Warum wurden damalige Gastarbeiter nicht wieder zurückgeschickt?

10 Antworten

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Schaut bitte in der neueren Geschichte nach, aus welchen Gründen in der Regierung Adenauer der damalige Außenminister von Brentano der Bitte der USA nachzukommen hatte, aus Anatolien türkische Arbeiter in Deutschland aufzunehmen. Hierzu ist einmal in der F.A.Z. ein Leserbrief veröffentlicht worden.

y0u5t3r 
Fragesteller
 28.10.2019, 20:32

Das ist doch der Gipfel!!! Warum sollen wir uns von den Amis vorschreiben lassen, wenn wir aufzunehmen haben?

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Rizini  29.10.2019, 14:44
@y0u5t3r

Wie man einem auf YouTube einsehbaren Video einer Ansprache von Wolfgang Schäuble vor der Bankiervereinigung in Frankfurt am Main zu entnehmen vermag, ist Deutschland seit dem Waffenstillstand im Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt ein voll souveräner Staat gewesen; d. h. unverändert gilt hier für die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs das Besatzungsrecht - allein diese bestimmen, was hier gilt und was nicht gilt.

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zukurzzulang  12.01.2020, 09:12
@Rizini

Was sollte die USA davon haben, Türkische Gastarbeiter anzuwerben? :D Aber wie gut, dass der Norden Deutschlands dann aus der EU raus ist.

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Ursprünglich waren die Aufentshaltsgenehmigungen auf zwei Jahre begrenzt gewesen. Das ließ sich nicht durchsetzen, auch weil die Unternehmen finanziell darunter gelitten hätten, alle zwei Jahre ihre Arbeiter neu einlernen zu müssen. Daher ist diese Einschränkung ab Mai 1964 abgeschafft. Da es aber nicht zumutbar ist, Menschen mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung zu verbieten, mit ihrer Familie zusammen zu wohnen, wurde zeitgleich auch der Familiennachzug genehmigt.

Als die Anwerbung ausländischer Arbeiter 1971 ausgesetzt wurde, hatten die meisten der damals 600.000 Türken in Deutschland sich hier bereits eingelebt, eine Existenz aufgebaut, waren geschätzte Mitarbeiter und außerdem eine wichtige Stütze unserer Sozialsysteme. Daher kam niemand in der Politik ernsthaft auf die Idee, diese Menschen abzuschieben - gegen den Willen der Nachbarn, Arbeitgeber und Kollegen der ehemaligen Gastarbeiter! Und die freiwillige Rückkehr erschien vielen nicht sonderlich attraktiv, da in der Türkei das Militär ständig zu Putschen drohte und rechte und linke Extremisten das Land mit Terror überzogen. Ganz abgesehen von den beträchtliche Unterschieden der Lebensstandarts.

Ich empfehle hierzu den Wikipediaartikel über Gastarbeiter in Deutschland:

Ursprünglich war vorgesehen, dass die Arbeiter jeweils drei Jahre in Deutschland arbeiten und dann zurückkehren. Dafür sollten dann wiederum neue Arbeiter kommen - das "Rotationsprinzip".

Man hat allerdings sehr schnell festgestellt, dass diese Prinzip auf allen Seiten große "Reibungsverluste" verursacht hat/hätte: Die Menschen müssen ja trotzdem ein Mindestmaß an Deutsch lernen, sich an die Arbeits- und Lebensbedingungen gewöhnen etc. Die Betriebe müssen die Arbeiter kennenlernen, entscheiden, wo sie einsetzbar sind, sie einlernen etc. Niemand hatte Lust, diesen Aufwand alle drei Jahre neu zu betreiben.

Der gleiche Grund wie bei den Italienern und Griechen. Die Arbeitgeber wollten ihr Personal nicht verlieren.

Die Bundesregierung konnte aber die Ausländer in vielen Fällen auch nicht mehr zur Ausreise zwingen, weil sie keine Arbeitserlaubnis mehr brauchten(EG Staaten) oder weil sie über einen Rechtsanspruch für eine Erteilung einer Arbeitserlaubnis verfügten (nicht EG Staaten).

So hatte man sich das ursprünglich auch vorgestellt, aber - wie Max Frisch sehr weise feststellte;

"Wir haben Arbeiter erwartet - aber es kamen Menschen!"

Frenchsuperman  28.10.2019, 20:53

Arbeitskräfte.

Sie wollte Arbeitskräfte, doch es kamen Menschen.

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