Was hatte die Niederlande mit dem Massaker von Srebrenica zutun?

6 Antworten

1993 waren niederländische Blauhelme, Einheiten der Dutchbat I bis III  mit dem Schutz der UN-Schutzzone von Srebrenica beauftragt worden. Während des Einsatzes von Dutchbat III kam es zum Massaker von Srebrenica durch Einheiten der Vojska Republike Srpske, bei dem im Juli 1995 bis zu 8000 Bosniaken – vor allem Männer und Jungen zwischen 12 und 77 Jahren – getötet wurden.

Der Auftrag an den Niederländer lautete:

Jeder Angriff auf Srebrenica und jeder andere „unfreundliche Akt“ gegenüber dieser Schutzzone müsse unterbleiben. Der Sicherheitsrat unterstrich den Status Srebrenicas als Sicherheitszone am 6. Mai 1993 durch Resolution 824 und am 4. Juni 1993 durch Resolution 836. Letztere gestattete dabei die Anwendung von Waffengewalt durch UNPROFOR-Soldaten für Zwecke der Selbstverteidigung.


Die Niederländer hatten durch die Resolution nur das Recht auf Selbstverteidigung (!)  während Kampfhandlungen nur durch Einheiten der Operation Deny Flight vollzogen werden sollten.

Gemäß ihrer Aufgabe war Dutchbat I–III nur mit leichten Waffen, darunter auch Panzerabwehrwaffen (TOW) und geländegängigen Fahrzeugen und 27 gepanzerten Mannschaftstransportwagen mit Maschinengewehren bewaffnet.

Nach der UN-Resolution zur Aufstellung der UNPROFOR verpflichtet sich die Niederlande ein Kontingent mit bis zu 600 Mann zu entsenden. 
Die ersten niederländischen Einheiten, Dutchbat I, trafen im März 1994 in ihrem Operationsgebiet im Osten Bosnien und Herzegowinas ein.

Auf die Einrichtung der Schutzzone Srebrenica folgte eine Phase der relativen Stabilität. Anzahl und Schwere der Gefechte gingen zurück. Dennoch wurden die Befriedung der Schutzzone und ein Schutz ihrer Bewohner nicht vollständig erreicht. Nach Blauhelm-Angaben gelang die geforderte Demilitarisierung der bosniakischen Einheiten innerhalb der Enklave weitgehend. Die Bosniaken widersetzten sich aber einer vollständigen Entwaffnung. Die bosnisch-serbischen Einheiten verweigerten die Demilitarisierungsbestimmungen vollständig. Immer wieder beschwerten sich Bosniaken über Angriffe der bosnischen Serben. Die bosnisch-serbische Armee erschwerte und blockierte außerdem Hilfskonvois, die für Srebrenica vorgesehen waren. Die Lage der Bevölkerung in der Schutzzone blieb trotz der relativen Stabilität kritisch.

Im Frühjahr 1995 wurden immer mehr Hilfskonvois für Srebrenica durch bosnisch-serbische Verbände blockiert. Wenn Angehörige der UNPROFOR die Schutzzone Srebrenica verließen, um Material- und Lebensmittelnachschub für ihre Truppe zu organisieren, wurde ihnen anschließend die Rückkehr in die Schutzzone durch bosnisch-serbische Einheiten verweigert. Auf diese Weise sank die Zahl der niederländischen Blauhelme in der Schutzzone von anfänglich 600 auf ca. 450 bis 400.

Das etwa fünfzehntausend Mann starke Drina-Korps der bosnisch-serbischen Armee und die Paramilitärs marschierten im Juli 1995 aus südlicher Richtung in die Schutzzone ein und übernahmen die Checkpoints des Dutchbats. Widerstand von bosniakischen Truppen oder UNPROFOR-Einheiten blieb fast völlig aus. Das Dutchbat war militärisch unterlegen und es fehlte die Erlaubnis für den Einsatz von Waffengewalt für die Durchsetzung des Auftrags.

In Anbetracht dieser Eskalation forderte der Kommandant der Blauhelme, Thomas Karremans, mehrfach NATO-Luftunterstützung an. Umfassende Luftunterstützung blieb aus. Zwei Flugzeuge der NATO bombardierten einen Panzer der bosnischen Serben und setzten diesen außer Gefecht. Sofort darauf drohten die bosnischen Serben, bei Fortsetzung von NATO-Luftangriffen würden sie die UNPROFOR-Soldaten, die sie bereits als Geiseln interniert hatten, ermorden. Ferner würden sie die zusammengedrängten Flüchtlingsmassen gezielt unter Beschuss nehmen. Daraufhin wurden alle Bemühungen eingestellt, die eindringenden bosnisch-serbischen Truppen durch Luftangriffe zu stoppen.

Nachdem die bosnisch-serbischen Einheiten die Kontrolle in Srebrenica übernommen hatten, flohen tausende der bosniakischen Einwohner nach Potočari um dort auf dem Gelände der Blauhelme Schutz zu suchen. Am Abend des 11. Juli 1995 befanden sich in Potočari ca. 20.000 bis 25.000 bosniakische Flüchtlinge. Der Befehlshaber Karremans bat viele Male um Luftunterstützung, die aber ausblieb. Die 440 Niederländische Soldaten waren zahlen- und ausrüstungsmäßig nicht in der Lage, die viele Flüchtlinge zu schützen.

Seit den Morgenstunden des 12. Juli begannen die bosnisch-serbischen Kräfte damit, Männer aus der Masse der Flüchtlinge auszusondern.

Am Abend des 13. Juli befand sich kein Bosniake mehr in Potočari. Am 14. Juli entdeckten die UN-Soldaten auf ihren Erkundungsgängen in der Stadt Srebrenica nicht einen lebenden Bosniaken.

Durch die Selektion, die Internierung und den späteren Abtransport wurden die Ausgesonderten jedem Schutz durch UNPROFOR entzogen. Auf Fragen von Blauhelm-Soldaten nach dem Grund für die Selektionen antworteten bosnisch-serbische Soldaten mit dem Vorwand, man suche nach Personen, die Kriegsverbrechen begangen haben.

 Fast alle bosniakischen Gefangenen wurden getötet. Die meisten wurden in sorgfältig geplanten und durchgeführten Massenexekutionen getötet. Die umfangreichen Massenexekutionen im Norden fanden zwischen dem 14. und 17. Juli statt.

Am 21. Juli, als das Gebiet bereits mehrere Tage von der VRS besetzt war, zog das Dutchbat ab. Die demütigende Verabschiedung und Beschimpfung des Kommandeurs der „Dutchbat III“ Oberstleutnant Thomas Karremans durch General Ratko Mladić wurde weltweit im Fernsehen übertragen. 

Die Rolle Karremans und die der niederländischen Blauhelm-Soldaten, die nicht entschieden einschritten, um die Deportationen in Srebrenica zu verhindern, ist bis heute umstritten: Kritiker werfen den niederländischen Blauhelmen vor, sie hätten Teile des Massakers mitbekommen und durch Nicht-Einschreiten geduldet.  

Andere Stellungnahmen betonen dagegen, dass die Soldaten vor Ort kaum Kenntnis von den Gräueln gehabt hätten, weil sie an entsprechenden Beobachtungen von den Einheiten der bosnischen Serben systematisch gehindert worden seien. Außerdem seien sie im Stich gelassen worden, obwohl sie mehrfach Luftunterstützung zum Schutz der Enklave und zu ihrer eigenen Sicherheit angefordert hatten. Dutchbat sei ferner durch die niederländische und internationale Politik mit dem Schutz der Bosniaken betraut worden, ohne dass ihnen dazu adäquate Mittel zur Verfügung gestanden hätten. 

Diese Infos finden sich im Internet bei Google. Ich habe sie lediglich gekürzt.

HansGelders  23.01.2018, 15:38

Vielen Dank fuer Ihre Informationen.

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Im Jahre 1995, während des Jugoslawienkriegs, sahen niederländische Blauhelmsoldaten tatenlos zu, als Serben in Srebenica 8000 Bosnier massakrierten. Die niederländischen Blauhelmsoldaten machten sich also der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. Kann man auch hier nachlesen:

http://www.n-tv.de/politik/Niederlande-fuer-Srebrenica-mitverantwortlich-article13223541.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica

Antwortapparat  15.03.2017, 07:05

nicht zu vergessen das die Niederländer klar unterlegen waren, sie hatten keine Chance gegen die Übermacht der Serben.

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Die Niederländer waren die UN- Schutztruppe in Screbeniza. Doch sie haben sich vor den Serben zurückgezogen und haben die Bevölkerung ihrem Schicksal überlassen. 

seniorix  15.03.2017, 13:03

Kann man so ausdrücken - wenn man wie Erdogan bestimmte Ziele verfolgt- sollte man aber nicht: Die Realität ist wesentlich komplexer, wie Schwervelke sehr ausführlich schildert. Halbe Informationen sind nicht förderlich, um sich eine möglichst objektive und differentzierte Meinung zu bilden.

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In den Niederlanden ist der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Dort kommen/kamen die die Kriegsverbrecher vor Gericht.

Eine niederländische Militäreinheit (Dutchbat) war für den Schutz der UN-Schtzzone um Srebrenica zuständig. Dieser Einheit wird vorgeworfen nicht entschieden gegen die Massaker eingeschritten zu sein.