Warum ESC?

4 Antworten

Als großer ESC-Fan seit nunmehr 26 Jahren kann ich die abwertenden Bemerkungen von ESC-Nonsympathisanten über den Wettbewerb zwar durchaus verstehen, dennoch geben sie nur rein oberflächliche Eindrücke wieder. Beispielsweise versichere ich, dass Deutschland nicht andauernd Letzter oder Vorletzter wird, nur "weil Deutschland eben Deutschland ist" und uns angeblich "niemand lieb hat".

Der Grund, warum Deutschland trotz permanenter letzter Plätze jährlich am ESC teilnimmt, sind die enorm hohen Einschaltquoten sowie der immense finanzielle Gewinn, der dem ÖRR unabhängig der Platzierungen Jahr für Jahr entsteht.

Deutschlands Dauer-Abo für den letzten oder vorletzten Platz an sich kann ich mir nur so erklären, dass man unter allen Umständen einen Sieg vermeiden will, um der Ausrichtung im Folgejahr zu entgehen. Die Ausrichtung verschlingt finanziell nun mal weit mehr als nur eine bloße ESC-Teilnahme. Mit dem Verhindern eines deutschen Sieges - so vermute ich - will der NDR einfach die ESC-Kosten begrenzen. So vermeidet er es auch gleichzeitig, als Spielverderber dazustehen, wenn er im Falle eines Sieges die Ausrichtung in Deutschland ablehnt (was der Sender des Siegerlandes ja durchaus darf). Eine andere mögliche Begründung dafür, warum der NDR aus den Misserfolgen beim ESC partout nicht lernt sowie die seit Jahren anhaltende Kritik standhaft ignoriert, erschließt sich mir nicht.

Die Leiterin der deutschen ESC-Delegation, Alexandra Wolfslast, fordert von den Fans allen Ernstes Verständnis für das permanente Versagen beim ESC. Sie meint...

Ich hoffe, die Leute werden sehen, dass uns das Ergebnis am Herzen liegt. [...]
Wir haben viele Hindernisse auf unserem Weg. Geld ist immer ein Problem, aber es ist derzeit ein Problem für alle öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in ganz Europa.

(Die "beste" ESC-Platzierung unter der Delegationsleitung von Frau Wolfslast war übrigens Platz 25.)

Diesen schwachen Rechtfertigungsversuch kann ich ihr allerdings nicht durchgehen lassen. Andere Länder/Sender haben auch viele Hindernisse zu bewältigen sowie finanziell ein noch viel geringeres Budget zur Verfügung als Deutschland bzw. der NDR, schaffen es aber trotzdem fast jährlich, ihren Beitrag unter den besten Zehn zu platzieren. Als Beispiel sehe ich hier etwa die Ukraine; sie gehört zu den erfolgreichsten Ländern beim ESC und zwar NICHT erst seit dem russischen Überfall! Nur der NDR schafft es - wie gesagt - einfach nicht, aus schlechten Platzierungen Lehren zu ziehen, die seit Jahren anhaltende Kritik an- bzw. ernstzunehmen und umzusetzen sowie einen wirklich innovativen ESC-Beitrag auf die Kette zu kriegen. Stattdessen hört man Jahr für Jahr nach unserem letzten oder vorletzten Platz von denen in Dauerschleife die gleichen Phrasen wie "Europa hat unseren Beitrag nicht verstanden." oder "Wir können uns das schlechte Abschneiden nicht erklären." So ein Quark! Wenn man nicht imstande ist, sich gegen Hindernisse durchzusetzen, dann ist es einfach an der Zeit, hinsichtlich der ESC-Verantwortlichkeit das Ruder an einen fähigeren Sender abzutreten. Wer von anderen Menschen Verständnis einfordert, hat sich auch zu bemühen, jenes Verständnis zu rechtfertigen. Die Motivation dazu sehe ich beim NDR jedoch überhaupt nicht. Soll speziell ich als ESC-Fan Verständnis haben, dann erwarte ich, dass man uns Fans bei der Auswahl der ESC-Beiträge bzw. der Vorentscheid-Kandidaten wieder mit einbezieht sowie unsere Kritik und Aufforderungen nicht laufend ignoriert.

Liebe Grüße.

Woher ich das weiß:Hobby – Großer Fan & bei mir Pflicht: ESC seit 1998, JESC seit 2018.

Es ändert sich z.Zt. Alles in rasender Geschwindigkeit. Auch bei den dt. Songwritern. Ich bin gespannt.

Es gibt nicht einen einzigen Grund, es NICHT zu tun. Der ESC ist vergleichsweise kostengünstig und generiert verlässlich seit Jahren extrem gute Einschaltquoten. In der Jahresauswertung rangiert das Finale in puncto Reichweite zusammen mit sportlichen Großereignissen auf den vorderen Plätzen. Warum sollten Programmmacher auf so eine Perle verzichten? Das wäre total absurd.