Warum hat die Feindschaft zwischen SPD und KPD den Aufstieg Hitlers begünstigt?

11 Antworten

Die SPD war mal eine revolutionäre Partei, die sich den Sozialismus auf die Fahnen geschrieben und ein marxistisches Programm gegeben hatte. Ende des 19. Jahrhunderts tobte in der SPD der sogenannte Revisionismusstreit.

Als Revisionismus bezeichneten führende Theoretiker und Politiker der SPD ab 1899 Positionen ihrer innerparteilichen Gegner, die von deren bis dahin vereinbarten Zielen abwichen und deren Realisierung aufgaben. Hauptvertreter dieser Richtung war Eduard Bernstein, der den praktischen Teil des Erfurter Programms der SPD von 1891 verfasst hatte. Er trat nun mit der These hervor, dass die bisherige Ausrichtung auf Klassenkampf und Abschaffung des Kapitalismus durch die Realität überholt sei. Dieser habe sich als krisenfest und anpassungsfähig erwiesen, so dass die SPD nur im Rahmen der bestehenden Produktionsweise durch Sozialreformen Verbesserungen für die Arbeiter und eine allmähliche Angleichung des Lebensstandards erreichen könne (der Weg ist mir alles, das Ziel ist mir nichts).

Im Laufe der nächsten Jahre gewannen die Revisionisten in der SPD immer mehr Gewicht und Einfluss. Die SPD wurde zunehmend zu einer staatstragenden Partei und entfernte sich von ihren ursprüngllichen Zielen. Das gipfelte in der Zustimmung zu den Kriegskrediten 1914, womit die SPD de facto auch den Internationalismus aufgab. Rosa Luxemburg schrieb:

Noch nie, seit es eine Geschichte der Klassenkämpfe, seit es politische Parteien gibt, hat es eine Partei gegeben, die in dieser Weise, nach fünfzigjährigem unaufhörlichem Wachstum, nachdem sie sich eine Machtstellung ersten Ranges erobert, nachdem sie Millionen um sich geschart hatte, sich binnen vierundzwanzig Stunden so gänzlich als politischer Faktor in blauen Dunst aufgelöst hatte wie die deutsche Sozialdemokratie, … Am 4. August 1914 hat die deutsche Sozialdemokratie politisch abgedankt, und gleichzeitig ist die sozialistische Internationale zusammengebrochen.

Es entfaltete sich ein immer stärkerer Widerstand gegen den Krieg, der vornehmlich von Linken und Zentristen (innerhalb der SPD) getragen wurde. Anfang 1917 wurden die um die „Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft“ und die Linken gruppierte Opposition aus der SPD ausgeschlossen. Im April 1917 gründete diese Opposition dann die USPD, mit dem am 1.1.1916 gegründeten Spartakusbund als linken Flügel.

Vor dem Hintergrund der siegreichen Oktoberrevolution in Russland wollte die SPD eine ähnliche Entwicklung in Deutschland um jeden Preis vermeiden. Sie wollte die alten Eliten des Kaiserreiches an der Macht belassen und mit ihnen gemeinsam regieren, mit der SPD als führende bürgerlich-parlamentarische Kraft. So trat beispielsweise Friedrich Ebert in die Berliner Streikleitung bei den Januarstreiks (1918) ein, um diese zu schwächen und erreichte ein vorzeitiges Streikende. Sozialdemokraten beteiligten sich auch der Reichsregierung unter Max von Baden, um die alte Herrschaft zu retten und um die Revolution zu verhindern. Ebert wollte sogar die Monarchie erhalten, nur, unter einem neuen Regenten.

Trotzdem kam es am 3. November zum Kieler Matrosenaufstand. Gustav Noske (der, der später in Berlin Arbeiter zusammenschießen ließ) reiste nach Kiel und ließ sich von den unerfahrenen Matrosen zum Vorsitzenden des Soldatenrates wählen, um den Aufstand unter die Kontrolle der Reichsregierung zu bringen. Einige Tage später wurde er Gouverneur. Ihm gelang es, den Einfluss der Soldatenräte in Kiel zurückzudrängen. Die Ausweitung der Revolution auf Deutschland verhinderte er jedoch nicht.

