Symbiose anhand des Faultieres und Algen erklärt?

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Als Symbiose wird meist eine wechselseitige Beziehung zwischen zwei Arten bezeichnet, die für beide von Vorteil ist. In seiner ursprünglichen Bedeutung meint der Begriff Symbiose aber jede wechselseitige Beziehung, also beispielsweise auch parasitische, bei denen eine der beiden Parteien (der Parasit) einen Nutzen daraus zieht, während der anderen (dem Wirt) ein Schaden entsteht. Eine für beide Parteien vorteilhafte Beziehung sollte man deshalb besser Mutualismus nennen.

Bei Faultieren (Folivora) wachsen bestimmte grüne Algen im Fell. Der Vorteil für das Faultier besteht darin, dass es dadurch optimal im grünen Blätterdach der Baumkronen getarnt wird (Krypsis). Fressfeinde wie z. B. Jaguare oder die Harpyie können das Faultier somit schwerer entdecken. Die Algen profitieren von der Symbiose mit den Faultieren, weil sie von den Faultieren gewissermaßen ans Licht getragen werden. Unten auf dem Waldboden käme durch das dichte Blattwerk keine Sonnenstrahlung in ausreichender Menge mehr an. So dachte man zumindest lange.

Die Wirklichkeit ist noch viel komplexer und faszinierender. Und in Wahrheit gehören auch nicht nur zwei Parteien zu dieser Symbiose, sondern gleich drei - eine echte Dreiecksbeziehung! Neben den Dreifingerfaultieren (Bradypus variegatus) und den Grünalgen der Gattung Trichophilus spielt noch die Mottengattung Cryptoses eine Rolle.
Forscher haben den Mageninhalt der Faultiere untersucht und dabei festgestellt, dass sie die Algen in ihrem Fell als besonders energiereiche und leicht verdauliche Zusatznahrung zu ihrer kargen Blätterdiät aufnehmen. Die Algen haben einen bis zu fünf Mal höheren Fettgehalt als Blätter und weil ihre Zellwände weniger Cellulose enthalten, sind sie leichter zu verdauen.
Etwa ein Mal pro Woche steigt das Dreifingerfaultier von seinem Baum auf den Boden, um dort sein Geschäft zu verrichten. Die Motten legen ihre Eier in die Kothaufen, die aus ihnen schlüpfenden Raupen ernähren sich dann vom Kot und krabbeln später in das Fell der Faultiere. Die an ihnen haftenden Kotreste gelangen in das Fell und düngen so die Algen, die vor allem durch die daraus resultierende Stickstoffzufuhr besser wachsen können. Auf diese Weise profitieren alle drei: Faultier, Motte und Algen. Und streng genommen sind es sogar vier Parteien. Im Fell leben nämlich auch Pilze, die sich von abgestorbenen Motten ernähren und den Stickstoff aus der Zersetzung den Algen zukommen lassen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig