Warum wird Krav Maga so gehatet?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also ich beschreibe es mal aus meiner Sicht:

Ich hasse Krav Maga nicht und befürworte es grundsätzlich wenn Leute Kampfsport betreiben. Aber bei vielen Krav Maga Leuten kommen einige Dinge zusammen die im Gesamtpaket einen heftigen Unsympathie-Cocktail ergeben:

1. Krav Maga hat sich im MMA niemals auch nur ansatzweise durchgesetzt. MMA ist (abgesehen von Combat Sambo und Kudo) von den erlaubten Aktionen her das Wettkampfsystem das am nächsten an einem Regellosen Kampf dran ist. Und wenn man bedenkt wie beliebt MMA ist und wie weit Krav Maga verbreitet ist, ist es schon ziemlich auffällig das es sich im Gegensatz zu Muay Thai, BJJ, Karate, Wrestling etc. nicht durchgesetzt hat und eher auf einer Stufe mit Aikido, Wing Chun und Ähnlichen steht. Dass alleine wäre auch kein Problem, denn es gibt viele Kampfstile, die zwar gegen Vollkontaktstile unterliegen, die aber besser sind als gar kein Kampfsport und von Leuten praktiziert wird, die einfach nicht bereit sind sich für ihr Hobby ins Gesicht schlagen zu lassen, was auch vollkommen OK und nachvollziehbar ist.

Dann kommt aber 2.

Krav Maga praktizierende, besonders auf dieser Plattform, bauen sich eine Scheinrealität auf indem sie sich einreden das ein Kampf auf der Straße sich so fundamental von einem MMA Kampf unterscheidet, dass sie Ohne "den Schutz der Matte" vollkommen überlegen wären. Warum genau ein Faustschlag in einem Bus jetzt viel weniger wehtut als im Käfig oder warum ein Wurf/Take down auf dem Asphalt viel weniger wehtut als auf einer Matte, konnte mir aber bisher keiner von ihnen überzeugend erklären.

Aber auch das ist kein großes Problem, sondern der typische Dunning Kruger Effekt der bei Leuten auftritt denen es an Erfahrung fehlt und zum Beispiel bei Boxern/Kickboxern zu beobachten ist, die einfach nie die Erfahrung gemacht haben das ihr Kampfstil auf einmal kaum anwendbar ist wenn ein Grappler auf Kuschelkurs geht.

Aber dann kommt der 3. Und letzte Punkt: Absolute Überheblichkeit.

Fast immer wenn jemand ohne jegliche Kampferfahrung behauptet das Kampfsportler ihr Können eigentlich gar nicht in der Realität einsetzen könnten und sie jeden Anderen auseinandernehmen könnten, ist es jemand aus irgendeinem SV-System. Das ist etwas was mir generell gegen den Strich geht, weil diese Seite eigentlich dazu da ist anderen hilfreiche Ratschläge zu geben.

Was mir also auf die Nerven geht bei vielen Krav Maga und allen anderen SV Leuten (MSK, SWS, PFS und so weiter), ist dieses kindische "ich könnte dich fertig machen, kann es aber nicht beweisen weil ich dich dann zu schwer verletzen würde".

Klar, warum sollte mich die Meinung von irgendeinem Edgy Teenager der noch nie ein Mädchen geküsst hat und deswegen sein Selbstvertrauen darüber aufbauen muss anderen zu erzählen wie krass er ist, interessieren? Aber es ist eben eine nervige Provokation. Außerdem behindert diese völlige Überheblichkeit die einige an den Tag legen (ich zitiere:"Weil ich dich wie gesagt auf der Straße frühstücke, so einfach ist das. Wenn du dein Kickdancing im Geist noch durch gehst, bin ich quasi schon wieder auf dem Weg nach Hause") sorgt auch dafür das sich diese Art von Sportlern niemals weiterentwickelt, denn in ihrer Vorstellung würden sie ja alles und jeden "Frühstücken". Und damit stellen sie auch nochmal eindrucksvoll unter Beweis wie wenig Kampferfahrung sie eigentlich haben.

Natürlich ist Krav Maga besser als untrainiert zu sein und hat seine Vorzüge, wenn man aber im direkten Vergleich so maßlos unterliegt, wäre vielleicht ein kleinwenig Selbstreflektion angebracht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr
Tamaraqsx  07.06.2022, 16:14

Ich als eine Person die Krav Maga macht gebe dir total Recht (+ habe mich sehr beim Lesen Amüsiert). Nur leider gibt es diese Arroganz und falsche Selbswahrnehmung überall und es sind definitiv manchmal die falschen Leute die sowas machen. Aber das kann in jedem Kampfsport der Fall seien ( der Typ aus meiner Klasse der immer Respektlos ist und auch gerne mal um sich schlägt macht Judo, der Typ der Leute mobbt macht Kickboxen, der eine der mit Krav Maga prahlt usw.) Da gibt es sehr viele, iucht nur beim Krav Maga. Aber sie alle haben dass Prinzip nicht verstanden, es geht um Diszipline und wie man einen Kampf verhindern kann, gefährliche Situationen (ver)meiden kann und dan wie man Sich im Ernstfall verteidigen kann (und ich bin echt froh einen guten Lehrer zu haben), nicht darum wie man am besten auf andere Losgehen kann (ich würde dass auch nicht können da ich bloß weiß wie man sich verteidigt).