Die gesamte Führung der SPD tat alles, um die Revolution zu bekämpfen und den Einfluss der Räte zurückzudrängen. Am 10. November 1918 kam es zu Geheimen Pakt der rechten SPD-Führung mit den reaktionärsten Kräften des alten Kaiserreiches, der Reichswehr (Ebert-Groener-Pakt). Parallel dazu kam es am 15. November 1918 zum Stinnes-Legien-Abkommen, zwischen den von der SPD dominierten Gewerkschaften und Vertretern der Großindustrie, um die Streiks zu beenden, die Enteignung der Produktionsmittel zu verhindern und den Einfluss der Räte auf die Wirtschaft zu marginalisieren.

Aus den Erfahrungen mit SPD und USPD gründeten die Linken am 1. Januar 1919 die KPD. Bereits zu diesem Zeitpunkt unterdrückte die SPD geführte Regierung, der mittlerweile die USPD nicht mehr angehörte, mit Gewalt die Revolution. Als der Polizeipräsident von Berlin, Emil Eichhorn (USPD) entlassen werden sollte, weil er sich weigerte, während der Weihnachtskrise 1918 auf demonstrierende Arbeiter schießen zu lassen, kam es zum Januaraufstand, der blutig niedergeschlagen wurde und in dessen Folge Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, unter ausdrücklicher Billigung der rechten SPD-Führung, ermordet wurden.

Dieser Verrat an der Revolution, die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg und die diversen Gewaltexzesse gegen demonstrierende Arbeiter sind die Grundlage für:

Wer hat euch verraten? Sozialdemokraten!
PeVau  29.08.2012, 20:49

In der Folgezeit während der Weimarer Republik stellte die SPD bis auf wenige Monate die stärkste Reichstagsfraktion und verfolgte ihre revisionistische Politik des „Dritten Weges“. 1921 nahm die SPD ein neues Parteiprogramm an, mit dem wesentliche marxistische Grundlagen des „Erfurter Programms“ aufgegeben wurden. Das war die endgültige Niederlage der Marxisten in der SPD.

Die KPD verstand sich wegen ihrer Erfahrungen von Beginn an als Gegensatz und Gegengewicht zur SPD. Sie wollte deren ursprüngliches Ziel, den Sozialismus, weiterverfolgen und damit den deutschen Arbeitern eine revolutionäre Alternative zum Bürgertum, zum angepassten Reformismus der SPD anbieten. Sie verstand sich als Massenpartei und wollte die sozialistische Räterepublik von der Betriebsebene aus verwirklichen, die durch die SPD und Gewerkschaftsführungen verhindert und durch die USPD nicht energisch genug angestrebt worden war. Mit dem Eintritt der Mehrheit der USPD-Mitglieder in die KPD Ende 1920 wurde die KPD zu Massenpartei.

Zuvor jedoch mobilisierte der Putschversuch von Wolfgang Kapp und Walther von Lüttwitz im Frühjahr 1920 noch einmal die Kräfte der Linken im ganzen Reich: Spontane Massenstreiks führten zum Generalstreik, dem sich freie Gewerkschaften, SPD, USPD und KPD anschlossen, um gemeinsam die Republik zu retten. Er führte zur Eroberung des Ruhrgebiets durch eine Rote Ruhrarmee. Doch sobald die rechtsnationalistischen Putschisten aufgegeben hatten und der Generalstreik beendet war, verbündete sich die SPD wieder mit den zuvor abtrünnigen Reichswehrverbänden und Freikorpseinheiten und ließ diese in das von den aufständischen Arbeitern besetzte Ruhrrevier einrücken. Bei den unter dem Namen Ruhraufstand bekannten bürgerkriegsähnlichen Kämpfen kamen etwa 2.000 Arbeiter und 372 konterrevolutionäre Soldaten ums Leben.

Angesichts des heraufziehenden Faschismus stellte sich immer wieder die Frage nach einer Einheitsfront zur Bekämpfung der faschistischen Gefahr. Zeitweilig kam das sogar auf unteren Ebenen zustande. Allerdings scheiterten entsprechende Angebote der KPD an die SPD durch die strikte Ablehnung der SPD-Führung.

Das lag allerdings nicht nur an der SPD-Führung, für die die Kommunisten zu bekämpfende Staatsfeinde waren, sondern auch an der nach Lenins Tod zunehmend stalinistischer werdenden KPD und ihrer bis 1935 vertretenen These vom „Sozialfaschismus“, der der SPD vorgeworfen wurde. Demnach sei die SPD eine Fraktion des Faschismus unter sozialistischer Maske, die im Interesse des Kapitals handele.

