Unterschied Zwei-Gewalten-Lehre und Zwei-Schwerter-Lehre?

1 Antwort

Zwei Gewalten ist allgemeiner zu verstehen. So haben wir ja eine Gewaltenteilung in drei oder auch vier Gewalten (https://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Gewalt).

Zur Unterscheidung 2 Gewalten u. 2 Schwerter sieh Wikipedia:

"Eine Zweigewaltenlehre wurde erstmals 494 von Papst Gelasius I. formuliert. [...] Die Bezeichnung „Zweischwerterlehre“ ist für das Schreiben des Gelasius noch nicht zutreffend. Diese Bezeichnung beruht auf der allegorischen Exegese von Lk 22,38 EU aus der Frühphase des Investiturstreits im 11. Jh. [...]

Die Zweischwerterlehre beschrieb etwa 600 Jahre lang das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. In Abbildungen aus dieser Zeit wurde sie häufig dargestellt, wie die Abbildungen im Sachsenspiegel (13. Jahrhundert) zeigen. Über das genaue Verhältnis der zwei Schwerter untereinander sagte sie zunächst nichts aus.

In der Frühphase des Investiturstreites etwa konnte König Heinrich IV. die Zweischwerterlehre anführen, um seine im weltlichen Bereich unbeschränkte Position zu betonen. Auf päpstlicher Seite verwies man darauf, dass sich bei Lukas die Apostel im Besitz der Schwerter befinden; ferner wurde die Lehre weiter auf den Papst zugespitzt unter Verweis auf Matthäus (Mt 26,52 EU), wo Jesus Petrus anweist, sein Schwert in die Scheide zu stecken. Der Papst verfüge daher als Nachfolger des Apostels Petrus über das weltliche Schwert (gladius materialis) und das geistliche (gladius spiritualis), überlasse das weltliche aber freiwillig und widerruflich dem Kaiser. Eine erste Ausformulierung dieser Interpretation findet sich im Dictatus Papae von 1075 und später auch bei Bernhard von Clairvaux.

In dieser Form wurde die Zweischwerterlehre ein bis in das 14. Jahrhundert oft wiederholtes Argument für den Vorrang der päpstlichen gegenüber der kaiserlichen Gewalt. Besondere Zuspitzung erfuhr dies durch Papst Bonifatius VIII., der 1302 in der Bulle Unam Sanctam nicht die tatsächliche weltliche Macht für sich forderte, wohl aber die Unterordnung der Monarchen, was in diesem Fall gegen den französischen König gerichtet war. Das weltliche Schwert unterstehe dem geistlichen, es werde vom Papst eingesetzt und geduldet, oder anders ausgedrückt: Das geistliche Schwert werde von der Kirche geführt und das weltliche für die Kirche. Darüber hinaus solle die geistliche über die weltliche Gewalt Recht sprechen, wobei sie selbst nur Gott verpflichtet sei. Da der politische Einfluss des Papstes mit dem Tod des Bonifatius endete, schwand die faktische Bedeutung der Zweischwerterlehre zum Ausgang des Mittelalters.

Das grundsätzliche Problem einer politisch tätigen Kirche und der Verbindungen zwischen Thron und Altar bestand allerdings im Weiteren fort. Im Anschluss an die Zweischwerterlehre interpretierte der Protestantismus im Rückgriff auf Schriften und Aussagen Martin Luthers diese neu im Sinne einer Zwei-Reiche-Lehre, die später mithalf, den Säkularismus zu begründen und theologisch akzeptabel zu machen.[1]" (Wikipedia)