2
RagingDemon  07.06.2022, 17:23
@Tamaraqsx

Besonders beim Kickboxen weiß ich das es für viel so eine "Schwanzverlängerungssportart" ist. Auch Judoka sind oft untereinander nicht annähernd so respektvoll und sozial wie sie behaupten. Da wird oft mal über die andere Schule hergezogen, es gibt fremdenfeindliche Äußerungen etc.

Es geht mir aber auch nicht um allgemeingültige Aussagen über Sportler einer bestimmten Disziplin, denn sowas ist generell dumm, sondern um das Muster das ich speziell hier auf GF beobachte.

0

Schau Dir mal die Vorraussetzungen an, wie lange man trainiert haben muss, und wie lange der Kurs dauert, um sich Krav Maga Instructor nennen zu dürfen.

https://www.krav-maga-institut.de/krav-maga-instructor-ausbildung/

11 Monate regelmäßiges Training (was bedeutet "regelmäßig"? - seehr schwammig...) - reicht bei Judo für gelb oder orange) und ein 3-Tage Kurs...🤔

Deshalb gibt es in diesem Bereich eben extrem viele Scharlatane.

Aber natürlich gibt es auch dort vernünftige, seriöse Trainer...vereinzelt. Ich kannte mal einen solchen. Das Krav Maga selbst ist nicht schlecht - aber dann gibt es fast immer noch langjährige Zusatzqualifikationen.

......

Und Du darfst natürlich nicht vergessen, dass sich hier auf dieser Plattform gar nicht sooo viele Kampfsportler herumtreiben. Aber sie sind extrem "laut", rege und abfällig gegen alles unterwegs, was sie nicht selbst trainieren.

So gibt es hier einige, die noch immer nicht den Unterschied zwischen Wettkampf und Selbstverteidigung begriffen haben...es ist ein anderes Ziel.

Wettkämpfer halten eine erfolgreiche Flucht für schändlich...bedenken aber nicht, dass ein 15jähriges Mädchen FAIR keine Chance gegen 2-3 25jährige Männer hat...sie pochen auf Wettkämpfe und Sieg durch Dominanz.

Krav Maga setzt aber schon bei der Planung der Wege ein. Vorrausschauend und aufmerksames Verhalten. Das wird in einer guten Schule in Situationstrainings besprochen und trainiert. Man macht nichts, was man nie selbst trainiert.

Wettkämpfer ignorieren dieses wichtige "Vor(kampf)verhalten" völlig. Sie verlachen es, darauf überhaupt Zeit zu verwenden. SV ist für Wettkämpfer lediglich eine duellartige Schlägerei, nicht mehr.

RagingDemon  24.05.2022, 23:11
Wettkämpfer ignorieren dieses wichtige "Vor(kampf)verhalten" völlig. Sie verlachen es, darauf überhaupt Zeit zu verwenden. SV ist für Wettkämpfer lediglich eine duellartige Schlägerei, nicht mehr.

Wow, geht's vielleicht noch ein wenig voreingenommener? Wie viele Wettkämpfer hast du denn kennengelernt?

0

Persönlich stelle ich gerade hier auf dieser Plattform fest, dass Einzelpersonen natürlich immer das System als "das Allerbeste" bezeichnen, das sie selbst betreiben. Das ist vergleichbar mit Fußballvereinen, denn in Hamburg findet man auch nur sehr selten Fans von Bayern-München.

Das nehme ich jedoch nicht allzu ernst, denn viel zu oft handelt es sich um Anfänger, die dann natürlich ihre eigene Sport-/Kunst-/Kampfart als die Super-duper-Sache darstellen, mit der sie nahezu unbesiegbar sind.

Wenn man die gesamte Szene allerdings lange genug beobachtet, stellt man immer wieder fest, dass es weder die beste, noch die schlechteste Kampfkunst- oder -Sportart gibt. Ich habe einen selbsternannten Wing-Tsun-Großmeister gesehen, der von einem Karate-Grüngurt quer durch die Turnhalle gefegt worden ist - und Krav-Maga-Instruktoren kennen gelernt, die ihr eigenes System erst seit einem halben Jahr betreiben. Das wäre wieder vergleichbar mit einem blutigen Fahranfänger als Fahrlehrer.

Jedes - aber auch wirklich jedes - System kann so betrieben werden, dass es entweder reiner Ausdruckstanz ist - oder ein effektives Rüstzeug für den Kampf. Entgegen der Meinung einzelner muss man sich dafür auch nicht dauernd die Birne weichprügeln lassen, denn das macht ein Judomeister auch nicht; dennoch kann auch das vielfach unterschätzte Judo eine brandgefährliche Waffe sein, wenn der Kämpfer fortgeschritten ist und in seinem Verein regelmäßig realistische Selbstverteidigungseinheiten stattfinden.

