Tod meiner oma?

10 Antworten

Hallo Lea,

mein herzliches Beileid! Ich kann absolut nachvollziehen, was der Verlust eines geliebten Menschen bedeutet! Vor etwa 4 Jahren starb meine Frau an Krebs, und es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, alles wäre so wie früher. Der Tod ist nach meinem Empfinden ein fürchterlicher Feind des Menschen, der schlimme Empfindungen in uns auslöst!

Viele, die einen Verlust erlitten haben, durchlaufen verschiedene Phasen der Trauer. Der Prozess des Trauerns läuft bei jedem jedoch etwas anders ab. Vielleicht sagen Dir manche, Du würdest zu viel trauern. Versuche Dich durch solche Äußerungen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Die anderen haben kein Recht, Dir vorzuschreiben, wie Du zu handeln oder zu empfinden hast.

Auch wenn die Art zu trauern bei jedem anders ist, kann es jedoch auch sein, dass Du nicht in der Lage bist, Dich mit der Realität, d.h. mit dem Tod der geliebten Person, abzufinden. Falls das bei so ist, wäre es gut, die Hilfe mitfühlender Freunde zu suchen. Das offene Gespräch mit anderen könnte ein Ausweg aus dieser Sackgasse sein.

Einem Trauernden stellt sich auch immer wieder die Frage, wie er am besten mit der Situation umgehen kann. Ist es z. B. normal, Schuldgefühle zu haben oder zornig zu sein? Oder ist es richtig, die Gefühle der Trauer zu unterdrücken und den Starken zu spielen?

Manche, die mit einem Verlust fertig werden mussten, haben gemerkt, dass es gut ist, seine Trauer zu durchleben. Warum? Es kann den Druck erleichtern, wenn man seine Gefühle heraus lässt. Diese Gefühle jedoch zu unterdrücken, mag in körperlicher und auch in seelischer Hinsicht großen Schaden anrichten. Dazu, die Trauer zu durchleben, gehört auf jeden Fall zu reden!

Ich bin einmal auf einen Text in der Bibel gestoßen, der in diesem Zusammenhang sehr gut passt. Dieser Text ist dem Bibelbuch Hiob entnommen. Dieser Hiob sagte nach dem Tod seiner 10 Kinder, sowie einiger anderer dramatischer Erlebnisse, folgendes:

"Meine Seele empfindet bestimmt Ekel vor meinem Leben. Ich will meiner Besorgnis um mich freien Lauf lassen. Ich will in der Bitterkeit meiner Seele reden!"(Hiob 10:1).

Hiob tat also etwas sehr Wichtiges. Er behielt seine bedrückenden Gedanken nicht für sich, sondern redete mit anderen darüber und fand so Erleichterung.

Etwas Ähnliches sagte auch Shakespeare in Macbeth: " Gib Worte deinem Schmerz, Gram der nicht spricht, preßt das beladene Herz, bis daß es bricht". Wenn Du also Deine Erfahrungen und Gefühle in Worte kleidest, kannst Du Dich zum einen selbst besser verstehen und findest auch ein gewisses Maß an Erleichterung.

Sehr hilfreich wäre es natürlich, wenn Du jemanden zum Reden hast, der selbst einen geliebten Menschen verloren hat und den Verlust erfolgreich überwunden hat. Durch ihn könntest Du vielleicht praktische Anregungen erhalten, die Dir helfen, Deinen Kummer zu bewältigen.

Es kann aber auch sein, dass es Dir überhaupt nicht danach ist, über Deine Gefühle zu sprechen. Was dann? Manchen hilft es, das, was sie bewegt, aufzuschreiben und es später wieder zu lesen. Auch auf diesem Weg kann man seiner Trauer Ausdruck verleihen und fühlt sich hinterher besser.

Etwas anderes, was die Trauer erleichtert, ist Weinen. Das Vergießen von Tränen gehört mit zum Heilungsprozess und man braucht sich dafür nicht zu schämen. In der Zeit der Trauer werden manche sogar zusätzlich mit Schuldgefühlen geplagt. Sie meinen, irgendein Versäumnis habe mit zum Tod des Angehörigen beigetragen.

