Was haben Unternehmen gegen Lücken im Lebenslauf?

9 Antworten

Ich verstehe den Wirbel nicht, den viele Unternehmen im Bewerbungsprozess im Bezug auf Lücken im Lebenslauf machen.

Firmen haben per se nichts gegen Lücken im Lebenslauf, sie haben nur was gegen Lücken im Lebenslauf, die du nicht sinnvoll erklären kannst bzw. gegen Zeiten in denen du auf der faulen Haut gelegen hast.

Dich ein jahr in deiner abgedunkelten Wohnung zu verkriechen und Witcher 3 zu spielen anstatt zu arbeiten ist nunmal keine Qualifikation.

Und es gibt andere Bewerber, die haben in dem Jahr halt eben in Polen Polnisch gelernt, um die Witcher Bücher zu lesen. Das IST eine Qualifikation. Und letztlich gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Stellen und oftmals, wenn die Stelle interessant ist, mehr Bewerber als Stellen.

Also muss man aussieben.

Ist es nicht eine total ungesunde und schädliche Weltanschauung, wenn man Leute dafür verurteilt oder sogar bestraft (zB. Job-Absage), wenn sie nicht ihr gesamtes bisheriges Leben der Schule, einem Studium/ einer Ausbildung oder einer Arbeit gewidmet haben???

Tut man nicht. Und eine Absage als Bestrafung zu sehen ist in meinen Augen auch etwas unpassend, denn das Unternehmen hat nicht im Sinn dich zu bestrafen, es entscheidet sich nur für einen anderen Kandidaten.

Insgesamt kommt es aber auf den Lebenslauf im Großen und Ganzen an. Wenn du nach dem Abi ein Jahr Weltreise gemacht und dann studiert hast ist das okay.

Wenn du seit 5 Jahren arbeitslos bist und nichts machst, dann hat das Unternehmen ggf. Zweifel ob du dich von heute auf Morgen wieder in ein Strukturiertes Arbeitsumfeld einfinden kannst.
Da musst du halt eben schauen dass du dich gut verkaufst.

Ich werde, bevor ich letztendlich in die Arbeitswelt einsteigen werde bestimmt noch recht große Lücken mit "unproduktiver" Zeit in meinem Lebenslauf haben und wahrscheinlich dann dafür verurteilt werden

Nochmal: Niemand verurteilt dich. Du musst aber damit leben dass sich auch andere auf so einen Job bewerben, die in der gleichen Zeit ggf. mehr an Qualifikationen erworben haben und das eben deine Konkurrenten sind. Und dass sich ggf. Fragezeichen auftun wenn du deine Lücken nicht belegen kannst z.B. mit 'ich habe meine kranke Großmutter gepflegt', was von vielen Unternehmen heutzutage ohne weiteres akzeptiert wird.

Und noch ein kleiner, ganz lieb gemeinter Tipp: Wenn du auf ein Unternehmen zugehst, dann geh nicht in eine Antihaltung hinsichtlich deiner Lücken. Man wird dich drauf ansprechen, so wie man Leute typischerweise auf Auffälligkeiten im Lebenslauf anspricht... das tut man aber AUCH um zu schauen wie gut du vorbereitet bist und inwiefern du selbstreflektion besitzt.

Es kommt nicht immer schlecht an zu sagen 'ich war jung und wusste nicht so ganz was ich wollte', wenn du DANN den Bogen schlägst, dass du die Zeit genutzt hast um herauszufinden, was du wirklich willst

Alles Gute und viel Erfolg damit :)

Ich selbst war lange Zeit als Personaldienstleistungskaufmann tätig. Lücken im Lebenslauf sind bei jungen Bewerbern nicht gerne gesehen. Die meisten Unternehmen suchen tatsächlich den "Allrounder" und genau deshalb will der Personaler relativ genau wissen, was du so alles gemacht hast. Und es gibt auch diesen oder jenen, der fragt, was du während der Lücke gemacht hast. Wenn du tatsächlich antwortest, dass du ALG 1 oder Bürgergeld bezogen hast, ist das zwar nicht unbedingt förderlich, aber darf nicht negativ bewertet werden. Ich selbst habe in meinem Unternehmen Mitarbeiter gehabt, die zuvor 6 oder 7 Jahre Hartz IV bezogen haben. Der Grund war oftmals, dass es die erlernten Berufe auf dem Arbeitsmarkt gar nicht mehr gibt oder zumindest nicht in unserer Region Sachsen. Ein Fluggerätemechaniker zum Beispiel. Aber selbst den Mann habe ich damals untergebracht bei Eurocopter in Donauwörth. Der Test von Herz und Nieren erfolgt sowieso erst in der Praxis. Ich musste während mehreren Jahren immer wieder feststellen, dass wo Facharbeiter drauf steht, nicht immer auch Facharbeiter drin ist. Und der Personaler muss sich für Fehlbesetzungen im Unternehmen verantworten, weil sowas ein Schweinegeld kostet. In der Vorkalkulation wird ein Facharbeiter mit 3 bis 4 mal Stundenbrutto abgerechnet. Das bedeutet, dass das Unternehmen, wo ich meine Leute hin geschickt habe schnell mal 72 Euro die Stunde blechen mussten, wenn der Mitarbeiter 18 Euro pro Stunde haben wollte. In diese Kalkulation fließt alles ein, von Arbeitskleidung, Verpflegung, Unterkunft bis zum Arbeitsweg. Und ja, der Personaler arbeitet auch nicht für lau. Wenn du nun deine Lücken im Lebenslauf ausschmücken möchtest, schreibst du einfach "nicht gelistete Zeiten dienten der Arbeitsuche". Es gibt natürlich unter den Personalern auch wirklich miese Kollegen, wenn die zum Beispiel Bewerbungen für kaufmännische Berufe bekommen, werden die Anschreiben vermessen, ob sie der DIN 5001 entsprechen. Alles was da nicht passt, fliegt in den Papierkorb. Und noch was,... Es ist manchmal gar nicht verkehrt, wenn man im Vorfeld mal das Unternehmen telefonisch kontaktiert und den Namen des Ansprechpartners notiert. Denn ... Was liest der Personaler gerne?... Richtig... seinen Namen. Und zudem sieht es schöner aus, als wenn da "Sehr geehrte Damen und Herren," steht. Es wird im Laufe des Gespräches die Frage kommen "Weshalb sind Sie unser Mann?" Bitte bitte hebt euch bei der Antwort nicht zu hoch in den Himmel. Nicht, dass ihr fort fliegt. Immer ehrlich sein, weil jeder der Stärken hat, logisch auch Schwächen besitzt. Bei Frauen... Ihr kennt die Frage nach der Schwangerschaft. Hier dürft ihr lügen oder schweigen. Fragen, die die Familienplanung betreffen sind verboten. Das weiß auch der Personaler und versucht das etwas geschickter, um zur Antwort zu kommen. Es kommt dann meist "Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren beruflich und privat". Und bitte, informiert euch im Vorfeld genauestens über das Unternehmen. Mir ging das so, als ich einen Mitarbeiter zu Schwing Stetter nach Memmingen geschickt habe und er der Meinung war, dass dort LKW gebaut werden. Tatsächlich baut diese Firma aber nur die Mischaufbauten für Betonmischer überwiegend MAN. Und bitte, putzt euch nicht übermäßig an, weil der Personaler sonst der Meinung sein könnte, dass ihr seinen Job haben möchtet. Ich habe in meiner Laufbahn schon 18-jährige Jungen erlebt, die mit Rolex, Armani-Anzug und Latschen von Gucci ankamen. Sowas beeindruckt mich herzlich wenig. Dann doch lieber Jeans, Nike und Hemd oder T-Shirt. Nach Möglichkeit, das Handy Zuhause lassen. Ich habe mal eine junge Dame aus meinem Büro geworfen, weil in 30 Minuten 80 WhatsApp-Nachrichten auf ihrem Handy ankamen. Hab ihr dann noch hinterher gerufen, sie könne sich bei vodafone bewerben.

