Tagesablauf in der DDR

7 Antworten

Guten Tag Bibbelberry,

da ich 50 Jahre DDR-Erfahrung habe, hoffe ich, dir antworten zu können, auch wenn mir deine Frage nicht recht einleuchtet.

Es lebten dort rund 17 Millionen Menschen. Die hatten, wie auch ihr daheim und eure Nachbarn jeder einzelne sein eigenes, dazu das Familienprogramm und dann das gesellschaftlich bestimmte - Kindergarten, Schule, Ausbildung/Studium, Armeedienst, Beruf (Arbeit) ... Also jeder seinen konkreten Tagesablauf. Äußerlich nicht wesentlich anders als heute.

Als einer meiner Brüder wegen Todesfall in der Familie seiner Frau die Erlaubnis bekam, die Bundesrepublik zu besuchen, sagte er nach seiner Rückkehr: "Sie sind da alle so für sich. Hier fühle ich mich besser. Wenn wir hier nur die Waren hätten ...".

Ja, wir lebten in einem grundsätzlich anderen System, an das sich aber die meisten angepasst hatten. Nicht abwertend - wer heute Atomkraftgegner ist und Castor-Transporte verhindern will, bekommt von den lieben Polizisten auch die Jacke vollgehauen ... Anpassung ist etwas ganz Natürliches - alle Arten können nur so überleben.

Wir sind tanzen gegangen, ins Theater, Kino, an den FKK-Strand (Freikörperkultur - Nacktbadestrand), angeln, Fußballspielen , Wandern.... Haben aber auch am frühen Morgen vor der Fleischerei gestanden, um vielleicht doch Rouladen zu bekommen ... Apfelsinen waren vor Weihnachten manchmal zu bekommen. Die einzige Zeitschrift mit guten Aktbildern war häufig nur von unter dem Ladentisch zu haben. In Finnland, wo vom Bildungssystem der DDR viel kopiert wurde, sind heute aber die besten Ergebnisse bei den Schülern zu finden (PISA-Studie).

Dass da auch "etwas" war, was uns "beobachtet" hat,ist gewiss. Manchen kannte man, andere nicht ... Reisefreiheit gab es nicht. Aber wer heute nicht das nötige Kleingeld hat, kann die auch nicht nutzen ...

Versuche bitte jemanden zu finden, der sich mit dir vielleicht über Skype unterhält. Denn ich bin sicher, dass ich noch Seiten schreiben könnte - zu "plus" und "minus". Wenn dir heute nur Negatives berichtet wird - sei kritisch. Wo in der Natur tiefer Schatten herrscht, ist auf der anderen Seite auch die Sonne. Einseitigkeit kann man durch mehr Wissen entgehen. Wie Friedrich Nietzsche sagt: "Man verdirbt einen Jüngling am sichersten, wenn man ihn verleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden." Der weitaus größte Teil der Bewohner der DDR waren lebendige Menschen wie du und ich. Sie haben die vielfach anzutreffende Abwertung nicht verdient.

Bleib recht gesund!

Siegfried

SNewiger  19.04.2012, 17:15

Guten Tag nochmals Bibbelberry,

hier muss ich ein P. S. einfügen, das ich vergessen habe in vorstehender Antwort:

Dass da auch "etwas" war, was uns "beobachtet" hat,ist gewiss. Manchen kannte man, andere nicht ... Allerdings ist der Bundesverfassungsschutz ebenfalls kein Verein christlicher Samariter - wie die anderen, meist von den "Altbundesbürgern" vergessenen "Informationssammler" auch. Jedoch gibt es - anders als in der DDR - hier vorläufig noch die Freiheit für einige wenige Aufrechte, Sorge um die "gläserne BRD-Gesellschaft" zu äußern ...

Siegfried

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also ich bin in der ddr geboren aber erst 1986, kann dir soviel sagen, es gibt viele produkte die es in der BRD damals nicht gab ich deshalb sich die leute etwas einseitig ernährt haben,

oft kommt auch die frage was fit ist, ist spüli in ostdeutsch

sonst war der tag auch net viel anders... alle sind arbeiten gegangen und die kinder waren in diesen jugengruppen untergebracht!

stasi ist auch ein weitverbreitetes mittel gewesen jemanden abzuhören oder auszuspionieren,

außerdem gab es in der ddr kinder die nach der geburt zur adoption freigegeben wurden obwohl die eltern das nicht wollten, hauszutage nennt man das menschenhandel!

ich hoffe ich hab etwas geholfen

larry2010  19.04.2012, 15:53

für fit gab es 15 rezepte und dementsrpechend war es auch mal braun oder gelb, nicht nur grün. die spurensicherung setzte es ein, um blutspuren sichtbar zu machen.

