Warum leben die Protagonisten von Fantasybücher nie bei ihren leiblichen Eltern?

7 Antworten

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Die Fantasy-Helden haben oft ihr ganz eigenes Schicksal und Bestimmung. Das macht sie generell stark und unabhängig, unterscheidet sie von anderen.

In der Edelsteintrilogie hat das Elternhaus für das Abenteuer nur wenig Bedeutung. Ebenso ist in Nevermoor Morrigan Crow ziemlich auf sich allein gestellt, ihr Mentor Jupiter North hilft ihr nur bedingt. Bei Alea Aquarius gibt die Pflegemutter mit dem Beginn des Abenteuers kaum noch Halt und tritt in den Hintergrund. Teilweise haben die Helden ja nicht einmal irgendwelche "Pflegeeltern", wie etwa Momo oder Krabat. Jedenfalls gibt es eine gewisse Distanz zu (Ersatz-) Eltern und Familie.

Die Protagonisten entwickeln selbst ihren eigenen Weg und finden bei ihrem Abenteuer dann Gefährten quasi als Ersatz-Familie und teilweises Zuhause. Die Fantasy-Helden haben ihre eigene Rolle und Aufgabe, wie meistens auch besondere Fähigkeiten.

Nicht zuletzt sind die Geschichten oft Jugendromane, wo es um die Entwicklung von Eigenständigkeit und letztlich Loslösung vom Elternhaus und erwachsen werden geht.

David (aus David and the Phoenix von Edward Ormondroyd) lebt bei seinen Eltern - und erlebt trotzdem Abenteuer. Zugegeben, dem Buch fehlt eine deutsche Übersetzung - darum dürfte es hier nicht so bekannt sein - aber es stimmt einfach nicht, dass Helden von Fantasy-Stories nie bei ihren Eltern leben.

Ein anderes Beispiel wäre Charlie Bucket - aus Charlie und die Schokoladenfabrik, von Roald Dahl. Auch der lebt bei seinen Eltern - und davon gibt es nicht nur eine deutsche Ausgabe, sondern auch eine Verfilmung!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bibliothekar an einer Universitätsbibliothek seit 1989

FANTASYKID 
Fragesteller
 20.01.2023, 19:16

Ein paar schon, aber die meisten leben bei Pflegeeltern.

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Das hat verschiedene Gründe. Zum einen wäre da, dass der Tod der Eltern als Charaktermotivation benutzt wird. Oder als Mysterium.

Auch spielt die Familie oft keine wichtige Rolle. Bei Carag ist z.B. auch seine Pflegefamilie eher nebensächlich, da seine Freunde und Lehrer eigentlich einen viel höheren Stellenwert in der Geschichte haben. Daher sind Eltern je nach dem auch einfach "überflüssig". Das ist wohl auch der Grund, warum viele Fantasyhelden auch nur ein lebendiges Elternteil haben oder bei einer Person wohnen. Es ist einfach eine Figur weniger, die man als Autor gestalten muss.
Was da auch mit reinspielt, ist der Wunsch vieler Kinder selbst entscheiden zu können und ohne ihre Eltern Dinge zu machen. Daher könnte es auch kommen, dass ein Internat ein so beliebtes Sujet ist; die Figur ist hier allein mit ihren Freunden (und ein paar Lehrern) und muss nur mit ihnen ohne Hilfe der "Grossen" das Problem lösen. Wenn ich z.B. früher Playmobil gespielt habe, dann waren meine Eltern entweder tot oder Nichtsnutze, die nie zuhause waren. So konnte ich bzw. meine Figur alleine Abendteuer erleben, ohne das meine Mutter kommt und mich vor meinem Kampf gegen einen Schneedrachen daran erinnert, dass ich mir eine Jacke anziehen soll.
Ebenfalls lieben wir es auch über Dinge zu lesen (und zu schreiben) die wir selbst nie erlebt haben. Die meisten Menschen hatten wahrscheinlich lebende Eltern und wollen daher wissen, wie es sich anfühlt eben keine zu haben und wie die Figuren damit umgehen. (Sei es da nun, dass die Figur nur ein lebendiges Elternteil hat oder bei einer Pflegefamilie wohnt.) Oder bei einem Carag, der seine Familie freiwillig verlässt. Letzteres setzt sich gleich mit mehreren nicht Erlebten Dingen zusammen. Das verlassen der Eltern (für viele Jugendliche ein wichtiges Thema), das einleben in unsere Gesellschaft von jemanden, der in der Wildnis grossgeworden ist, aber auch der Umgang von Carag mit dem Verlassen seiner Eltern. Das klingt nun mal interessanter als wenn es um eine Figur gehen würden, die mit ihren Eltern zusammenlebt, die beides Wandler sind und die mit beiden Gestalten grossgeworden ist.
Auch das Unwissen könnte wichtig sein. So ist auch der Tod, Entführung und die folgende Verschleppung des Kindes ein oft angetroffener Plot. Ein Beispiel wäre Harry Potter ein Zauberer, der nichts davon wusste, bis er elf wurde. Wäre er ganz normal bei seinen Eltern aufgewachsen, wäre für ihn die Magie normal gewesen und hätte so im Buch ihre "Magie" verloren. So können wir gemeinsam mit Harry erstmals die magische Welt betreten, die Winkelgasse besuchen und von Voldemort erfahren. Auch hier wäre ein "Harry geht mit seinen Eltern in die Winkelgasse, in der er schon einhundert mal war, Sachen für die Schule kaufen, von der seine Eltern und irgendwelche älteren Zaubererfreunde schon tausend mal erzählt haben und ihm jede Woche eine Eule über den Alltag schicken, viel uninteressanter.