Es geht nicht darum, wie Du Deine Zeit an und für sich verbracht hast, aber man kann daraus "ablesen", ob Du beständig warst in Deinen bisherigen Unternehmungen etc. Ich war 30 Jahre lang in derselben Firma - finde manche gut, manche finden, man wäre "zu eingefahren" und kritisieren das...Mein Bruder hat häufiger die Firmen gewechselt, das finde wiederum manche "sprunghaft" - andere halten es für gut, weil man so mehr Erfahrungen sammeln konnte und ja: Die wollen halt sehen, wie lange Du ohne Beschäftigung warst und fragen dann auch mal nach in einem Gespräch wieso, weshalb, warum - darauf sollte man sich einstellen!

LeBonyt  14.10.2023, 11:14

Riichtg. Jedes Unternehmen hat seine eigene Philosophie. Bei mir war es das Alter. Mein jetziger Arbeitgeber hat auf Grund meines Alters und Berufserfahrung mich eigestelltt, weil ich den Sinn für realistische Umsetzung von Projekten habe. Und ein anderer hingegen, fragte mich sogar wie lange ich denn noch arbeiten wolle, weil doch schon etwas älter sei.

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Hallo ,

den Unternehmen geht es oft darum, ob du als Typ zum Unternehmen passt. Wenn es Lücken im Lebenslauf gibt kann man auch sagen, dass man die zur beruflichen Orientierung genutzt hat. Das klingt immer noch besser, als wenn man kein Argument hat. Denn die Unternehmen möchten Leute haben auf die die sich verlassen können.

Das Ding ist, das die Firmen bedenken haben, dass sie Zeit in dich investieren und du dann gehst, wenn es für Dich zu anstrengend wird.

Lücke ist ja nicht gleich Lücke.
Aber Jobhoping und unproduktive Lücken sind nicht gerne gesehen.

Mein Patenkind wusste zum Beispiel lange nicht, was er beruflich machen sollte. Hat sich über 5 Jahre aber immer Praktikumsstellen gesucht und hat so seine Arbeitsstelle gefunden und in der Zeit über ein Abendgymnasium sein Abi nachgeholt.

Lücke ja, aber sinnvoll genutzt.

julespogg 
Fragesteller
 13.10.2023, 15:14

Also muss alles, was man im Leben tut, im Endeffekt der Arbeit gewidmet sein.
Das finde ich ziemlich abgefuckt..

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KatnissEv80  13.10.2023, 15:20
@julespogg

Ohne Arbeit verdienst du halt kein Geld. Und wenn du immer nur den Staat für dich zahlen lässt, sieht das halt nicht gut aus.

Deutschland ist nun mal ein Sozialstaat, der nicht auf Schmarozer ausgelegt ist.

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julespogg 
Fragesteller
 13.10.2023, 15:26
@KatnissEv80

Nicht jeder, der nicht arbeitet, bezieht Sozialleistungen vom Staat.

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KatnissEv80  13.10.2023, 15:29
@julespogg

Hast du recht, aber jeder, der nicht selbst etwas verdient, liegt dem Staat auf der Tasche. Wenn es zu einem medizinischen Notfall kommt, wird die Person ja trotzdem behandelt. Und da ja dann keine Krankenversicherung besteht, wer zahlt den die Behandlung?

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julespogg 
Fragesteller
 13.10.2023, 15:32
@KatnissEv80

Im Endeffekt werde ich ja genug Zeit im meinem Leben in die Krankenversicherung einzahlen, also ist dein Punkt eigentlich haltlos.

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KatnissEv80  13.10.2023, 15:48
@julespogg

Und woher kommt das Geld dafür? Wenn du nicht arbeitest, geht dir das Geld dafür aus

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julespogg 
Fragesteller
 13.10.2023, 16:32
@KatnissEv80

Du hast mich nicht verstanden.
Ich habe schon vor, zu arbeiten und in die Kassen einzuzahlen, aber eben nicht so früh es geht.
Im Endeffekt zahle ich dann nicht 45 Jahre in die Krankenkasse ein sondern eben nur 43 oder sowas. (Theoretisches Beispiel)
Wenn du deswegen findest, dass mir jetzt keine Behandlungen zustehen, verstehe ich dich nicht.

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