Vor diesem Hintergrund ist sowohl das Verbot des RFB (Roter Frontkämpfer Bund), als auch das ausbleibende Verbot der SA und anderer reaktionärer Verbände, durch den sozialdemokratischen Innenminister Carl Severing zu sehen, der im Mai 1929 den traditionellen Aufmarsch des RFB in Berlin verbieten und durch die Polizei zusammenschießen ließ (33 tote Arbeiter).

Eine vereingt handelnde Arbeiterschaft in einem Aktionsbündnis gegen den Faschismus hätte diesen wohl verhindern können. Allerdings ist das an den Haltungen von SPD und KPD gescheitert. Die Spaltung der Arbeiterbewegung hat den Faschismus aber nicht hervorgebracht. Das war der immer aggressiver werdende Kapitalismus und dessen Protagonisten.

Diese Antwort habe ich mir zum größten Teil von @exFlottiLotti ausgeborgt.

http://www.gutefrage.net/frage/entwicklung-der-eisernen-front#answer33727760

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PhoenixIR6  29.08.2012, 22:22
@PeVau

Wow, klasse Beitrag. Da hat man viel zu lesen. DH

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Mclmeo  30.08.2012, 10:05
@PeVau

Ich finde toll, dass du hier gleich zum Rundumschlag ausholst. Es soll dennoch Leute geben, die gerne auf eine konkrete Frage eine kurze und prägnante Antwort haben wollen und sich nicht erst durch seitenlange Beiträge ackern möchten, um am Ende viele irrelevante Kleinigkeiten zu wissen, aber keinerlei Überblick mehr zu haben. Nimms mir nicht übel, aber im Grunde ist der fett unterlegte Teil die Antwort und der Rest für die Frage unwichtig.

Meine Zeit ist ein begrenztes Gut. Genau das ist der Grund, warum ich keinen Geschichte- Leistungskurs gewählt hab ;)

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PeVau  30.08.2012, 12:09
@Mclmeo

Komplexe Sachverhalte lassen sich nicht mit kurzen, formelhaften Antworten darstellen; schon gar nicht, wenn allgemein so viel Unsinn über dieses Thema kursiert.

Das Verhältnis zwischen KPD und SPD und wie es dazu gekommen ist, ist für die Beantwortung der Frage m. E. essentiell. Es sind keine irrelevanten Kleinigkeiten. Das Verständnis für die tiefe Kluft zwischen der damaligen (und auch heutigen Linken), wobei ich der Einfachheit halber die SPD mal dazu rechne, ist entscheident.

Die Beantwortung an der Frage zum Verhältnis von SPD und KPD zur bürgerlichen Demokratie festzumachen, führt in die Irre.

Meine Zeit ist ein begrenztes Gut. Genau das ist der Grund, warum ich keinen Geschichte- Leistungskurs gewählt hab ;)

Muss ich das kommentieren?

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Mclmeo  30.08.2012, 15:29
@PeVau

Gerade gemacht. Essentiell bedeutet eben NICHT 50 Seiten Aufsatz über etwas, was man in zwei Sätzen formulieren kann. Es handelt sich darüber hinaus durchaus um einen komplexen Sachverhalt, aber du erwähnst zu viele nebensächliche Dinge. Es zählt am Ende nicht das Wie, sondern das Warum.

Genau dieses Verhältnis zur bürgerlichen Demokratie ist der Unterschied zwischen SPD und KPD. Wer den Unterschied an etwas anderem festmachen will, verfolgt ein Phantom.

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Huckebein  30.08.2012, 21:43
@Mclmeo

@Mclmeo, anstelle deiner Kritik an PeVaus ausführlicher Antwort hättest du für jeden deiner Sätze auch eine Antwort zum Thema formulieren können. So aber entsteht der Eindruck, dass du es - entschuldige bitte - nicht konntest und mit deinem Beitrag die Qualität der Antwort von PeVau relativieren willst.

Offensichtlich gibt es ja doch Leute, die diesen Beitrag gelesen haben und lesen - so auch ich - und ihn in Form und Inhalt hervorragend finden.

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SPD --> demokratisch, KPD nicht. Nach der Weltwirtschaftskrise hatten dann die antidemokratischen Parteien KPD und NSDAP die absolute Mehrheit im Parlament, was ohne die Spaltung nicht möglich gewesen wäre. Deshalb musste mit Präsidialkabinetten regiert werden. Hitler als Kanzler einzusetzen ging direkt daraus hervor, dass eine demokratische Regierung einfach nicht mehr aktionsfähig war. Das Zugeständnis, Hitler zum Kanzler zu ernennen, läuft daher in gewisser Weise auch auf die gemeinsame Parlamentsmehrheit mit der KPD und folglich die Abspaltung der KPD von der SPD zurück.

PeVau  29.08.2012, 20:08

So ein Unsinn!

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GeneralAmnestie  29.08.2012, 20:47

Du kannst doch nicht die Spaltung dafür verantwortlich machen, dass die KPD zusammen mit der NSDAP Regierungen abgesetzt hat...

Was wäre passiert, wenn KPD und SPD eins gewesen wären? Dann hätten wsl. radikalere SPD-Abgeordnete für die Absetzung von Ministern mitgestimmt -> die "gemäßigteren" SPDler hätten sich das nicht gefallen lassen -> Spaltung.

Die Spaltung war doch aufgrund inhaltlicher Differenzen unausweichlich.

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derdorfbengel  29.08.2012, 21:24

gemeinsame Mehrheit der KPD und NSDAP?

Also koalierte HitIer mit den Kommunisten gegen Demokraten? War es auch ein kommunistischer SS-Chef, der die KZ kommandierte, in denen unschuldige und aufrechte Demokraten einsassen?

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Mclmeo  30.08.2012, 09:43
@derdorfbengel
  1. Demokraten sind nicht unschuldig. Nazis sind in gewissem Sinne auch 'aufrecht'. Das ist suggestive Formulierung, die von engstirniger und ideologischer Geschichtsauffassung zeugt.

  2. In dem Text steht nichts von Koalition. Es waren zwar verfeindete Parteien, die aber nichtsdestotrotz sehr ähnliche Ziele verfolgten. Letzteres wird oft verleugnet oder relativiert, aber im Prinzip unterscheiden sich die beiden Parteien nur in zwei Punkten: Der außenpolitischen Vorgehensweise und der Festlegung des geeigneten Herrschaftssystems. Beide waren antidemokratisch und antikapitalistisch bzw sozialistisch.

  3. OK, das war jetzt ein wenig unglücklich formuliert. Die Spaltung ist nicht verantwortlich für die Ablehnung der (demokratischen) Regierung im Sinne einer Folge, vielmehr zeigt sich daran, dass der demokratische Flügel der SPD in Verbindung mit den anderen demokratischen Parteien zu schwach war, um eine Mehrheit zu stemmen. Also: Der Grund für die Präsidialkabinette UND für die Spaltung der SPD liegt in der antidemokratischen Gesinnung der späteren KPDler.

  4. Die Unausweichlichkeit einer Spaltung hat nichts mit der Frage zu tun.

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PeVau  30.08.2012, 11:56
@Mclmeo

Es waren zwar verfeindete Parteien, die aber nichtsdestotrotz sehr ähnliche Ziele verfolgten.

Das ist mit Verlaub gesagt hanebüchener Unsinn. Genau so ein Unsinn, wie den Nazis Antikapitalismus zu unterstellen. Die deutsche Industrie hat sehr wohl erkannt, dass die scheinbare antikapitalistische Rethorik der Nazis nur taktisches Manöver war, um bei den verzweifelten Arbeitern zu punkten. Sonst hätten Stinnes, Thyssen und Krupp die Nazis wohl kaum so großzügig finanziert.

Wie "antikapitalistisch" die Nazis waren kann man auch daran sehen, wie sie deutschen Kapitalisten beim Raub jüdischen Kapitals geholfen haben und wie sie diesen Raub rassenideologisch begründet haben.

Den Nazis ging es auch nicht um eine neue Gesellschaftsordnung auf einer neuen ökonomischen Grundlage. Denen ging es lediglich um eine neue Staatsform, die auch den letzten Anschein von Demokratie überflüssig machte, ansonsten aber an den Machtverhältnissen nichts änderte. Deutsche Kapitalisten waren nicht die Werkzeuge der Nazis, sondern die Nazis waren die Werkzeuge deutscher Kapitalisten. Dass die Herren über die deutsche Wirtschaft sich da heftig verzockt haben und die Geister, die sie riefen nicht wieder los wurden, ist ein anderes Thema.