im westen wurde man auch abgehört, nicht nur im osten.

man muss aber auch regionale unterschiede machen, im erzgebirge, wo ich freunde habe, gab es auch einen stasimann, von dem jeder es wusste und der schrieb nur etwas , wenn er etwas vorzeigen musste.

ich bewudnere die kreativität, die man entwickelte, die rasenmäher marke eigenbau und ähnliches sind toll

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nonentity  19.04.2012, 22:07

Zur Wende warst du vier Jahre alt und weißt besser Bescheid, als jemand, der die DDR von vorne bis hinten erlebt hat. Und du hattes bestimmt unter der Stasi zu leiden, die dich auf Schritt und Tritt verfolgt hat. Dann hast du aus eigener Anschauung erlebt, wie Kinder zur Adoption frei gegeben wurden. Du gehörtest wohl auch dazu, weil deine Mutter sich in die freiheitliche Grundordnung verzogen und dich zurückghelassen hat? Armes Mädchen. Und die bananenlose Ernährungh hat sich bei dir sicher auch noch anders ausgewirkt. Zum Thema Menschenhandel: Den gab es zu DDR-Zeriten leider nicht, wie so vieles, was wir jetzt endlich haben. Kinder wurden zu DDR-Zeiuten nicht verkauft. Das ist eine Erscheinung, die nur in der Freiheit möglich ist. Man lernt eben immer noch dazu, oder?

Kurz: Du weißt über die DDR nur das, was du du von den jetzigen Medien und durch die Quatscherei anderer, die die DDR auch nicht kennen, vermittelt bekommst. Du hast also keine Ahnung, Wissen schon gar nicht.

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Durch nunmehr über zwanzig Jahre Bundesrepublik ist endlich mein ostalgisch nostalgischer Blick auf meine DDR-Jahre einer freiheitlich-demokratischen Sicht gewichen, die mich noch im Nachhinein schaudern lässt, ob meiner schlimmen Qualen in Springers Gänsfüßchenland „DDR“.

Auch, wenn es kaum zu glauben ist, der Tag in der DDR begann am frühen Morgen. Geweckt wurde man vom Rasseln der Ketten, die der familieneigene Stasispitzel löste, um allen das Signal zum Aufstehen zu geben. Mit einem inbrünstigen Absingen der „Internationale“ vor der mit Hammer, Zirkel, Ährenkranz und einem roten Stern geschmückten Parteiecke wurde das Frühstück eingeleitet. Das bestand aus Brötchen, Käse, Wurst und roter (!) Marmelade. Das unbändige Verlangen nach Bananen wurde mit einem Blick in die aufgehende Sonne gestillt, die infamer Weise im Osten aufging, dabei rot war und später im Westen untergehen musste. Diese DDR-Propaganda verfolgt mich noch heute.

Männer und Frauen mussten für Geld arbeiten, weil demokratische Segnungen, wie Hartz IV, in dieser Diktatur völlig fehlten. Deshalb wälzten sich Heerscharen in die Betriebe und Verwaltungen und mussten dazu sozialistische Einheitsmassenverkehrsmittel benutzen, wofür die Stasiknechte auch noch 15 bis 20 Pfennige haben wollten.

Die Kinder gingen in die Schule, wo sie so gequält wurden, dass sie bereits vier Monate nach der Einschulung Lesen und Schreiben konnten, dafür aber unfähig waren, ihren Namen zu tanzen. In der ersten großen Pause mussten sie Schulmilch oder Kakao trinken, wofür ihnen der entmenschlichte Staat 20 Pfennige abpresste. Mittags gab es die Schulspeisung, an der Kinder von linientreuen Eltern teilnehmen mussten, weil die Rabeneltern zu faul waren, für die lieben Kleinen selbst zu kochen und lieber arbeiten gingen. Das Geld für Schulspeisung war so gering, dass mir der Preis glatt entfallen ist. Errungenschaften des modernen Sozialstaates, wie die“ Arche“, Suppenküchen und Tafeln gab es in diesem Unrechtsregime nicht.

Kinder wurden in Horten gezwungen, Hausaufgaben zu machen und das auch noch unter Aufsicht und mit Hilfe. Akademikerkinder mussten mit Proletenbälgern zehn Jahre in die gleiche Klasse gehen, ohne ihr naturgegebenes Recht auf Abgrenzung ausleben zu können.

Jeder Schulabsolvent musste Abitur machen oder einen Beruf lernen. Der Gipfel der Infamie war aber der, dass man nach der Lehre auch noch einen Arbeitsplatz bekam. SED-Knechte in den Betrieben sichteten die Beschäftigten und delegierten Arbeitskräfte zur Weiterbildung. Niemand durfte das freiheitliche Gefühl auskosten, sich Sorgen um seine Arbeit und damit um seine Existenz machen zu müssen.

