Transgender Ablauf?

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Zu deiner ersten Frage: Erst mal, für die Hormontherapie benötigt man keine Gutachten, sondern ein Indikationsschreiben, das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Es muss meines Wissens nach nicht zwingend ein trans-erfahrener Psychotherapeut sein, aber ich würde es dir empfehlen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele "normale" Psychotherapeuten ungerne die Indikation ausstellen und lieber zu ihren Kollegen*innen verweisen, die sich darauf spezialisiert haben.

Zu deiner zweiten Frage: Es gibt keinen Masterplan für den Transweg, der ist von Person zu Person verschieden. Meistens beginnt es wohl mit dem Outing und der Suche bzw dem Beginn der Begleittherapie. Letzteres ist ja quasi der Grundbaustein für alle medizinischen geschlechtsangleichenden Maßnahmen.

Für die gegengeschlechtliche Hormontherapie bekommt man nach einer gewissen Zeit psychotherapeutischer Begleittherapie das Indikationsschreiben. Hier gibt es keine festen Richtlinien mehr für die Dauer, es liegt jedem Therapeuten frei, wann er dir dieses Schreiben geben wird. Meistens handelt es sich dabei so um 3-12 Monate Therapie, aber das ist nur mein persönlicher Erfahrungswert. Parallel dazu kommt noch ein Besuch beim Endokrinologen um dich vor der Hormontherapie durchzuchecken und bspw auch Intersexualität auszuschließen.

Die erste OP ist für die meisten Transmänner die Mastektomie. Meistens gibt es das Indikationsschreiben hierfür nach 18 Monaten Psychotherapie und 6 Monaten Hormontherapie. Da es verschiedene Kliniken in DE gibt, die die Mastek machen, ist es ratsam, dass du dich über die verschiedenen Kliniken informierst und sofern eine dabei ist, die für dich in Frage kommt, du dort einen Termin für ein Erstgespräch ausmachst um abzuchecken, ob sie wirklich für dich in Frage kommt In DE haben wir auch das Glück, dass du für sämtliche dieser Operationen einen Antrag auf Kostenübernahme (KÜ) stellen kannst und diese auch im Regelfall bewilligt werden. Dazu braucht man ein paar Dokumente, meist handelt es sich dabei um das Indikationsschreiben des Theras, evtl ein Bericht über die Hormontherapie vom behandelnden Arzt, einen Kostenvoranschlag den man nach dem Erstgespräch bei der Klinik bekommt, ... Ziemlich ähnlich läuft das ab, wenn du dich für einen Aufbau interessierst.

Es empfiehlt sich auch sich frühzeitig über die amtliche Vornamens- und Personenstandsänderung zu informieren, da diese gut und gerne 6+ Monate in Anspruch nimmt. Dies geschieht basierend auf dem Transsexuellen-Gesetz. Du stellst einen Antrag an dein zuständiges Amtsgericht mit diversen Unterlagen, du musst zwei Gutachten von zwei Gutachtern anfertigen lassen und am Ende folgt dann eine kurze Anhörung. Hier treten auch Kosten auf, sollte man diese nicht tragen können da man bspw zu wenig verdient, Azubi ist oder sonstiges, kann man zusätzlich einen Antrag auf Prozesskostenhilfe stellen.

Das ist jetzt ziemlich kurz und knapp dargestellt, die ausführliche Version wäre zu lang für GF. Das meiste kommt mit der Zeit, zum Anfang meiner Transition hatte ich von Nix nen Plan. Deswegen empfehle ich dir auch einen trans-erfahrenen Psychotherapeuten, wegen ihrer Erfahrung können sie hier meist ein wenig helfen. Außerdem solltest du in Erwägung ziehen, dir Kontakte zu anderen FtMs aufzubauen, bspw online in Foren/Gruppen/Chats oder offline bei Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Jugendtreffs. Das beste Hilfsmittel sind am Ende immer noch Leute, die es selbst durchgemacht haben.

Am Ende lässt sich noch sagen, dass jeder diesen Weg auf eigenem Tempo geht und selbst entscheidet, was er alles machen möchte und was nicht.