Schon hier sollte deutlich sein, dass eine Gleichsetzung der Ziele von Nazis und Kommunisten weit, weit an der historischen Wahrheit vorbeigeht. Daran ändert sich auch nichts, wenn das heute in dieser Republik so gerne gemacht wird, kann man doch dadurch den Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus verschleiern und gleichzeitig das Streben nach klassenloser Gesellschaft diskreditieren.

Beide waren antidemokratisch ...

Auch so eine Plattitüde, die unterstellt, dass bürgerlich-parlamentarische Demokratie zur Sicherung der kapitalistischen Verhältnisse, die Demokratie schlechthin ist. Aber eine Demokratie, in der man nur entscheiden kann, wer im Namen des Kapitals regiert, hat trotz aller demokratischen Rituale einen entscheidenden inhaltlichen Mangel - Gerechtigkeit. Um diesem Mangel bürgerlicher Demokratie abzuhelfen, gilt es, die gesellschaftliche Grundlage dieser "Demokratie" zu verändern, was dann auch zwingend die Abschaffung bürgerlicher Demokratie zugunsten einer echten Volksdemokratie beinhaltet. In diesem bürgerlich Sinnne waren die Kommunisten undemokratisch.

Bei den Nazis ging es aber nur um die Abschaffung der als hinderlich für die Herrschaft empfundenen bürgerlichen Demokratierituale. Es ging nie um eine andere "bessere" Demokratie und schon gar nicht um die Abschaffung des Kapitalismus.

Und jetzt können wir zur Beantwortung der Frage kommen. Der Seitenwechsel der SPD auf die Seite des Kapitals hat die deutsche Arbeiterbewegung gespaltet. Das verhinderte letztendlich ein gemeinsames Vorgehen gegen die Nazis.

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Mclmeo  30.08.2012, 15:52
@PeVau

Antikapitalistisch im Sinne der Freien Marktwirtschaft nach Smith. Du darfst Industrie nicht mit Kapitalismus verwechseln. Die zentralistisch und protektionistisch organisierte Wirtschaft des 3.Reichs hat tatsächlich mit dem, was wir als Kapitalismus bezeichnen, nicht viel zu tun. Auch wenn es gewisse unternehmerische Freiheiten gab, so war doch die allgemeine Unabhängigkeit nicht gegeben. Daher antikapitalistisch.

Aber eine Demokratie, in der man nur entscheiden kann, wer im Namen des Kapitals regiert, hat trotz aller demokratischen Rituale einen entscheidenden inhaltlichen Mangel - Gerechtigkeit.

Das böse Kapital, das Menschen durch Gehirnwäsche fernsteuert... Auch die Demokratie ist nicht wirklich gerecht- Sie gibt auch den Menschen eine Stimme, die das nicht verdient haben (was je nach Ideologie verschiedene Gruppen sind). Vorurteile von einer besseren Demokratie sind vor allem denjenigen Menschen zu Eigen, die noch an die Gleichheit aller glauben, ein ebenso hartnäckiger Mythos. Aber bitte sehr, wenns dir hilft: Beide Parteien waren anti- bürgerlich- demokratisch.

kann man doch dadurch den Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus verschleiern und gleichzeitig das Streben nach klassenloser Gesellschaft diskreditieren.

Wie du bereits in deiner doktorarbeitwürdigen Antwort erwähnt hast, ist die These von der Klassengesellschaft längst überkommen. Trotzdem wärst du ein geradezu vorbildlicher Genosse. Es ist auch nicht schwer, mit sinnentfremdeten oder bewusst verzerrten Kampfphrasen um sich zu schleudern. Eine weitere Gemeinsamkeit von dem, was Menschen in beachtlicher Ignoranz 'links' und 'rechts' nennen.

In diesem Sinne: Heil Honecker! Ich hab jetzt besseres zu tun, als ständig Trolle zu füttern.

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PeVau  30.08.2012, 17:29
@Mclmeo

Die zentralistisch und protektionistisch organisierte Wirtschaft des 3.Reichs hat tatsächlich mit dem, was wir als Kapitalismus bezeichnen, nicht viel zu tun.

Wer besaß die Produktionsmittel und eignete sich den Mehrwert an? Gesamtgesellschaftliche Produktion und private Aneignung des Mehrwerts. Das ist Kapitalismus. da kannst du dich drehen und wenden, wie du willst. Das 3. Reich war eine kapitalistische Gesellschaft!

... ist die These von der Klassengesellschaft längst überkommen.

