Verwandlung in Stein?

8 Antworten

Vielleicht soll es eine Art Strafe sein, als ursprünglicher Mensch nun eine Statur zu sein oder so. Als Entehrung?

Lesemaus2 
Fragesteller
 10.10.2017, 19:14

Ja stimmt, das könnte sein... Aber STEIN? :D Wäre da irgendetwas Anderes als Belehrung/Bestrafung nicht irgendwie auch logisch? Hm :/

Danke für deine Antwort :) Hoffe du hast noch einen schönen Abend.

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Dominoleben  10.10.2017, 19:19

Ich würd's einfach als Bloßstellung definieren :)

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Es könnte gut sein Daß so ein glaube von Vulkanausbrüchen kommt. Auch das zur Salzsäule erstarren. Beim Ausbruch des Vesuv 79 mach Christi wurden viele Römer im Alltagsleben überascht und erstarrten durch Vulkanische Asche  uswbei Ihrer Flucht und in ihrer Bewegung. Wahrscheinlich hielt man so was früher für eine Strafe Gottes usw.

pompeji - die katastrophe: der ausbruch des vesuvs am 24.august 79 ....

 Es sind einige Bilder von Menschen dabei die Duch Vulanische Asche Dämpfe usw sozusagen in der Bewegung erstarrten

Die Idee hinter dem "In-Stein-verwandelt-werden" ist auf Ewig in der selben Position bei Bewusstsein bewegungsunfähig zu sein. Möglicherweise kommt das vom Aberglauben mit der Strafe im Fegefeuer, wo man bei vollem Bewusstsein Qualen erleiden muss. 

Oder es soll eine Mahnung für andere Menschen sein.

Bei deiner Seminararbeit Vermutungen aufzustellen, zeigt dem Lehrer übrigens (aus Erfahrung) dass du dir Gedanken über das Thema gemacht hast.


Kannst du mal ein Beispiel nennen ? Und meinst du wirklich Antagonisten, also zwei Gegenspieler oder meinst du den Protagonisten, die Hauptfigur?

Mir fällt im Augenblick nur die Geschichte aus der Bibel ein, in der Gott die Frau des Lot zur Salzsäule verwandelte, als sie sich gegen die Anordnung umdrehte, als Sodom brannte. Ist natürlich christlich - religiöse Elementarerzählung. 

Bei Sagen fällt mir jetzt wirklich nichts ein. Aber generell kann man von äußerst harter Bestrafung sprechen, denn "Petrifizierung" ist quasi eine so endgültige Tötung (toter geht nicht) ,  die auch keine Erlösung im Jenseits in Aussicht stellen könnte, denn Stein ist ja die lebloseste Materie per se, und das noch im Diesseits.

Petrifizierung ist im Übrigen auch ein Vorgang in der Natur, der in langen Zeiträumen zur Versteinerung führt ("Petrified forest" in den USA !)

Lesemaus2 
Fragesteller
 11.10.2017, 14:52

Es geht um Hexen im BGL und Chiemgau :) Zum Beispiel werden "Die steinerne Hexe am Predigtstuhl" und die Hexe in "Frau Engela vom Engelstein" am Ende zu Stein. 😊❤

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Vielleicht sind eher Protagonisten (Hauptpersonen/Hauptfiguren) und nicht Antagonisten (Gegenspieler) gemeint.

Mehrere Erklärungsansätze sind denkbar und aus dem Zusammenhang bei Erzählungen kann sich ergeben, welche davon passend sind.

Aus Eiszeiten sind von Gletschern transponierte große Steine (Findlinge) zurückgeblieben. In Megalithkulturen hat es große Steinbauten, Steinhügel und Steinkreise gegeben. Fossile Funde können die Phantasie angeregt haben. Steine können Mahn- und Gedenkzeichen sein. Steine können in religiösen Kulten eine Rolle gespielt haben. In der Vorstellung waren sie möglicherweise mit mit Vorstellungen von Tod und Begräbnis verbunden und als Wohnsitz von Ahnen/Verstorbenen bzw. Totengeistern gedacht.

Felsen, Klippen und Gesteinsformationen in der Natur können Ähnlichkeiten mit der Gestalt von Menschen oder anderen Lebewesen haben, zumindest ausreichend, um mit ein wenig Phantasie in Steingebilde versteinerte Lebewesen hineinzudeuten und sich Erzählungen auszudenken. Bei Mythen, Sagen und Märchen kommt Aitiologie (aitiologische Erzählungen) vor, so genannt, weil sie Erscheinungen durch eine Erzählung über einen Ursprung (griechisch: αἴτιον [aítion]) in der Vergangenheit erklärt.

Steine sind Symbol für Härte, Schwere, Unfruchtbarkeit, Unverrückbarkeit, Bewegungslosigkeit und (im Unterschied zu Edelsteinen) des Wertlosen, aber Festen, Dauerhaften und Ewigen. Versteinerung kann Erstarren (vor Schreck und unter Schck) und Tod symbolisieren. Verwandlungen in Stein können einen Übergang von Lebendigem zu Totem darstellen. Ein Lebewesen ist aller eigenen Bewegung beraubt.

Eine Versteinerung kann in der Erzählung eine Strafe sein (z. B. für Entheiligung, Entweihung, Mord, Wortbruch, Meineid, Hartherzigkeit und andere als Frevel aufgefaßte Verhaltensweisen). Steine sind anders als Tiere und Pflanzen anorganisch. Der Zustand in der Versteinerung ist vom Lebendigsein stark entfernt. In Märchen gibt es eine Besonderheit: Jemand hat die Absicht, eine Hauptperson dauerhaft festzusetzen oder zeitweise festzuhalten/an etwas zu hindern. Es gilt dann, die versteinerte Person wieder lebendig zu machen und aus ihrem Zustand zu erlösen.

