Warum sind die "Stolpersteine" so umstritten und kritisiert?

7 Antworten

Die Stolpersteine werden von Teilen der jüdischen Gemeinde, allen voran die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Deutschland Charlotte Knobloch, stark kritisiert. Dadurch, dass die Steine im Fußboden sind, werden die Opfer bzw. ihr Andenken symbolisch mit Füßen getreten. Dem stellt der Künstler Gunter Demnig gegenüber, dass man sich symbolisch vor den Opfern verneigt, wenn man sich bückt, um die Steine zu lesen. Kritik anderer Opfergruppen ist nicht bekannt, wohl aber von Hauseigentümern, vor deren Häusern Stolpersteine verlegt werden sollen. Sie fürchten z.B. rechtsradikale Übergriffe oder eine Wertminderung der Immobilie. Auch Holocaust-Gegner lehnen eine Verlegung von Stolpersteinen ab, da sie ihrer Gesinnung nach weder die Opfer noch ihr Andenken anerkennen. Politiker, die das Projekt ablehnen (es müssen Anträge für die Verlegung im gehsteig gestellt werden), folgen normalerweise der Argumentation der jüdischen Gemeinde.

Vielleicht weil, der Betrachter "gezwungen" wird sich mit der Vergangenheit und/oder dem Tod zu beschäftigen. Die Betonung liegt auf "Zwang". Die potentielle Allgegenwärtigkeit, auch der Gedanke z.B. in Großstätten in der Zukunft mal, in jeder Straße viele Stolpersteine zu finden, mag zur Ablehnung und womöglich auch feindseeliger Reaktion führen. Alternative wenig die Gesellschaft u.U. beglückende Themen wären: Sklavensteine, Vertriebenensteine, Kriegsopfersteine, Bombensteine, Verbrechensopfersteine, Verkehrsunfallssteine u.s.w.

Objektivous  28.11.2010, 12:27

Aus psychologischer Sicht ist eine gewisse Verdrängung der Themen Tod, Krieg und von Verbrechen für das Wohlbefinden eines Jeden wichtig und gesunderhaltend. Dass heist nicht, dass nicht erinnert werden darf oder sollte, passiert dies aber in aufgezwungener und forcierter Form kann die Lebensqualität leiden und auch eine negative, unter Umständen feindseelige Haltung die Konsequenz sein.

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Bekanntlich sollen Mahnmale zu Nazi-Verbrechen, wozu auch die die Stolpersteine zählen, dazu anregen, darüber nachzudenken, dass solche Verbrechen nicht mehr vorkommen können.

Leider gerät dieses gesellschaftliche Ziel mit der bloßen Verlegung von Stolpersteinen oftmals aus dem Blick.

Offensichtlich sind es zwei verschiedene Personengruppen, die sich mit den staatlichen Übergriffen auf Minderheiten während der Nazieit befassen: eine unpolitische, die lediglich ästhetisch ansprechende Stolpersteine verlegt und eine weitere, die darüber hinaus versucht, aus der Vergangenheit zu lernen und auf entsprechende gefährliche Entwicklungen in der Gegenwart aufmerksam zu machen.

Die Fälle Oury Jalloh aus Dessau, Amed A. aus Kleve, Gustl Mollath, Ilona Haslbauer, Helena Zentner Holger Zierd und viele tausend weitere Opfer von staatlicher Willkürgewalt zeigen, dass es mit dem Zeigen auf die Fehler der Vergangenheit nicht getan ist.

Denn immer noch gibt es in Deutschland durch Behörden in die Wege geleitete Ausgrenzungen und Kesseltreiben gegen Menschen, deren einziges Verbrechen darin besteht, einer falschen Nation, einer falschen Ethnie anzugehören oder einfach nur zu schwach zu sein, um sich vor einem Wegsperren und einer Enteignung per Betreuungsbeschluss wehren zu können.

Anstelle der gesetzlich legitimierten Schutzhaft der Nazizeit ist eine gesetzliche legitimierte Einweisung in eine geschlossene psychiatrische Anstalt bzw. in ein Altersheim getreten und anstelle von Wärtern sind Pfleger damit beauftragt worden, die betreffenden "Betreuuungsopfer" aufgrund von an den Haaren herbeigezogenen angeblichen „möglicherweise nicht auszuschließenden von ihnen ausgehenden Gefahren gegen sich selbst“ unter haftähnliche Situationen zu stellen.

Bei jenem kleinen Bruchteil an staatlichen Übergriffen, der trotz seiner Tabuisierung tatsächlich von den Medien aufgegriffen wird, muss dann immer der angebliche entpersonifizierte Justizirrtum, für den sich niemand verantwortlich zeichnet, herhalten.

Aus Angst, selbst ins Visier der Betreuungsindustrie zu geraten, trauen sich viele Menschen über diese Verbrechen nur hinter vorgehaltener Hand zu sprechen.

Nach vielen Jahren des vorauseilenden Gehorsams, des Duckmäusertums und Vergessens werden sie dann – ähnlich wie bereits ihre Väter vor 70 Jahren - sogar wieder behaupten: „Das haben wir alles nicht gewusst.“

Für diesen Personenkreis wird es dann wieder Ausstellungen geben, in denen diese sich dann informieren können.

Aufgeklärtes und zivilcouragiertes Auftreten von verantwortungsvollen Bürgern sieht anders aus und sollte sich nicht auf das bloße Verlegen von Stolpersteinen beschränken.

Woher ich das weiß:Recherche

es gibt immer Pro und Contra..und das ist gut so!

Sie sind weder umstritten, noch werden sie kritisiert.