Fazit: Der einzige Punkt, der das Krav-Maga-System ein wenig angreifbar macht, ist die Tatsache, dass man dort in Windeseile zum Instruktoren ernannt werden kann. Und es liegt in der Natur der Sache, dass diese Übungsleiter keine allzu wertvollen Unterrichtseinheiten erteilen können. Das ist aber nicht die Schuld des Krav-Maga als System. Unter einem erfahrenen Lehrer / Trainer dürfte es sich allerdings um ein hervorragendes Selbstverteidigungssystem handeln, das auch nicht allzu schwer zu erlernen ist. Das trifft zum Beispiel auf meinen Bereich, das Karate, nicht zu. Um in Sachen Selbstverteidigung etwas Brauchbares in den Händen zu halten, dauert es dort zugegebenerweise etwas länger.

Good Luck!

Das kann ich Dir nicht sagen, ich verstehe das ebenfalls nicht.

Krav maga ist eine Form des militärischen Kampfes welche für die zivile Anwendung als Sportart etwas verändert, entschärft wurde. Warum aber ausgerechnet Krav maga so schlecht beleumundet wird ist mir völlig unverständlich. Eher hätte ich es von meiner Kampfart - "Sport" - erwartet, einer Form des vielfältigen Arnis/Escrima (Silat, Kali ...) , wir nutzen ALLES was zur Hand ist als effektive Waffe gegen den Gegner.

Um es in aller Deutlichkeit zu sagen, in einem realen Kampf ist der Sieger welcher am Ende noch steht - nicht der welcher "Ehre" brüllt und sich an Regeln eines sportlichen Kampfes hält. Es besteht ein Unterschied zwischen sportlichem Kräftemessen und Kampf.

https://www.youtube.com/watch?v=QsT2joiPKrA

https://www.youtube.com/watch?v=LmC88P9TBOQ

https://www.youtube.com/watch?v=_gJnBLEAOXs

RagingDemon  24.05.2022, 23:27

Und du glaubst nicht das jemand der Jahrzehnte im Kampfring gegen gut trainierte Kämpfer angetreten ist in der Lage sein könnte diese Bewegungen auch außerhalb des Rings anzuwenden? Oder das jemand der 50 Kämpfe im Ring bestritten hat ein sehr auagefeiltes Feeling dafür hat wie ein Kampf bewegungstechnisch abläuft? Ich behaupte einfach mal das ein MMA Kämpfer zum Beispiel ziemlich gute Chancen hat am Ende eines Kampfes noch zu stehen.

1
Tamaraqsx  07.06.2022, 16:16

@stolzerbg vieleicht sind sie für dich gut verkaufter Mist aber mir persönlich haben sie sehr geholfen.

0

Meiner Ansicht nach werden vor allem falsche Erwartungen in Krav Maga gesetzt, unter anderem weil es mit irreführenden Beschreibungen beworben wird.

"Das" Krav Maga gibt es in dieser Absolutheit eigentlich nicht, egal unter welchem Markennamen (TM) es irgendwie an den Mann gebracht wird.

Es gibt militärisches Krav Maga, dass eine absolute Notfalltechnik darstellt und bei dem keinerlei Rücksicht auf Leib und Leben des Angreifers genommen wird.

Es gibt Krav Maga für Spezialeinheiten der Polizei, die an Gesetze gebunden sind und z.B. Geiselnehmer außer Gefecht setzen, oder in einem Bus entwaffnen müssen.

Es gibt Krav Maga für Personenschützer, deren Priorität darin besteht, die Zielperson sicher von A nach B zu bringen und notfalls mit dem eigenen Leben zu schützen.

Nichts davon muss ein Zivilist in einer Notwehsituation beherrschen!

Dennoch wird vor allem mit dem militärischen Hintergrund geworben und die vermeintliche Überlegenheit der Israelischen Selbstverteidigungsstreitkräfte genannt

Natürlich schindet es Eindruck, wenn eine Entwaffnung gezeigt wird - das sagt aber absolut nichts über die Sinnhaftigkeit oder den Nutzen der Technik aus.

Also werden mitunter halbgare Techniken vermittelt, die für einen Zivilisten völlig irrelevant sind, ihm aber das gefährliche Gefühl einer Scheinsicherheit vermitteln.

Wenn also jemand damit wirbt, bei der Armee (IDF) gewesen zu sein und nun "militärisches" Krav Maga lehrt, ist eine gute Portion Skepsis angebracht.

Natürlich gibt es auch seriöse Lehrer - die nennen aber womöglich ihr System nicht einmal Krav Maga, sondern bieten ein langfristiges Selbstverteidigungstraining an, das nicht in einem Wochenkurs eine perfekte Verteidigungsfähigkeit verspricht.

Meiner Ansicht nach betreibt ein guter Lehrer vor allem Präventionsarbeit - wie man potentiell gefährliche Situationen rechtzeitig erkennt und vermeiden lernt.

Auch das richtige Verhalten - selbstbewusst oder zurückhaltend - in seiner Situation sollte Teil des Trainings sein. Manchmal muss man sich kleiner oder größer machen.

"Gutes Krav Maga" ist mehr, als mit einem Regenschirm zuschlagen zu können. ;-)

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido