unterschiedliche formen von stigmatisierung und idealisierung die Frauen in ihrem Selbstbild unter druck setzen können?

1 Antwort

Da generell Menschen (in diesem Fall Frauen) schon in sehr jungen Jahren mit viel Druck umgehen müssen, muss ich etwas weiter ausholen. (Achtung, Romanlänge)

Kindheit:

  • sie dürfen sich nicht raufen oder prügeln (sondern haben sich stets zu „benehmen“)
  • sie dürfen nicht aggressiv sein (da sie sonst „zickig“ statt aggressiv seien)
  • sie dürfen beim spielen nicht die Leitung übernehmen (da sie sonst „herrisch“ statt „engagiert“ seien)
  • sie dürfen nicht zu viel jammern oder weinen (da sie sonst zu „dramatisch“ oder „sensibel“ seien und dadurch weniger ernst genommen werden)

Jugend:

  • (alle erwähnten Beispiele aus der Kindheit, betrifft auch die Jugend)
  • sie müssen schon früh anfangen sich zu enthaaren und generell auf das optische achten (da sonst heftiges Mobbing von Mitschüler droht)
  • sie dürfen nicht zu ausgelassen feiern (da rauchen, betrinken, pöbeln und brüllen nicht als „damenhaft“ angesehen wird)
  • sie müssen stets auf ihre Kleidung achten (da sie je nachdem wie viel Haut sie zeigen, verschieden behandelt bzw. respektiert werden)
  • sie dürfen keine typischen Männer-Hobbys mögen (da sie sonst „Mannsweiber“ o.ä. seien)

Erwachsenenalter:

  • (alle erwähnten Beispiele aus der Kindheit und Jugend, betrifft auch das Erwachsenenalter)
  • sie dürfen nicht zu unabhängig sein (da es einige einschüchtert, wenn sie mehr verdienen als ihre Partner)
  • sie dürfen nicht zu hohe Erwartungen in der Partnersuche haben (da sie sonst zu „wählerisch“ seien“)
  • sie dürfen nicht zu geldorientiert sein (da sie sonst a la „gold digger“ zu materialistisch seien)
  • sie dürfen nicht zu karriereorientiert sein (da Frauen ja dazu „geboren“ sind, andere in die Welt zu setzen und Arbeit zweitrangig sein soll)
  • sie dürfen keinen Geschlechtsverkehr mit vielen verschiedenen Männern genießen (da ihr Ruf direkt darunter leiden würde)
  • sie dürfen sich nicht trennen oder scheiden lassen (da sie sonst häufig als egoistisch betrachtet und beschuldigt werden, für Probleme wie „Fremdgehen“ oder „Gewalt“ verantwortlich zu seien)
  • sie dürfen nicht freiwillig glückliche Singles sein (da es eine Verschwendung für die Männerwelt sei und Frauen nur mit ihnen erst richtig „vollständig“ seien)

Diese Punkte sind nicht nur Beispiele, sondern persönliche Erfahrungen von meinem Umfeld. Meine Mutter, Tanten, Kusinen, Freundinnen und ich selbst haben damit zu kämpfen. Ich bin mir sicher, dass überall und zu jeder Zeit, andere ebenfalls mit solchen oder ähnlichen Dingen leider leben müssen. Männer ebenso, nur eben andere Situationen und Probleme)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung