09:01
@Sasse119

was willst du denn genau sagen? Willst du sagen Das du bei liebevollen Eltern aufgewachsen bist? Dann wäre "Ich bin behütet aufgewachsen" richtig

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