Warum gibt es Zugstrecken mit nur einem Gleis?

5 Antworten

Ist immer eine Frage des Verkehrs, der darauf laufen muss. Wenn du vier Züge am Tag fährst, reicht das eine Gleis vollkommen. Bei vier Zügen pro Stunde wird das schon schwieriger.

Eingleisige Strecken sind klassischerweise Nebenbahnen - da laufen seltene Güterzüge oder die typische eine Regionalbahn pro Stunde. Wenig Verkehr also.
Es gibt natürlich Ausnahmen, denn auch stärker befahrene Strecken können eingleisig sein. Da muss man dann mit mehr Ausweich-/Kreuzungsstellen planen. Das ist auch dann relativ problematisch, weil sich eine einzige Störung oder Verspätung viel stärker auf den gesamten Restverkehr auswirkt als auf mehrgleisigen Strecken, das ist richtig.

Interessanterweise hat man bei Streckenbauten vor 100 Jahren schon oft das zweite Gleisbett mit angelegt und zum Teil nur nie fertig gebaut. Kein blödes Konzept, denn das kostet nicht so viel Geld und Fläche mehr als das Neuanlegen eines einzelnen Gleisbettes und dafür ist bei Bedarf die Nachrüstung schneller gemacht.

Das Problem ist aber, dass es heutzutage nicht mehr so leicht ist, mal eben ein zweites Gleis dazuzubauen, wenn der Bedarf jetzt plötzlich doch da wäre. Denn dafür musst du jeden einzelnen angrenzenden Grundeigentümer um Fläche anbetteln - was vielleicht außerorts noch einfacher ist... aber spätestens in Ortschaften, wo du direkt an der bestehenden Strecke Häuser stehen hast, die du abreißen müsstest, ist der Spaß vorbei. Dann wird das irrsinnig teuer und scheitert in der Regel am Widerstand der Grundstückseigentümer, die die Fläche nicht verkaufen.
Also auch wenn man nachträglich feststellt, dass ein zweites Gleis ganz gut wäre, kann man es kaum verwirklichen.

Die eingleisigen Strecken sind Überbleibsel der Geschichte. Früher wurden diese Strecke von kleinen Unternehmen und Genossenschaften gebaut, nicht von einer großen Staatsbahn. Diese kleinen Bahnen wurden erst nachträglich verstaatlicht... zumal nach dem Bau dieser kleinen Linien oft auch kein Bedarf an zweigleisigen Strecken bestand, weil oft keine vier Zugpaare pro Tag darauf fahren sollten und die Einzelstrecken, die heute zu unserem Schienennetz zusammengefasst sind, oft nur wenige Kilometer lang waren. Man dachte damals nur selten an ein europäisches Netz, wie das heute der Fall ist. Da ging es eher um die Anbindung einzelner, wichtiger Knotenpunkte (Städte, bestehende Bahnhöfe, Häfen, Industrien) oder das Überwinden von Hindernissen (Flüsse, Berge). Die Umstände haben sich seit dem 19. Jahrhundert stark verändert, die Eisenbahninfrastruktur ist vom Verlauf (nicht der Technik :) ) her oft noch die gleiche. Heute planen wir das halt mit einem ganz anderen Blickwinkel. Wir wollen ein effektives Netz, das bestmöglich ausgelastet ist, bei geringsmöglichem "Schaden". Daher bauen wir heute auch mindestens zweigleisige Neubau-Hochgeschwindigkeitsstrecken, statt eingleisige Nebenbahnen für eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h :)
Bis vor wenigen Jahrzehnten hat man zweite Gleise von "Nebenbahnen" auch gern mal zurückgebaut, weil man dachte, man könnte damit Geld sparen. Aus heutiger Sicht ein Frevel sondergleichen...

Fazit, warum es eingleisige Strecken gibt:

  1. Weil es für das Verkehrsaufkommen ausreichend ist
  2. Weil ein Ausbau nicht möglich ist
  3. Weil historisch bedingt

Der Bau einer Strecke verursacht Aufwand und kostet Geld - daher wird anhand des Verkehrsbedarfes entschieden, ob ein oder zwei Gleise gebaut werden (manchmal sind es unterdessen auch drei oder vier), manchmal scheitert ein Ausbau auch einfach am Geld, obgleich der hilfreich wäre.

Von Experte Giovanni47 bestätigt

weil es sich rendirt:

Früher hat man ein Gleis gebaut, das auch reichte für den Verkehr.

In der Schweiz gibt es viele eingleisige Strecken auf denen ein Viertelstundentakt anstandslos läuft. Neuestes Beispiel die Waldenburgerbahn.

Linie 19:

GBLT.pdf (fahrplanfelder.ch)

Oder Bremgarten Dietikon Bahn:

GAVA1.pdf (fahrplanfelder.ch)

oder Biel - Ins:

GASM2.pdf (fahrplanfelder.ch)

Schlussendlich muss das jemand bezahlen.

Das hat viele Gründe. Manchmal reicht ein Gleis vom Tackt. Manchmal lässt die Umgebung aber auch nicht mehr zu.

Wenig Verkehr auf der Strecke. Für gewöhnlich werden die Strecken auch gleichzeitig in beide Richtungen genutzt die entgegenkommenden züge treffen sich dann auf mehrgleisigen bahnhöfen oder ggf. Auf ausweichgleisen. (Also kürzere zweigleisige stücke die genau dafür sind das 2 züge aneinander vorbei fahren können)

Je nach Streckenlänge und ausweichmöglichkeiten kannste durchaus einige züge drauf haben die in beide Richtungen fahren. Pro ausweich Gleisabschnitt könntest du theoretisch 2 züge fahren lassen.