In antiken Metamorphosen ist eine Versteinerung (z. B. von Niobe) die Hauptform einer Verwandlung in Materie (Beispiele enthält: Christian Zgoll, Phänomenologie der Metamorphose : Verwandlungen und Verwandtes in der augusteischen Dichtung. Tübingen : Narr, 2004 (Classica Monacensia ; Band 28).ISBN 978-3-8233-6025-4).

Es gibt in Erzählungen manchmal Vorstellungen, Riesen/Trolle (seltener auch Zwerge) würden durch das Licht der aufgehenden Sonne zu Stein. Diese sind vielleicht als Bergbewohner oder Bewohner unterirdischer Reiche, einer Totenwelt gedacht, die am Tag in ihren Bereich zurückkehren.

Zum Teil sind Menschen aus Stein entstanden gedacht worden (z. B. Mythos von Deukalion und Pyrrha). Eine Versteinerung ist der Vorgang in umgekehrter Richtung.

Thomas Geider, Versteinerung. In: Enzyklopädie des Märchens : Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Begründet von Kurt Ranke. Mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen herausgegeben von Rolf Wilhelm Brednich zusammen mit Heidrun Alzheimer, Hermann Bausinger, Wolfgang Brückner, Daniel Drascek, Helge Gerndt, Ines Köhler-Zülch, Klaus Roth, Hans-Jörg Uther. Redaktion: Doris Boden, Susanne Friede, Ulrich Marzolph, Christine Shojaei Kawan. Band 13: Suchen – Verführung. Berlin : New York : de Gruyter, 2010, Spalte 135 - 141

Spalte 135: „V.en von Menschen, Tieren und Gegenständen sind als Erzählmotive in Mythen, Sagen und Märchen weltweit verbreitet. Die V. eines lebendigen Wesens bedeutet Bewegungsunfähigkeit, Unverrückbarkeit, Unbequemlichkeit, Gefühllosigkeit und Sprachlosigkeit. Die V., Resultat einer Verfluchung, Bestrafung oder schadenzauberischen Handlung, erscheint ähnlich wie → Festbannen als ein Zustand, der nach Aufhebung ruft und auf →Wiederbelebung und → Erlösung warten läßt. Ebenfalls in Erzählungen begegnet der Vergleich ,wie versteinert' im übertragenen Sinn bei Betroffenen als Ausdruck für Schock und Entsetzen oder bezieht sich umgekehrt auf hartherzige Menschen (,versteinert in ihrem Herzen').“

V.(en) = Versteinerung(en)

Spalte 137 – 138: „Lokalsagen, oft mit ätiologischem Charakter, binden sich auch an anthropomorphe Stein-, Fels- oder Bergformen. So soll das Bergrelief des bayer. Watzmann auf einen grausamen König gleichen Namens zurückgehen: Mit seinem wilden Gefolge habe er eine friedliche Hirtenfamilie getötet, worauf Gott die Angreifer in die Gipfel und Zacken des Bergmassivs verwandelt habe. Auch kleinere anthropomorphe Steinformationen werden als versteinerte Menschengruppen aufgefaßt: z. B. ein Steinkreis in Südengland als Überbleibsel einer am Sonntag tanzenden Hochzeitsgesellschaft, die den Kirchenbesuch versäumt habe […]. In der Bretagne und anderswo wird über gewaltige Steinreihen erzählt, sie seien die Überbleibsel von ungehorsamen Feen oder ungläubigen Soldaten. Frz. Invasoren in England seien durch eine Hexe in Steine verwandelt worden, als sie siegessicher ihr Hügelterritorium betraten, doch würden sie eines Tages wieder lebendig werden und das Land erobern.“

bayer. = bayerischen  

Frz. = Französische

[Theo?] Pehl, Steinverwandlung. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Herausgegeben von von Hanns Bächtold-Stäubli unter Mitwirkung von Eduard Hoffman -Krayer. Unveränderter photomechanischer Nachdruck. Mit einem neuen Vorwort von Christoph Daxelmüller. Band 8: Silber – Vulkan. Berlin ; New York : de Gruyter, 2000. Unveränderter photomechanischer Nachdruck der Ausgabe Berlin und Leipzig, de Gruyter, Guttentag, Reimer, Trübner, Veit, 1937, 3., unveränderte Auflage. Spalte S. 419 - 427

Spalte 419: „Verwandlung in Stein scheint teilweise eine präanimistische Umschreibung für den Tod in Märchen und Sage zu sein. Der bei vielen dieser Sagen auftretende Zug, daß der Stein durch Blut wieder zum Leben erweckt werden kann, zeigt, daß es sich um einen Toten handelt. Eine besondere Ursache für Entstehung von V e r s t e i n e r u n g s s a g e n sind merkwürdige, z. B. menschenähnliche Steingebilde.

Die Verwandlung in Stein geschieht in den meisten Fällen als Strafe für ein Vergehen, sei es nun, daß der Frevler selbst, oder eine Sache, z. B. Brot, das verunehrt wurde, in Stein verwandelt wird. Voraus geht gewöhnlich ein Fluch; Donner und Blitzstrahl folgen dem Frevel auf dem Fuße. Die allermeisten Sagen sind christlich stilisiert: Gott ist es, der den Frevler straft. Sie werden erzählt als abschreckendes Beispiel für Sonntagsentheiligung, Verunehrung von Brot, falschen Schwur usw. Bei Riesensagen finden wir oft eine Versteinerung durch die aufgehende Sonne.“

Lesemaus2 
Fragesteller
 11.10.2017, 14:46

Wow! Vielen vielen Dank für die Antwort und dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Frage so umfassend  zu beantworten❤

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