Nach der Arbeit und der Schule wurden die Kinder in Sportvereine geschickt oder mussten ihre Zeit im freien Spiel totschlagen. Gameboys, Spielekonsolen, Egoshooter, Splattermovies usw. für eine sinnvolle Freizeitgestaltung gab es nicht. Bewusstseinserweiternde Drogen gab es nicht, weil die süchtig machen und die Mangelwirtschaft eine regelmäßige Versorgung damit nicht sicherstellen konnte. Als Ersatz gab es Rotlichtbestrahlung, aber die machte nicht süchtig.

Abends mussten alle die neuesten Beschlüsse der Partei- und Staatsführung auswendig lernen. Der Familienstasibeauftragte fragte das dann ab und wer das nicht zur Zufriedenheit konnte, musste barfuß ins Bett. Vorher mussten aber die Kinder zur ideologischen Indoktrination den Sandmann gucken. Es soll sogar Horroreltern gegeben haben, die Kindern abends noch Märchen erzählt haben, anstatt die Wahrheit.

Du siehst also, es war schlimm, schlimm, schlimm!

nonentity  19.04.2012, 22:34

Endlich mal einer, der die Wahrheit sagt! Genau so war es.:):):)

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babulja  19.04.2012, 22:51
@nonentity

ExFlottiLotti und Nonentity - das Problem ist, dass dies keinen mehr hier so richtig interessiert und die Verfälschungen und Verzerrungen immer mehr in den Vordergrund rücken -

мать моя!

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VivaAMD  02.05.2012, 19:49

100 Daumen hoch!

Das musst Du an die jW schicken!

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Blueberry117  05.03.2018, 11:07

Ja genau und die Kinder mussten am Wochenende immer um 17:00 Uhr ins Bett gehen damit sich das gelernte in ihren Köpfen absetzt

hahahahhha genau .....👏 Kannst ne Ausbildung zum Märchenerzähler machen ..... 😂

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Nick089  05.03.2018, 18:20

Jemand hat das ganze im Referat heute in der Schule geschrieben und dank dir hat der jemanden eine 5 bekommen.

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Ich bin zwar im Westen aufgewachsen und kein Ossi, aber der Tagesablauf wird genau so wie bei uns gewesen sein, die Leute sind zur Schule, Arbeit etc. gefahren, sie sind am Wochenende zum Fußball gegangen, also alles wie wir auch, nur sie konnten eben nicht verreisen, der Badeurlaub im Sommer fand an der Ostsee oder am Schwarzen Meer in Bulgarien statt, und auf ein Auto musste man eben bis 10 Jahre warten

larry2010  19.04.2012, 15:49

die kinderbetreuung war allerdings besser, auf berufstätige mütter ausgelegt.

allerdings muss man aber auch sagen, das es regionale unterschiede gab.

auf jeden fall lernt man, wenn man sich mit diesem thema beschäftigt einen menge, über die deustche geschichte.

eine freundin erfuhr neulich von mir, das nicht jeder im westen kabelfernsehen und damit auch rtl empfing, sondern dort auch über die hausantenne fernsehen geschaut wurde, mit 4 programmen.

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cewe1  19.04.2012, 15:52
@larry2010

Ach ja, das Fernsehen habe ich vergessen, die Bürger der DDR hatten zwei Programme, also DDR1 und DDR2, nahe der Grenzen empfingen viele aber das so verbotenene West-Fernsehen, umgekehrt haben wir früher aber auch die beiden DDR-Sender trotz einem anderen Farbsystem empfangen

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TelefunkenFan  18.05.2012, 20:30
@cewe1

Wann bitte war nach 1967 Westfernsehen verboten? 1964 war "Dächer frei" von der FDJ, danach kam nie wieder was. Das solltest Du dringend klar stellen. MfG...

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serien wie rentner haben niemals zeit, übern gartenzaun vermitteln einem ein gutes bild, wei es damals war. an sich nichts anders als im westen. allerdings war der soziale zusammenhalt unter den nachbarn und arbeitskollgen zum teil grösser

TelefunkenFan  18.05.2012, 20:37

Dass die Fernsehserien das wahre Bild gezeigt haben, verneine ich. Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd so b e k l o p p t war, wie Köfer und Konsorten es vorgeführt haben. Man sollte doch bitte nicht vergessen, dass das nicht das wahre Leben, sondern Comedie made in GDR vorgestellt werden sollte. Oder würdest Du "ROTE ROSEN" oder "GZSZ" als das wahre Leben bezeichnen? Ich denke wohl, nicht eben. MfG...

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