Wenn Du je so empfinden solltest, dann brauchst Du nicht zu denken, das sei nicht normal. Auch hier ist es eine Hilfe, über seine Gefühle zu sprechen, statt sie für sich zu behalten. Letztendlich haben wir keine Macht über das Leben eines uns nahestehenden Menschen.

Bei der Trauer um einen lieben Menschen kann - sofern Du an Gott glaubst - auch die Hilfe von ihm ein ausschlaggebender Punkt sein. Ich fand einmal einen sehr zu Herzen gehenden Text in der Bibel, der folgendermaßen lautet:

"Wenn aber aufrichtige Menschen zu ihm rufen, hört er sie und rettet sie aus jeder Not. Der Herr ist denen nahe, die verzweifelt sind, und rettet jeden, der alle Hoffnung verloren hat" (Psalm 34:18, Hoffnung für alle).

Das, was vielen Trauernden jedoch am meisten hilft, ist das Versprechen Gottes, die Toten eines Tages wieder zum Leben zurückzubringen. Jesus beschrieb das einmal mit folgenden Worten:

" Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden...zu einer Auferstehung" (Johannes 5:21, 28 u. 29a).

Diese Verheißung beschreibt, das Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden. Wie schön wird es dann sein, sie wieder in die Arme schließen zu können!

Ich wünsche Dir viel Kraft dabei, Deine schwere Trauer zu ertragen und dass Du Menschen an Deiner Seite hast, die Dich stützen und Dir beistehen! Alles Gute!

LG Philipp

Alex8712  29.03.2023, 00:39

Was für ein schöner ausführlicher Text. Danke dafür. Der Post berührt mich, da mein Opa am Mittwoch verstorben ist.

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Philipp59  29.03.2023, 06:51
@Alex8712

Sehr gerne! Das freut mich! :-)

Ich wünsche Dir viel Kraft und auch Hilfe bei der Bewältigung Deiner Trauer!

LG Philipp

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Herzliches Beileid.

Was mir geholfen hat war der Gedanke daran, dass meine Oma sich zu Lebzeiten nicht gewünscht hätte, dass ich ihren Tod einmal als Barriere sehen würde, mich weiter von ihr geliebt zu fühlen. So wie euer Verhältnis war hat sich deine Oma das für dich sicher auch nicht gewünscht. Sie hinterlässt dir ihre Liebe bzw. den Wunsch, diese über ihren Tod hinaus anzunehmen und nicht an ihr Leiden in ihren letzten Wochen zu denken, von dem sie nun nämlich erlöst ist. Wichtig ist aber auch, dass es okay ist, nicht okay zu sein, also du darfst trauern und durchaus schlimm finden, dass es ihr zum Schluss schlechter ging etc.

Alex8712  29.03.2023, 00:40

Den Gedanken mit der Liebe finde ich super. Die Liebe weiterhin anzunehmen.

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Ich kann dich gut verstehen. Als meine Grossmutter mit über 90 starb war ich bei ihr und hielt ihre hand. Solange es Menschen gibt die an sie denken so ist sie auch nicht vollständig weg. Versuch es so zu sehen, dass sie es gut geschafft hat und ihr weiteres dahinsiechen erspart geblieben ist und es für sie das Beste Ende gewesen ist.

Hallo Leeaaa2001!

Erst mal mein aufrichtiges Beileid! Es ist immer furchtbar, wenn ein Mensch stirbt, den man geliebt hat! Eins ist wichtig: Denke einfach an alle schönen Momente und Erinnerungen, die du mit ihr erlebt hast. So bleibt sie immer ein Teil von dir. Die Mutter meines Vaters starb an Krebs, als er 17 war. Er wurde auch wieder fröhlich. Ich weiss, dass das schwer ist, aber du musst versuchen an alles schönes zu denken, was du mit ihr erlebt hast! Alles Gute!

Es ist ja noch ganz frisch, also erwarte nicht, dass du umgehend die Trauer durch hast. Lass sie zu, weine und sei traurig. Das muss man dann aushalten, das geht uns allen so in diesen Situationen.

Irgendwann kommt der Punkt, wo man sich an die schönen Momente im Leben erinnert, die kann einem ja keiner mehr nehmen. Der Tod gehört zum Leben dazu, er ist für uns alle unausweichlich.

Mein Beileid. Verbiete dir die Trauer nicht.