Warum geht bei der Digitalisierung in Deutschland so wenig weiter?

5 Antworten

Warum ist das ausgerechnet in Deutschland so? Sonst mangelt es doch nicht an Selbstbewusstsein und Besserwisserei?

Weil die Politik in der Vergangenheit immer ganz groß im Ankündigen war, aber an der Umsetzung haperte es. Man erinnere sich nur an den Wirtschaftsminister Altmeyer oder diverse Verkehrs- und Digitalminister, die nichts voran gebracht haben. Die größte "Leistung" von Scheuer war eine Maut, die statt Einnahmen zu generieren den Steuerzahler 500 Millionen gekostet hat.

Da darf man sich nicht wundern, warum in Deutschland nichts vorangeht. Es wurde in der Vergangenheit zu vieles verschlafen.

Ich sehe hier 3 Problemfelder, wovon zwei sehr schnell gelöst werden könnten:

  • Ausgabenproblem
  • Bürokratie
  • Skepsis gegenüber dem technologischen Fortschritt

Ersteres könnte einfach gelöst werden, in dem die Politik andere Prioritäten setzt. Wir haben nämlich kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabenproblem.

Die Bürokratie könnte durch die Digitalisierung natürlich stark abgebaut werden, allerdings zum Nachteil für die angestellten Beamten, denn die verlieren dann ihre Jobs.

In Deutschland gibt es allerdings auch eine gewisse Grundskepsis, z.B. beim autonomen Fahren. Wenn wir nicht weiter abgehängt werden wollen, muss sich der Grundkonsens in der Gesellschaft ändern, zu mehr Offenheit gegenüber neuen Technologien. Hier sehe ich auch die Politik in der Pflicht, die Bevölkerung etwas mehr darauf hinzuweisen, was da überhaupt noch auf uns zukommt.


vetranooo  19.12.2023, 13:41

Deutschland ist eine überalterte Gesellschaft aus dem letzten Jahrtausend, der analogen Zeit. Dazu kommt noch ein strenger Datenschutz.

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Soo schlimm ist es gar nicht, wie es in den Medien dargestellt wird.

Zum Beispiel ist die Bundesagentur für Arbeit schon sehr gut durch-digitalisiert. Die Familienkasse war das Pilotprojekt, da wurde 2013 die elektronische Akte eingeführt. Heute kann man seine Anträge komplett papierlos online stellen...man muss nur auf dem Personalausweis die Online-Ausweisfunktion aktivieren lassen (beim Einwohnermeldeamt) und sich einmalig registrieren lassen.

Kindergeld, Kinderzuschlag, ALG1...geht alles bereits online. Die erforderlichen unterlagen lädt man selber als PDF hoch. Auch die der BA angeschlossenen Jobcenter agieren digital. Die Sachbearbeitung ist inzwischen fast komplett papierlos. Die Kommunikation (Telefonie) bis hin zur Videoberatung erfolgt über Skype.

Aktuell stellt die Justiz entsprechend um auf E-Akte usw. Die Finanzverwaltung arbeitet parallel ebenfalls an der Digitalisierung mit dem Elster-Zugang. Hier ist halt die Elsterregistrierung erforderlich, dann kann man seine Steuererklärung sogar via Handyapp erledigen.

Bei den kleineren kommunalen Verwaltungen hapert es noch. Die Programm müssen entsprechend angepasst werden, das ist eine Mammutaufgabe. Schließlich sind auf kommunaler Ebene teilweise von Ort zu Ort andere Vorgaben zu berücksichtigen.

Hinzu kommt die Schwerfälligkeit der Führungsebene, was die Umsetzung angeht. Man sieht es an der Digitalisierung der Schulen! Der Bund hat im Zuge der Pandemie Millionen dafür bereit gestellt....die sind nicht einmal zu 50% abgerufen worden! Statt die vorgesehenen Mittel einzusetzen und digitale Wege umzusetzen, werden von Lehrern halbprivate Whatsapp-Gruppen erstellt... wehe dem Schüler, der kein entsprechendes Handy zur Verfügung hat oder dessen Guthaben verbraucht ist. Er bekommt nicht mal die gestellten Hausis mit... SO war das nicht gedacht.

Und die "Anschaffung von Tablets" auf Kosten der Eltern im mittleren 3-stelligen Bereich war so auch nicht gewollt...das sollte eben aus den Bundesmitteln finanziert werden. Nur wenn die jeweilige Schule und die dahinter stehende Gemeinde zu schwerfällig sind um Bundesmittel abzurufen und alles umzusetzen.... dann darf Papa/Mama Normalbürger mal eben teuer zahlen, obwohl eigentlich digitale Lehrmittelfreiheit vorherrschen sollte.

Der Bund ist fleißig im Rahmen des Machbaren dabei...aber die Umsetzung ist ruckelig und wird von schwerfälligen LOKALEN Politikern und Verwaltungen ausgebremst! Oder auch von der T-Kom... bei uns konnte eine Grundschule 2 Jahre lang das digitale Konzept nicht umsetzen, weil die erforderlichen Kabel gar nicht existierten in der Straße. Die hätte die T-Kom verlegen müssen...was diese aber lange Zeit verweigerte weil zu teuer für "nur einen Abnehmer" (eben die Schule).

Soll heißen: Bundesweit ist die Digitalisierung in der Umsetzung....auf kommunaler Ebene hängt es fest. Und dafür kann man nicht die Bundesregierung verantwortlich machen...da muss man seinen lokalen Politikern mal heftig auf die Pfoten klopfen, damit sich diese Altherren-Riegen rühren.

Sonst mangelt es doch nicht an Selbstbewusstsein und Besserwisserei?

Auch hier mangelt es nicht daran, denn der Grund für die Stagnation ist exakt dies-

Überheblichkeit, Ignoranz, starres festhalten am Alten, Indifferenz und das Wissen dass selbst grausiges Totalversagen in der Politik keinerlei Konsequenzen für die verehrten "Volksvertreter" und "Experten" haben.

Wir wollen sie nicht.