Warum gibt es Wörter die dinge beschreiben die nicht existieren?

8 Antworten

Weil wir uns diese Dinge erdenken. Das Wort "Jura" beispielsweise beschreibt das Fachgebiet der Rechtswissenschaft, doch diese existiert prinzipiell nur in unserer Mentalität. Die Rechtswissenschaft existiert nicht materiell, sie ist ein gesellschaftliches Konstrukt, das wir einhalten.

Oder meinst du etwa Wörter, die Dinge beschreiben, die es gänzlich nicht gibt? Alleine schon die Bücher und Filme des Science Fiction Genres sollten dir hierbei einleuchten. Viele der dort ausgesprochenen/niedergeschriebenen Worte beschreiben Dinge, die sonst nirgendwo existieren und der reinen Fantasie entsprangen. Und da ist schon der Punkt, unsere Fantasie. 

Wir Menschen haben die Möglichkeit kreativ und innovativ zu denken, was auch evolutionär sehr wichtig ist. Würden wir die Realität so hinnehmen, wie sie ist, würde es kein Internet, keinen Strom, kein Fernseher, keine Polizei, keinen Staat, keine Medizin usw. geben. Erst durch unser innovatives und kreatives Denken ist es uns möglich, neue Dinge zu entdecken/erfinden. Wir versuchen Probleme zu lösen, statt damit klar zu kommen.

Die Menschen haben die Möglichkeit, die Dinge systematisch zu hinterfragen. Außerdem können sie größtenteils, denken wir, frei denken. Durch dieses freie Denken (oder auch philosophieren, je nach Intensität) entstehen Erfindungen, die sich nicht immer in die Tat umsetzen lassen (vor allem im Bereich der Geisteswissenschaften wie z.B. Philosophie). Dafür haben wir Worte, auch wenn es diese Dinge so nicht gibt.

Das wir uns Worte ausdenken können, die es noch nicht gibt, hat den Vorteil, dass sich unsere Sprache stätig weiterentwickelt (sie wird immer leichter). Zwar haben wir heutzutage ein viel größeres Vokabular als die Menschen vor noch 6000 Jahren, doch sie hatten die schwerere Sprache. Durch die permanente Vereinfachung unserer Sprache und Schrift ist es uns möglich, mehr von ihr gleichzeitig zu erlernen und somit einen größeren Wortschatz anzuhäufen. Und je mehr Wörter man kennt, desto besser kann man sich ausdrücken bzw. sich verständigen und so seltener entstehen Missverständnisse.
Diese Sprachentwicklung würde ich aber nur als positiven Nebeneffekt des kreativen Denkens bezeichnen. Denn die wahren positiven Folgen des kreativen Denkens sind die unzähligen Erfinden (wenn sie auch nicht immer so positiv waren).

Ich habe zuerst nicht verstanden, wie die Frage im Zusammenhang mit den Tags gemeint ist, darum antworte ich hier auf einen Kommentar des Fragestellers.

Und was hat das für  einen evolutionären vorteil? Wieso können  wir das

Viele Dinge, die den menschlichen Geist betreffen, wurden nicht direkt selektiert, sondern durch die ihnen zugrundeliegenden intellektuellen Fähigkeiten. In diesem Fall ist die Möglichkeit, für nicht Sichtbares oder nicht Existentes Wörter zu finden, ein Ausdruck von abstraktem Denken, Planungsvermögen und Kreativität, was alles auch ganz praktischen Nutzen bringt.

Um planend vorzugehen, z.B. um ein Werkzeug herzustellen, muss man sich Gegenstände oder Zustände vorstellen können, die es zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Realität gibt.

Mal ein Beispiel aus der Physik: Ein Perpetuum Mobile ist eine Maschine, die mehr Energie produzieren kann, als ihr zugefuegt wird. Das existiert natuerlich nicht, aber die Menschheit wuenscht sich zumindest so etwas. Es hat also vielleicht auch ein wenig mit Traeumen zu tun ;)


thatuglyguy 
Fragesteller
 04.12.2016, 17:48

Hm ja stimmt wohl, es kam mir nur so konisch vor diese frage 

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Deine Frage ist nicht so leicht zugänglich, weil sie nicht eindeutig zu verstehen ist. Dinge, die beschrieben werden können, müssen zunächst einmal existieren, ob in der realen Welt, in der Phantasie, im Traum oder auch nur in einer diffusen Anmutung. Dieser Aspekt ist hier nicht von Bedeutung, da auch Dinge der realen Welt sehr "abstrakt" sein können wie z.B. elektrische, magnetische oder gravitative Felder. Auch Gedanken korrespondieren mit elektromagnetischen und biochemischen Prozessen im zentralen Nervensystem und gehören somit zu den "Dingen". 

Man man folglich von nicht existenten Dingen spricht, dann meint man im Rahmen der Philosophie unserer Zeit etwas Nichtseiendes, und eben das Nichtseiende kann nur über Ausschlussverfahren einer partiellen Beschreibbarkeit zugeführt werden. So etwa ließe sich sagen, dass etwas nicht Seiendes nicht gleichzeitig etwas Seiendes sein kann, oder etwas nicht Seiendes kann keine Auswirkungen auf Seiendes haben. Auch könnte man sagen, dass man Nichtseiendes nicht zählen kann, es nicht Teilungen unterwerfen kann oder zeitlich einem bestimmten anderen Seienden oder Nichtseienden zuordnen kann.

Du kannst an diesen Überlegungen erkennen, dass es somit im Grunde keine Wörter für Dinge gibt, die nicht existieren, denn auch alle abstrakten Phänomene, wie z.B. Wissenschaftsfelder existieren mental im Bewusstsein von Menschen und sind damit "Dinge".

Es gibt verschiedene Formen des Seins. Eine davon ist die Existenz, genauer die reale (dingliche, materielle) Existenz. Was irgendeine Form des Seins heißt "Entität".

Entitäten, die real existieren, können wir oft sinnlich wahrnehmen, ihnen oder unseren Wahrnehmungen von ihnen Namen geben, sie zu Teilmengen zusammenfassen, und den Zusammenfassungen wieder Namen geben die wir dann Begriffe oder Konzepte nennen. Das ist Abstraktion.

Der Mensch als schöpferisch denkendes Wesen ist aber imstande, auch selbst Begriffe, Konzepte hervorzubringen, ohne dabei von sinnlich wahrnehmbaren Entitäten zu abstrahieren, z.B. "Urknall". Günstigenfalls kann er später durch Experimente und Wahrnehmungen Argumente dafür finden, dass diesen Konzepten reale existieren Entitäten entsprechen oder eben nicht.

Es gibt aber auch Entitäten, die sich in unserem Seelenleben abspielen und doch mehr sind als eine ganz individuelle Spinnerei. Ihre Seinsform ist nicht die "Existenz", und doch gibt es sie irgendwie. Dies "Irgendwie" zu erforschen und zu beschreiben, ist eine der großen Menschheitsaufgaben. Philosophie und Psychologie arbeiten daran.