Warum dachte Otto von Bismarck das Deutschland keine Kolonien braucht?

3 Antworten

Weil er ein schlauer Politiker war und erkannt hatte, dass es wichtiger war, das neu entstandene Deutschland zunächst einmal innerhalb Europas zu stabilisieren statt neue Abenteuer am Platz an der Sonne zu suchen.

Angelina5Head 
Fragesteller
 24.01.2024, 16:11

Was meinst du genau mit stabilisieren?

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Angelina5Head 
Fragesteller
 24.01.2024, 16:11

Meinst du mit stabilisieren, das komplexe Bündnissystem?

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ChrisGE1267  24.01.2024, 21:04
@Angelina5Head

Das Deutsche Reich ist erst 1871 gegründet worden und war den umgebenden Grossmächten natürlich ein Dorn im Auge. Die haben die deutsche Kleinstaaterei geliebt, um nach ihrem eigenen Gutdünken in Deutschland schalten und walten zu können. Nach der Reichsgründung bedurfte es erst einmal eine gewisse Zeit, um sich gegenüber den anderen Mächten in Europa etablieren zu können…

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Deutschland hatte mit den damaligen Grenzen eigentlich alle Ressourcen die es benötigte. Außerdem führte Kolonisation immer zur Verfeindung von Ländern. Hatte zum Beispiel zum 7 jährigen Krieg geführt.

Woher ich das weiß:Hobby – Lese für mein Leben gern alles was mit Geschichte zu tun hat

Bismarck war ein pommerscher Junker. Die Großmannssucht der Kolonialpolitiker und des Kaisers Wilhelm II. waren ihm fremd und eigentlich auch unverständlich. Es gab genug zu tun im deutschen Reich, das ja noch gar nicht lange vereinigt war und auch aus dem Ausland argwöhnische beobachtet wurde.

Frankreich, England und Russland fanden es gar nicht witzig, dass dieses Deutschland auf einmal kein Kleinstaaten-Flickenteppich mehr war, sondern eine aufstrebende Großmacht. Die Industrie blühte auf (mit den unausweichlichen sozialen Spannungen) und das Flottenbauprogramm des alten Tirpitz jagte besonders England einen Schauder nach dem Anderen den Rücken herunter.

Somit gab es für Bismarck in Europa genug Arbeit, als dass man einen Haufen Geld in überseeische Abenteuer stecken konnte. Zumal man, und das sah Bismarck sehr klar, mit den Kolonien früher oder später mit den anderen Großmächten in Konflikte geraten musste! Er meinte, Deutschland sei saturiert (gesättigt) und habe kein Interesse an weiteren Eroberungen, vielmehr sei man willens bei internationalen Konflikten als "ehrlicher Makler" zu vermitteln.

Mit seinem "alten König" Wilhelm I. war er sich darüber einig und mit dessen Nachfolger, Friedrich III. weitgehend auch. Mit letzterem wäre aus dem deutschen Reich vielleicht eine konstitutionelle Monarchie nach britischem Vorbild geworden.

Aber wie wir wissen, kam alles anders.