Warum sind die Anforderungen im Schulsport so extrem hoch?
Hallo,
ich kann von mir sagen, dass ich nicht besonders sportlich bin. Oder zumindest habe ich das Gefühl denn meine Sportnoten bewegten sich immer mit viel Mühe und Aufwand zwischen 2 und 3. Schon immer fand ich die Anforderungen sehr extrem, doch jetzt, da ich in der 11. Klasse bin, stört es mich besonders, weil ich ja nun gezwungen bin, diese Noten ins Abi einzubringen.
Ich habe hier mal ein Beispiel: http://www.schulsport.sachsen.de/download/download_sport/Handreichung_Bewertung.pdf
hier beispielsweise auf S. 83 - nur mal als Beispiel: 135 Seilsprünge in einer Minute (also mehr als 2 Sprünge pro Sekunde), 44 schräge Klimmzüge (ab 30 wird einem schon übel), 25 Liegestütze in 30 Sekunden
und das alles für "nur" 14 Punkte! bei den Mädchen! also noch nichtmal die Bestnote!
die Tabelle ist von Sachsen aber bei uns ist es ähnlich. Mittlerweile zeigt sich, dass nicht einmal Jungs bei solchen extremen Anforderungen mehr als 8 oder 9 Punkte schaffen (von max.15, wer das Punktesystem nicht kennt)
es ist einfach nicht schaffbar!
Warum sind die Anforderungen so extrem? Ich dachte, Sport soll Spaß machen und zum Bewegen animieren? Wieso muss man sich dann verausgaben, um am Ende doch nur eine 3 (7-9 Pkt) zu bekommen? Teilweise schafft man ja nichtmal einen Punkt (!) Was ist der Sinn? Sollen wir zu Leistungssportlern erzogen werden oder was? Vielleicht gibts ja jemanden der darauf eine Erklärung weiß?
4 Antworten
Das ist leider nicht nur Sachsen so... Der Grund liegt ja wie ich es verstehe darin, dass man, wenn man das nunmal auch nur erreicht, wenn man dafür trainiert, wie man für Fächer wie Geschichte oder so nunmal lernen muss. Ein super Sportler kann das auch eventuell nicht hinbekommen, weil er nunmal keine solche Belastung gewohnt ist. Somit wurde was ausgewählt, wofür man wirklich was tun muss. Allerdings finde ich es trotzdem ziemlich übertrieben. Zumal man mit der Zeit aus der 9. Klasse bei der es 15 gab 1 Jahr später gerade so 5 bekommt. -.-
Ja klar ich geb dir ja voll Recht. Nehme einfach mal an, dass dieser Gedanke halt nunmal etwas zu übertrieben ausgeführt wurde.
Seit Jahrzehnten geht nun schon die durchschnittliche Leistungsfähigkeit unserer Jugend langsam aber stetig zurück. Die Anforderungen für die Noten wurden dem nicht angepasst. Warum sollten sie auch?
Auch du musst eben vieles nicht mehr leisten, was auch für unsportliche Mädchen früher selbstverständlich war, keine Kohlen mehr aus dem Keller holen, keine langen Wege zu Fuß zurücklegen, keine schweren Einkäufe tragen, usw. Du hast weniger Bewegung, gleichzeitig mehr Zerstreung, und das bei immer besserem Essen. Die Folgen liegen auf der Hand.
Entschuldigung aber du willst doch nicht sagen, dass Jugendliche heute unsportlicher sind, weil sie keine Kohlen mehr tragen müssen?
Zu dem Fußweg: ich laufe täglich zwischen einem und 4 km, um in die Schule und wieder nach Hause zu kommen.
Ich bin vielleicht nicht die stärkste, aber ich wäre durchaus noch körperlich in der Lage, Kohlen zu schleppen oder auch komplett zu Fuß in die Schule zu gehen. Meine Mutter ist auch nie sportlicher als ich gewesen, und sie ist auch zur Schule gelaufen...