Dann musst du auf einem anderen Stern leben, aber nicht auf dieser Welt.

Ich empfehle dir mal, ein wenig Marx zu lesen. Wenn du etwas nicht verstehst kannst du ja gerne fragen. Dann wärst du wenigstens in die Lage versetzt, dich kritisch mit dem auseinanderzusetzen, was man dir in der Schule an Geschichtsklitterung beigebracht hat.

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Hallo! Lese hier viel Text, aber es geht auch kurz. Wenn sich 2 meiner Gegner streiten, bringt mir das immer einen Vorteil.

Erstmal eine Richtigstellung. Da Du Dich schon sehr falsch über die Sachverhate informiert hast. Rosa und Karl waren nicht "von jemandem der SPD" ermordet worden, sondern von rechts orientierten ehemaligen Soldaten, sogenannten "Freikorps". Die SPD kooperierte nach dem Weltkrieg mit diesen Kreisen, geführt von den Generalen der Reichswehr, aber sie war nicht mit ihnen identisch.

Wenn die Stimmen, die zwei Parteien bei einer Wahl erzielen, in einer einzelnen gebündelt wären, hätte diese fiktive eine Partei doch mehr Stimmen, oder? Ist das denn so schwierig?

Wenn SPD und KPD zusammen gehalten hätten, und einen Reichspräsidentenkandidaten aufgestellt hätten, den die Wähler beider Parteien gewählt hätten, hätten sie vielleicht die Wahl gewonnen. Und es wären vielleicht nur die Wähler dieser beiden Parteien gewesen, sondern zusätzliche, die ins Nichtwählen oder zu anderen (sogar der NSDAP, denn auch die hatte Arbeiter als Wähler) gegangen waren, weil die beiden Arbeiterparteien in ihrer Zersplitterung nur Schwäche ausstrahlten.

Solche Initiativen gab es. So wollte eine Gruppe gebildeter und versöhnlicher Mitglieder aus beiden Parteien den Schriftsteller Heinrich Mann ("Der Untertan", "Der König Heinrich IV" ua) zum gemeinsamen Kandidaten aufstellen. Sie scheiterte jedoch eben so wie andere, weniger bekannt gewordene, an diesem dummen Hass der beiden Parteien, die aus derselben Wurzel kamen, gegeneinander.

Dieser Hass war verständlich angesichts des Blutes, das Kommunisten in der UdSSR unter Sozialdemokraten und das die SPD-Regierung in den Aufständen nach dem 1 Wk unter Kommunisten vergossen hatte, aber eben dumm und kurzsichtig. Wenn sie sich davon freigemacht hätten, hätten sie vielleicht bemerkt, dass Hitler die grössere Gefahr war als jeder von ihnen für den anderen.

Von dem dummen Hass ist abere sogar noch heute etwas lebendig, wenn Du Dich unter Linken umguckst, die angesichts des damaligen Streits sofort wissen, welcher von den beiden Lagern das gute und wer an HitIer "schuld" war.

KPD und NSDAP waren zwei der größten Parteien in den dreißiger Jahren im Reichstag; beide zusammen hatten eine Mehrheit im Reichstag. Wenn jetzt also ein Antrag zur Abwahl eines Ministers anstand, mit dem beide nicht leben konnten, wählten sie ihn mit ihrer gemeinsamen Mehrheit ab.

Da sie aber (bis auf die Ablehnung gemäßigter Regierungen) programmatisch nicht besonders viel gemein hatten, wählten sie jedoch nur alte Minister ab, ohne aber gemeinsam eine Mehrheit für neue Minister zu finden. So wurden u.a. auch SPD-Minister aus der Reichsregierung gewählt. So kam es dann zu den weiter unten beschrieben Präsidialkabinetten ohne parlamentarische Mehrheit.

Die SPD versuchte also einerseits, die KPD aus dem Parlament zu drängen; die KPD andererseits kämpfte gegen den ihrer Meinung nach zu starken Reformkurs der SPD. So kam man nicht auf einen Nenner, um gemeinsam die Nazis zu bekämpfen.

Andererseits war es auch so, dass KPD und SPD keinen gemeinsamen Kampf gegen die NSDAP führten, da sie ja verfeindet waren. Bei den in Weimar ja durchaus stattfindenden Straßenschlachten kämpften also nicht "Linke" wie SPDler und KPDler gemeinsam gegen die SA, sondern teilweise auch gegeneinander..