Allerdings gibt es auch Fantasyfiguren, die bei ihren Eltern leben und bei denen das eine bewusste Entscheidung ist.
Z.B. Cassidy Blake aus City of Ghosts. Eine Figur die mit Geistern in Kontakt treten kann und deren Eltern eine Fernsehershow über Geister haben.

Weil: "heile Familie" kaum einen grund liefert das irgendwer auszieht um abenteuer zu erleben.

Je nach Fantasy welt zumindest.

Ausserdem schafft eine "dunklere" vergangenheit eine gute begründung für flaws und andere probleme die ein Protagonist haben könnte.

Nimm Harry Potter z.b. Der gesamte struggle damit das er berühmt ist und sich eigentlich gar nicht so fühlt. Wird wesentlich weniger glaubhaft wenn er in einem gesunden heilen elternhaus aufgewachsen wäre. Das gesamte reinfinden in der Zaubererwelt von der er ja bis zum 11. Lebensjahr ja gar nichts wusste fällt damit auch flach etc.

Oft sorgen geringe elterliche bindungen eben auch für leichtere und mehr charakterentwicklung. Stell dir Harry vor wenn er bei jedem problem schlichtweg seine eltern befragen könnte. Die ihm dann noch bereitwillig helfen würden.

Wobei mir jemand einfallen würde der bei seiner mum lebt. Percy jackson. Beide Elternteile sind am leben und wohlauf. Aber auch hier erlebt er die abenteuer abseits seiner eltern und hat das Problem das er ohne vater bis zu einem bestimmten zeitpunkt aufgewachsen ist.


FANTASYKID 
Fragesteller
 20.01.2023, 17:43

Ich habe nichts davon gesagt, dass die Eltern tot sind und die Kinder immer leiden.

Die Eltern von Carag, Tiago und Alea leben auch noch, aber trotzdem leben die drei nicht bei ihnen. Die drei haben auch ein gutes Verhältnis zu ihren Pflegefamilien.

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FouLou  20.01.2023, 17:45
@FANTASYKID

Habe ich auch nicht unbedingt. Die frage wäre z.b. aber warum sie nicht bei den eltern leben.

Und inwiefern diese dynamik eben für die Story zuträglich ist. Ich kenne die proagonisten nicht. Daher kann ich es nicht sagen.

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Simon ( Animox) lebt bei seinem Onkel

Ich denke das macht die Geschichte einfach spannender. Oft haben die Eltern etwas mit der bestimmung des Kindes zu tun. Das Kind erfährt dann beispiels weise das seine Eltern umgebracht wurden, das die Eltern Böse waren oder sich aus sicherheitsgründen verstecken müssen