Es ist schwierig, irgendetwas zu einem Einzelnen zu sagen. Allgemein lässt sich aber folgendes feststellen:
"Die sportmotorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen verschlechtert sich.Eine Vielzahl von Untersuchungen deutet darauf hin, dass sich die sportmotorischen Fähigkeiten, also z.B. Ausdauer, Kraft und Koordinationsfähigkeit, der Kinder und Jugendlichen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten verschlechtert haben. .... Die beobachtete negative Tendenz kann (aber) von den Ergebnissen unserer eigenen Untersuchung bestätigt werden: Ein Bewegungs-Check-Up unter 313 Schülern der Klassen 5 bis 11, bestehend aus dem Münchner Fitnesstest und einem Kurzfragebogen, weist verglichen mit Ergebnissen von 1985 aber auch von 1995 bei den meisten Übungen deutliche Verschlechterungen auf. Dies betrifft vor allem konditionelle und koordinative Fähigkeiten wie Rhythmusfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Schnellkraft, Dehnfähigkeit und Ausdauerfähigkeit.
Dabei hat sich auch gezeigt, dass die Schüler - und hier vor allem die Jungen - ihre eigene Leistungsfähigkeit verglichen mit den Testergebnissen nahezu durchgängig als zu gut einschätzen. Damit einher geht eine hohe Selbstzufriedenheit mit der körperlichen Leistungsfähigkeit, die den objektiven Testergebnissen häufig nicht entspricht.
Überspitzt formuliert bedeutet dies, dass die Warnsignale einer mangelnden und abnehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit noch nicht in den Köpfen der Betroffenen angekommen sind."
http://www.sportunterricht.de/lksport/wiadstudie01.html
Was mag diesen negativen Trend deiner Meinung nach verursacht haben?
Sorry, ich finde auf die Schnelle keine gute Grafiken aus Sachsen. In Finnland ist es aber nicht viel anders als hier:
Hier:
- 35 Prozent der 4- bis 17-Jährigen können keine zwei oder mehr Schritte auf einem drei Zentimeter breiten Balken rückwärts balancieren.
- 86 Prozent können nicht eine Minute lang einbeinig balancieren.
- 43 Prozent erreichen beim Rumpfbeugen den Boden nicht.
Vergleiche im "Weitsprung aus dem Stand" mit Daten vor zwanzig Jahren zeigen ebenfalls eine deutliche Verschlechterung der Motorik. Damals konnten alle Kinder und Jugendlichen weiter als ihre Körpergröße springen. Heute schaffen das lediglich die Jungen – und auch sie nur knapp. Die Mädchen springen im Durchschnitt nur noch 93 Prozent ihrer Körpergröße – eine Verschlechterung um insgesamt 14 Prozent.
Und genau deshalb sollte man keine hohen Anforderungen bei Sportprüfungen stellen, weil es ungerecht ist!
Sollte man die Jugend in dem Glauben lassen, alles wäre in Ordnung? Fände ich nicht richtig.
naja im Prinzip ist es mir auch egal, was ich für Sportnoten habe.. nur jetzt da es in mein Abi einfließt, wurmt es mich, denn es ist schon irgndwie unfair. einem richtig ungelenkigem Menschen Spagat beizubringen dauert wahrscheinlich 1000mal so lange wie einem "dummen" menschen einen mathematischen Sachverhalt zu erklären.. und zuhause trainieren ist einfach nicht drin.. ich will ja auch noch.freizeit haben ^^
Ist das denn heute wirklich so, dass man sich nicht spezialisieren kann? Ich war nie der Supersportler, mehr als ein Zwei war nicht drin. Im Abi konnte ich aber eine Eins einstreichen, über etwas, was ich gut konnte.
Das Thema Spagat hatten wir hier neulich. Angeblich hat man den mit ein paar Minuten Übung jeden Tag nach ein paar Monaten drauf.
Zusätzlich noch etwas Sport machen, ist meiner Erfahrung nach keine verlorene Zeit, sondern gewonnene. Das hilft dir sogar, alle anderen Anforderungen besser zu bestehen. Es könnte sich also in zweifacher Hinsicht lohnen, mehr für diese Sportnote zu tun.
Sport nach der Leistung zu beurteilen, und so streng noch dazu, finde ich unsinnig. Niemand kann etwas dafür, wenn man unsportlich veranlagt ist, denn das ist zu einem beträchtlichen Teil einfach Schicksal.
An meiner Schule in Österreich ist es genug, wenn die Schüler sich anstrengen und bemühen, immer ihre Sachen dabei haben etc. und einige (simple) Leistungen zu erbringen. Natürlich hängt Unsportlichkeit auch (!) mit Übergewicht, Bewegungsmangel, falscher Ernährung (...) zusammen, aber fair ist es trotzdem nicht. Falls der Sportunterricht gegen diese Probleme ankämpfen will, dann macht er das definitiv falsch. Das ist fast so, wie zu einem gelähmten Menschen zu sagen, er solle mal eine Runde laufen. Ich halte es für sinnvoller, den Unterricht lockerer zu gestalten und dafür mehr Vielfalt zu bieten. Als Ergänzung dazu sollte in der Schule auch über die Wichtigkeit von Bewegung und gesunder Ernährung informiert werden.
Ich hab vor 10 Jahren abi gemacht... mittlerweile ist es ja echt so, dass die leute immmer unsportlicher werden. Grundschüler können nicht mal mehr nen Purzelbaum,...
Was du hier genannt hast an Anforderungen finde ich jetzt (bis auf die Liegestütze :D, oder sind frauenliegestütze gemeint?) absolut machbar... wer mach denn bitte nur einen seilsprung pro sekunde? das is ja echt Schneckentempo, also 2 sind definitiv machbar, ne sekunde ist echt laaaaang... klar ist es frustig, dass man vielleicht keine 1 bekommt.. ich finde aber auch, dass die noten nicht verschenkt werden sollen. In Mathe bekommen ja auch nur diejenigen eine 1, die besser sind als der durchschnitt... warum soll dann auf einmal in Sport jeder ne gute note bekommen? Und mit Leistungssport hat das bisschen seilgehüpfe nun wirklich nichts zu tun...
also wir unterscheiden nicht bei Liegestützen ^^
naja zwei Sprünge pro Sekunde, ja, aber mach das mal eine Minute lang - du kommst kaum über 100 ^^ Aber selbst die die besser als der Durchschnitt sind, bekommen teilweise gerade so eine 3 - wie gesagt, wir haben bei uns viele, die in Vereinen sind, die super sportlich sind und selbst für die ist das absoluter Humbug :D
nein die Übungen an sich nicht aber diese unschaffbaren Zahlen in den Listen ;) anderes Beispiel: Ausdauerlauf nach Runden.. warum reicht normaler Ausdauerlauf nicht, selbst das ist schon extrem anstrengend.. nein, man muss da noch rennen.
ach und zu Mathe: das kann man meiner Meinung nach nicht vergleichen, denn beim Sport geht es um körperliche Voraussetzungen, die nunmal nicht jeder hat. Mathe kann jeder lernen, wenn er sich nur richtig damit auseinandersetzt. Um die Leistungen in Sport zu bringen, die tlw von uns verlangt werden, müsste ich schon tägöich Krafttraining machen, joggen gehen, usw.. das beschränkt sich ja nichtmal auf eine Sportart..
Ich finde schon, dass man das vergleichen kann :) manche müssen auch täglich eine stunde oder mehr mathe über, während andere das gar nicht nötig haben... klar, jeder kann es lernen, wenn er sich damit richtig auseinander setzt :) der eine muss halt etwas mehr dafür tun... und ich bin der Meinung, dass jeder in der lage ist nen Spagat zu machen oder nen Marathon zu laufen... der eine muss halt härter trainieren und der andere hats halt im blut... wie mit mathe :). und es ist ja wirklich so, dass man in jedem fach Hausaufgaben auf bekommt nur in Sport nicht... es wäre ja nichts dabei, täglich 15 Liegestütze zu machen oder 5 km joggen zu gehen...
das ist natürlich eine mögliche Erklärung aber mal ehrlich, das finde ich schon sehr übertrieben - denn das was man tut, wenn man lernt steht doch in keinem Verhältnis zu dem körperlichen Training, was nötig ist, um dieselben Leistungen in Sport zu bringen... da muss man doch echt alles trainieren... Krafttraining, Ausdauer, Basketball, Volleyball, etc sollte man auch können, Geräteturnen natürlich auch.. Leichtatletik.. man kann sich ja nichtmal auf einen Bereich beschränken...